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von jerrai
MAN KANN NICHT ALLES DENKEN WAS MAN FÜHLEN KANN.
Helldunkelgrüne vorbeiziehende Wiesen. Darüber eine strahlend blaue Decke.
Man sagt, es gibt auch Augen, die so blau sind. Graffittiverschmierte,eingefal lene Vorstadtindustrieruinen. Kontraste. Und zwischendurch diesesweite Gefühl im Bauch. Ein Anflug von Unendlichkeit. Alles Greifbare löstsich auf, verdunstet, vermischt sich auf seinem Weg ins Unglaubliche mit derLuft. Bevor ich sie gierig einatme und in meinen Lungen verteile. Wenn sichdieses Gefühl in mechanische Schwingungen umwandeln ließe, dann würden meineFinger jetzt zittern. Gedanken können vibrieren. Und sich aufschaukeln.Anschwellen. Abschwellen. Ein letztes Erdviertel und Wolken wieGedankenfetzen und der Wunsch zu singen. Monolog mit mir. Die Welt ist einFenster und Gelassenheit eine anmutige Form des Selbstbewusstseins. Bleibdoch so, mein Leben. Bleib so gut. Es wird dämmrig. Es ist erstaunlich, wiesehr Zugfahren mein Wohlbefinden steigert. Egal, was war, bevor ich in denZug stieg. Rückwärts zugfahren noch viel mehr. Kaffee gibt mir ein Gefühlvon Aussteigermentalität. Kurz innehalten. Schluck für Schluck. Raus aus derZeit. Wenn man wenig davon hat. Tee. Wenn man viel hat. Kaffee heißt, fürsich alleine zu schweigen. Tee heißt, gemeinsam schweigen. Zusammen in sichhinein zu lauschen. Ich liebe es, mit den Fingerspitzen über meinen Kopf zustreichen und wenn an den Berghängen Nebelschwaden hängen und zuhören, wennmir jemand sagt, dass ich in manchen Augenblicken etwas von James Dean anmir habe. Ich erinnere mich gerne an meinen grünen Nickipulli und genießedie Momente, in denen ich mir einfach umwerfend vorkomme. Das Wort"wundersam" soll gewinnen und alle Menschen sollten nur noch rückwärtsfahren, wenn sie im Zug sitzen. Ich sehne mich nach der Ostsee und will eingroßes ü mit den Füßen in den Sand malen. Ich möchte sprachlos sein und mitgroßen Augen jemanden anschauen, weil gerade etwas vollkommen unerwartetesgeschehen ist. Drama in fünf Akten. Finale Schlusspoetik. Der Vorhang fällt.Rot. Hinten, in einer der letzten Reihen, fängt jemand an zu klatschen. Dieeine Hälfte glücklich, die andere Hälfte nicht.
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