von Any1217
Lena ist Anfang 30, verheiratet und hat eine 5 jährige Tochter. Ihr Mann ist Geschäftsleiter einer Baufirma und wenig zu Hause. Mit ihrer Familie wohnt sie in einem ruhigen Neubauviertel einer kleinen Stadt. Ihr Leben verläuft in ruhigen, geradlinigen Bahnen. Bis ein junges, lesbisches Pärchen direkt in eine Wohnung gegenüber einzieht. Von da an verläuft einiges nicht mehr so ruhig und geradlinig - Lena's heile Welt gerät ins wanken.
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Teil 1
Wie jeden Morgen stand ich kurz nach 6 zusammen mit meinem Mann Thomas auf. Mia, unsere Tochter, schlief noch. Bis ich sie in den Kindergarten bringen musste, war auch noch Zeit. "Hast du gehört, dass die zwei Frauen, die gegenüber eingezogen sind, ein Paar sein sollen?" fragte mich Thomas am Frühstückstisch. "Ja, Mirjam hatte da was erwähnt - aber hätte man sich auch denken können. Ich finde die eine sieht schon recht maskulin aus. Auch wenn das natürlich nicht immer was zu heißen hat." erwiderte ich. "Hmm, stimmt." brummte Thomas und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.
Nachdem Thomas aus dem Haus war, weckte ich Mia und machte sie für den Kindergarten fertig. Als ich Mia abgeliefert hatte, ging ich auf dem Rückweg noch beim Bäcker vorbei. Mit frischem Gebäck bog ich in unsere Straße ein. Ich hatte gerade den Schlüssel aus meiner Handtasche gekramt, als mir von gegenüber die beiden Frauen winkten, die vor einigen Tagen eingezogen waren. Da wir uns noch nicht begrüßt hatten, ging ich zu ihnen hinüber und stellte mich vor. "Hey, ich heiße Marie - das ist meine Partnerin Manuela" sagte die feminin aussehende der beiden. "Du kannst ruhig Manu sagen" meinte die maskulinere. Erst jetzt fiel mir auf, dass Manu aus der Nähe eigentlich schon recht weibliche, weiche Gesichtszüge hatte. "Freut mich, euch kennen zu lernen - wollt ihr ein bisschen Gebäck? Ich war gerade beim Bäcker" ich hielt die Tüte in die Höhe. "Gern, komm doch mit rein - bei uns herrscht allerdings noch etwas Chaos" sagte Marie. Da ich heute Vormittag keine Termine hatte und nicht arbeiten musste, nahm ich das Angebot an.
Die Wohnung der beiden war im Vergleich zu unserem Einfamilienhaus um einiges kleiner. Vielleicht wirkte sie auch deshalb besonders gemütlich, wenn auch überall noch Kartons herum standen. Auf einem Sideboard stand ein Foto von Marie, die Manu einen verliebt wirkenden Kuss auf die Wange gab. Marie war sehr hübsch, groß und schlank. Ihre langen, fast schwarzen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Auch ihre Gesichtszüge waren wie die von Manu sehr weich und feminin. Manu hatte sehr kurze, wasserstoffblonde Haare und grüne Augen. Sie war übersät mit Tattoos und Piercings, trug zudem eine dick umrandete, modische Brille. Sie war um einiges kleiner als Marie und wirkte etwas stämmiger, muskulöser.
Marie bot mir an, mich zu setzen. Wir nahmen am winzigen Esstisch platz, wobei Manu mit einem Hocker vorlieb nehmen musste. "Wir haben nur die zwei Stühle" zuckte sie mit den Schultern und grinste. Während wir aßen, erfuhr ich, dass die beiden bereist seit 6 Jahren ein Paar waren. Genau so lang war ich mit meinem Mann verheiratet. Manu war Ende, Marie Mitte 20. Ich erzählte ein wenig von mir, dass ich zwei mal die Woche für ein paar Stunden am Vormittag in einem Büro arbeite und mich ansonsten um unsere Tochter kümmere. Marie erzählte, dass sie Altenpflegerin ist und Manu in einem Fahrradladen arbeitet. Da mittlerweile bereits über eine Stunde vergangen war, verabschiedete ich mich von den beiden und umarmte sie. Manu wirkte etwas steif, ganz anders als Marie, deren Umarmung sehr herzlich war. "Es hat mich sehr gefreut Lena, du kannst gerne mal wieder vorbei kommen wenn dir mal langweilig ist!" sagte Marie. "Sehr gern" erwiderte ich.
Als ich wieder zu Hause war, dachte ich mir, wie nett die beiden doch waren und wie schön ich es fand sie als neue Nachbarn zu haben. Ich freute mich schon darauf, sie wieder zu sehen.
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