Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




stories » details

ohne Titel

von KR_L


Manchmal kann ich einfach nicht schlafen, mein Verstand weigert sich, einePause zu machen, dann ich sehe dich an, wie du eingrollt neben mir liegst, das einzige Geräusch dass ich höre ist dein Atem, ganz leise und regelmäßig.

Ich sehe dich an, dein Gesicht, das im Schlaf einen Ausdruck hat, den ich imwachen Zustand noch nie an dir gesehen habe. Er steht dir, dieserGesichtsausdruck. So ruhig und entspannt, so völlig im Klaren mit dir undAllem um dich herum. Aber irgendwie auch sehr weit weg, auch von mir. Fremdsieht es so aus, dein Gesicht, so als wäre es gar nicht deines. Sondern daseiner Fremden, einer Frau die ich nicht kenne, die ich wohl auch nie kennenwerde.
Mein Blick streicht von deinem Gesicht über deinen Hals und über deinenKörper, über dessen Konturen, die hügelige Landschaft, die sich rhythmischhebt und senkt, die ich unter der Decke und in der Dunkelheit eigentlichkaum sehen kann. Diesen sanften Körper den ich so gerne berühre und küsse.
Ich erinnere mich an den salzigen Geschmack deiner Haut, ihren Geruch.
Die kleinen Stellen, die unter der Decke hervorlugen sind so hell, dass siealles Licht in dem Zimmer zu absorbieren scheinen.
Du schläfst tief und fest und weißt nicht dass ich dich stundenlang einfachnur ansehe ohne über irgendetwas Bestimmtes nachzudenken, ich habe dir niedavon erzählt.
In diesen Momenten fühle ich mich einsam. Du schläfst.
Bist nicht hier beimir. Sondern woanders. Dort wo du dieser Mensch, mit diesem fremden Gesichtbist und nicht weißt, dass es mich gibt, dass ich hier bin und mich jedeSekunde die verstreicht verlorener fühle.
Dann bekomme ich Angst. Angst davor, dass eines Tages eine kalte Mulde dasein wird, wo du gerade noch schläfst. Davor dass ich aufwache und weiß dassniemand hier ist, der mich am Morgen mit diesem verschlafenen Grinsenbegrüßt, dass mich auf unerklärliche Weise immer wieder glücklich macht.

Angst ist ein komisches Gefühl. Es geht einem gut, man denkt über allemöglichen Dinge nach und plötzlich fühlt man sich nicht mehr unbeobachtet.
Da ist etwas, dass sich in meine Gedanken einschleicht. Ganz unauffällig.
Aber dennoch unübersehbar. Unüberhörbar.
Ich denke was wäre wenn und schon fühle ich ein Ziehen in meinem Bauch.
So ähnlich fühlt es sich an, wenn dein Gesicht sich nur ein ganz kleinesStück vor meinem befindet und sich deine Lippen ganz langsam, so als wüsstensich nicht genau wo sie hinwollen, meinen nähern. Nur eben mit demUnterschied, dass ich weiß, was sie wollen.
Von der Angst weiß ich das nicht. Sie breitet sich immer weiter aus vomBauch über jede Rippe klettert sie hoch. Und braucht dabei soviel Platz,dass mir das Atmen wie etwas sehr Mühseliges vorkommt.
Hat sie es sich erstmal gemütlich gemacht, zwischen meinen Rippen will siesofort ihr Herrschaftsgebiet erweitern und zettelt einen Krieg an. EinenKrieg in meinem Kopf, einen, den ich meistens verliere, sodass die Angstihre Diktatur über mich errichten kann.
Ich bekomme Angst vor der Zukunft, vor dem was mich wohl erwarten wird. Wasoder wer mich verletzen wird. Werde ich mein Leben verschwenden und am Endeauf eine Reihe sinnloser Begebenheiten zurückblicken, aufBedeutungslosigkeiten? Was wird alles völlig falsch laufen und im totalenChaos enden?
Ich bekomme Angst dich zu verlieren. Nie mehr glücklich zu sein.
Ich bekomme Angst vor dem Gestern. Was alles völlig falsch gelaufen ist,dass mich im Heute wieder einholen wird.
So wird das Heute eine noch schlimmere Bedrohung als das Gestern und dasMorgen zusammen. Es ist soviel näher. Ich will das Heute vergessen, kneifemeine Augen zusammen und warte darauf, dass die Zeit verschwindet, abernichts passiert. Stattdessen hat sich die Angst nun perfider Weise weitergeschlichen und sagt mir nun dass auch die Dunkelheit etwas ist dass ichfürchten muss. Angst vor Etwas Ungreifbarem, dass einfach nichts Gutes seinkann. Was wenn aus der Dunkelheit etwas, jemand erscheinen würde, der mirnun tatsächlich Böses will?
Ich mache die Augen wieder auf und starre an die gegenüberliegende Wand, dieich eigentlich nicht sehen kann. Als ob ich so erkennen könnte, obtatsächlich etwas auf mich zukommt und mich ein klitzekleine Fetzenzerreißen will. Als ob das etwas helfen würde.
Angst, vor Irrationalen Dingen, die ich selbst nicht definieren kann und dievielleicht genau deshalb so Furcht einflößend ist, gesellt sich zu denanderen Ängsten. Ich wage es nicht mich auch nur einen Millimeter zubewegen. Ich beginne zu zittern. Es wird heiß unter der Decke. Du bewegstdich.
Und ich erinnere mich wieder daran, dass du da bist. Ich zwinge die Angst indie Knie und schiebe die Decke ein Stück zurück.
Ich komme mir ungeheuer mutig und zugleich ungeheuer lächerlich vor. Ichwürde vielleicht lachen, wenn ich nicht wüsste, dass ein letzter brodelnderRest in meinen Gehirnwindungen darauf warten würde, dass mein neuerrichteter Schutzwall Risse bekommt. Ich könnte trotzdem lachen, aber daswäre kein gutes Lachen, sondern ein bizarres, das mich erschrecken würde,könnte ich es hören. Also lasse ich es und denke stattdessen an warme,schöne Dinge die ich erlebt habe.
An den Moment, als wir uns das erste Mal geküsst haben. Zu Silvester aufdieser Hütte einer Schulfreundin. Ich wollte zum Rauchen nach draußen gehenund obwohl du Zigaretten eigentlich nicht ausstehen kannst, bist dumitgekommen.
Da saßen wir auf zwei umgekippten Bierkisten, mit einem Glühwein und ich mitmeiner Zigarette und redeten über den Traum, den du am Tag davor hattest.
Irgendetwas mit einem wildgewordenen Eichhörnchen vor dem du flüchtenmusstest. Bei unseren Interpretationen kichern wir wie blöde. Du behauptest,dass Eichhörnchen wäre ein Symbol für diesen Typen, der dir damals ständighinterhergewatschelt ist und beschwerst dich, dass so ein Anhang sämtlichepotentielle Flirts verschrecken würde. Ich ziehe fragend meine Augenbrauenhoch und du beteuerst mit einem schiefen Grinsen, dass das ziemlichfrustrierend wäre. „Ach ja?“ frage ich und du siehst mich plötzlich ganzernst und mit einem merkwürdigen Blick an und sagst ganz leise „ja“, so dassman es schon fast nicht mehr hören kann.
So sitzen wir eine Weile da, wie lange weiß ich nicht mehr. Ich drücke meineZigarette aus und drehe meinen Kopf wieder in deine Richtung, weil ich dichfragen will, ob wir vielleicht wieder in die Hütte gehen sollen aberirgendwie stecken die Worte in meinem Hals fest und ich bringe nicht mehrals ein „ähm“ zu Stande. Du sagst auch nichts und mir fällt plötzlich auf,wie nah sich unsere Gesichter sind.
Ganz langsam hebst du deine Hand und streichst mir eine Haarsträhne aus demGesicht. Das bringt unsere Gesichter noch näher zusammen und ich willwirklich etwas sagen, will grinsen und einen Scherz machen, aber stattdessenüberwinde ich die restliche Entfernung zwischen uns und küsse dich.
Eigentlich war das noch gar kein richtiger Kuss, weil meine Lippen Deine nurganz leicht streifen. Ich zögere, weiß nicht genau, was da gerade passiertist und gebe wohl irgendeinen Laut von mir, denn du legst mir den Finger,der gerade noch die widerspenstige Haarsträhne zur Ordnung gerufen hat aufdie Lippen. Du flüsterst „sag jetzt bitte nichts…“ und diesmal bist du es,die den die Strecke zwischen uns überquert. Diesmal streifen sich unsereLippen nicht nur, ganz schüchtern begrüßen sie sich. Deine Lippen sind warmund weich, sie schmecken nach Glühwein. Meine Lippen werden plötzlichselbstständig und werden mutiger, bis wir uns plötzlich in einer heftigenKnutscherei wieder finden. Ich stelle verwundert fest, dass sich das nochnie so gut angefühlt hat. Ich möchte dich am liebsten auffressen, so nahwill ich dir sein, also beiße ich leicht in deine Unterlippe. Ich fühle wiedu grinst und küsse weiter. Ich küsse deine Ohren, wobei du wieder kichernmusst, deinen Hals, in den ich auch kurz beißen muss und überhaupt würde icham liebsten gar nicht mehr damit aufhören und du wohl auch nicht, alsplötzlich die Türe aufgeht.
Es ist dein Anhang höchstpersönlich und er macht ein dermaßen verwirrtesGesicht, dass ich mir ein Grinsen nicht verkneifen kann.
Nachdem ererfolglos versucht hat, einen zusammenhängenden, sinnvollen Satz zuproduzieren, platze ich dann wirklich mit dem Lachen heraus. Er schaut etwaskonsterniert, so wie du, aber dann musst du auch lachen und auch bei ihmzeichnet sich ein, wenn auch immer noch etwas verwirrtes, Grinsen ab.
Ich liege im Bett und strahle glückselig vor mich hin.
Klar gab es danachauch schwierige Situationen, unschöne Situationen, aber im Moment scheinendie für mich nicht zu existieren. Somit ganz und gar siegreich über dieAngst, sehe ich dich noch einmal an, rolle mich zusammen und schließe meineAugen.



copyright © by KR_L. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.



comments


total schön
mir gefällt sehr, wie du die Emotionen Angst, Verlust beschrieben hast
Nian - 24.03.2005 00:07
wunderschön
freshkiss - 12.03.2005 22:54
wow
window_of_dream - 11.03.2005 15:49
gut nachvollziehbar
Liebhaberstueck82 - 09.03.2005 07:11
schoen, finde ich !
nordlichtle - 08.03.2005 02:04

more comments


vivalavita: 30 Karat Karneval - Freitag 28.2. - 20 Uhr in Kölle - 2 Floors - Karneval - Dance/Charts - Instagram 30 karat deluxe      +++     >>> Get a ticker message for just 5,95€ for 3 days <<<