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von Kiyova
Galira
Sie beobachtet den Sonnenuntergang. Diese orange Scheibe, die hinter dem weiten Meer untergehen will. Ein angenehm kühler Wind streicht ihr durch die Haare. Vor ihr hat sie nur das Meer, den glutroten Himmel und die Sonne. Die Brücke, auf der sie steht, ist hoch genug, um die riesigen Kreuzer zum Hafen durchzulassen. Dieser ist umgeben von Hügeln, die die Brücke tragen. Nur noch die Hälfte der Sonne ist zu sehen. Ein wunderschöner Anblick. Genau deshalb hat sie sich diesen Ort ausgesucht. Die Welt soll ihr in schöner Erinnerung bleiben. Sie weiss, es wir dihr letztes Bild sein. Langsam klettert sie auf das Geländer der Brücke. Sie setzt sich hin, ganz entspannt, unter ihr der Abgrund ins Meer, vor ihr die untergehende Sonne. Ihr Entschluss steht fest. Sie ist von einer tiefen Ruhe besessen. Da hört sie von irgendwo her einen Schrei. Die Sonne lugt nur noch ein bisschen hervor. Sie dreht sich um. Drei Gestalten rennen auf sie zu. Doch die Brücke ist lang. Langsam zieht sie sich an einem Seil hoch. Nun steht sie. Ein letzter Blick zur Sonne. Sie versinkt gerade ganz in dem unendlich scheinenden Meer... für sie für immer.
Eilathan
Sie beobachtet die Sterne. Hell glitzernd stehen sie am Himmel. Keine einzige Wolke ist zu sehen, doch für sie ist der Himmel düster wienoch nie zuvor. Es ist kalt, doch sie spürt die Kälte nicht. Vom Meer her weht ein eisiger Wind, der ihr durch den dünnen Pullover direkt an die Haut geht, doch sie merkt es nicht. Sie steht auf der Brücke, vor ihr brennt eine Kerze. Ganz klein und unscheinbar. Wie hat sie das nur zulassen können? Sie hätte verhindern müssen, dass diese Kerze jetzt da steht. Tränen rinnen aus ihren Augen. Tropfen auf das Geländer. Genau zwischen zwei staubige Fussabdrücke. Sie macht sich Vorwürfe, ihr Herz will zerreissen vor Schmerz. Sie hatte ein ganzes Jahr zeit, um das zu verindern. Doch irgendwo in ihrem Kopf sagt ihr eine vertraute Stimme, sie habe getan, was sie konnte. Dafür wäre sie ihr dankbar. Doch sie will diese Stimme nicht hören. es tut zu weh. Nie mehr wird sie das Gesicht sehen, dem die Stimme gehört hatte. Sie beugt sich über das Geländer. Die Tiefe lässt sie erschauern. Erschrocken weicht sie einen Schritt zurück. Langsam sinkt sie auf die Knie und verbirgt ihren Kopf in ihrem Schoss.
Kiyova (nicht ich)
Ihre Augen wandern durch das Klassenzimmer. Immer wieder verweilen sie an dem gleichen Pult. Die Sonne scheint, das Klassenzimmer ist mit Licht erfüllt, doch sie sieht die Sonne nicht. Immer wieder muss sie den Platz anschauen. Noch gestern um die gleiche Zeit sass da noch Jemand und sah ihr zu, wie sie ass, sie selber jedoch ass nie etwas am Mittag. Nie würde sie diesen Blick vergessen. Abwesend, auf dem Gesicht einen traurigen Ausdruck. Da fällt ihr Blick auf ein schwarzes Heft, das unter diesem Pult liegt. Sofort muss sie an die Bilder denken, die sich da drinnen befinden. Nie mehr wird ein neues Bild da erscheinen. Dabei hat sie sie so gemocht. Nie hat sie das gesagt, nie ein Lob ausgesprochen. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Nie mehr... daran ist sie schuld. Sie hat es gewusst, sie hätte ads verhindern können. Sie kann es immer noch nicht fassen. Sie sieht immer noch diese Person da sitzen und fröhlich, aber schüchtern und zögernd mit ihr sprechen. Nun kann sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Genau in diesem Moment geht die Tür auf, ihre Freundin kommt auf sie zu und nimmt sie wortlos in den Arm.
Tevaila
Sie sitzt im Klassenzimmer. Der Raum ist voller Schülerinnen. Einundzwanzig mit ihr. Nein, sie sind nur noch zwanzig. Der einundzwanzigste Platz befindet sich genau vor ihr. Ihr Blick gleitet durch den Raum. Alle Schülerinnen sind am schreiben und reden, doch sie hört die vielen Stimmen nicht. Sie hat ihre Französischaufgabe vergessen. Ihr Blick bleibt auf ihrem Gegenüber ruhen. Eilathan sitzt nur da, den Blick ins Leere gerichtet. Sie hat diese Nacht nicht geschlafen, schwarze Ringe sind unter ihren Augen zu sehen. Eilathan war seit gestern nach Sonnenuntergang bis kurz vor Schulbeginn auf der Brücke. Ihr Blick schweift nach rechts und bleibt abermals hängen. Kiyova hat den Kopf in ihren Armen vergraben. Ihr Körper bebt leicht. Sie weint. Kiyova hat keine schwarzen Rigne, jedoch schon den ganzen Tag rote Augen vom weinen. Sie weiss nicht, wie sie den zweien helfen kann. Sie weiss nicht mal, ob sie selber es fertig bringt, den Schock zu überwinden und den Augenblick, als Sie den letzten Schritt tat, zu vergessen. Ihr Blick gleitet zurück zu ihrem Blatt, doch sie sieht es nicht an. Der Lehrer sagt etwas, doh sie hört ihn nicht. sie ist erfüllt von einem einzigen Gefühl. Ihre Seele schreit... schreit aus tiefster Verzweiflung.
copyright © by
Kiyova. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.
Danke.
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Es ist schön, einmal etwas von der "anderen" Seite zu lesen.
Nicht nur über die, die den letzten Schritt tun, sondern auch über jene, die über bleiben.
Es freut mich übrigens, bei dir mal Groß- und Kleinschreibung vorzufinden
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