von Taishi
Es ist Montagabend, dreiundzwanzig Uhr, und ich warte darauf, dass sie on kommt.
Sie ist eine gute Freundin von mir. Anfangs hatten wir mehr über Freundin zu tun, aber nachdem sie mich, geflasht von Torchwood, darum bat, ihr Jack Harkness zu cosplayn, stehen wir ständig in Kontakt.
Ab und an schrieben wir abends über msn ein paar Stunden miteinander über Gott und die Welt. Dabei auch über Torchwood, und wie süß Jack und Ianto doch sind, dass sie unbedingt Ianto machen möchte. Auch wenn ich kein großer Fan davon bin, reale Charaktere zu cosplayn, sagte ich ihr zuliebe zu.
Anderer Tag, anderes Gespräch, andere Person. Meine Schwester hat mich im Chat angeschrieben, was ich eigentlich von diesem Mädchen halte, mit dem wir beide befreundet sind. Ich überlegte, wie sie wohl so plötzlich auf diese Frage komme und hakte nach. „Ach, nur so, kennst mich ja.“, kam die Antwort, und ich dachte mir nur ja, ich kenne meine Schwester, und sie fragt ständig solche Dinge, und meint ich wisse nicht, dass sie Hintergedanken dabei hat.
Es gab nur eine schwammige Antwort und ich fuhr am Tag darauf nach Hamburg.
Schon traurig, jetzt kann ich von Donnerstag bis Samstag nicht mit ihr schreiben, weil in der Ferienwohnung kein Internet ist, dachte ich mir todunglücklich.
Im Zug plötzlich eine SMS von ihr: „Liebe an dich mein glen >33“
Solche SMS sind nichts ungewöhnliches für sie, aber ich erwische mich dabei, wie ich grinsend vor meinem Handy sitze. Die ganze Zugfahrt über schreibe ich mit ihr, bis wir abends in der Ferienwohnung ankommen und bei Wein ein paar Gesellschaftsspiele spielen. Ich kann dabei unhöflicher weise mein Handy nicht aus der Hand legen und wir schreiben darüber, dass wir demnächst auch einmal zusammen Wein trinken müssten.
Am nächsten Morgen kam wieder die erste SMS von ihr, ob ich schon wach sei. An diesem Tag war ein Shopping-Bummel durch Hamburg geplant, bevor es abends zu Smackdown ging, der Veranstaltung, weswegen ich überhaupt erst in Hamburg war. Auch sie mag Wrestling und ständig schrieb ich ihr, wäre gerade im kämpfte, und wie der Kampf ausging – und plante nebenbei einen Torchwood-Abend am Samstag bei mir zu Hause.
Dieser Abend endete mit „heißen“ SMS, die wir uns nur leider in der Rolle von Jack und Ianto einander schrieben – ich hatte nun nach zwei Tagen schon weit über hundert SMS von ihr und freute mich einen Keks.
Auf der Zugfahrt Samstag wieder nach Hause schrieben wir uns weiter, erst als Ianto und Jack, dann darüber, wie es uns bisher mit unseren Ex-Freundinnen erging, wie unsere Eltern, Verwandte, Freunde mit unserem Outing klargekommen sind und vieles mehr. Schließlich fragte ich sie, ob wir am Abend nicht telefonieren wollten. Gesagt, getan, lag ich abends um viertel nach sechs auf meinem Bett mit dem Telefon in der Hand und rief sie an.
Wir redeten über alles, was uns einfiel, über unseren schönsten ersten Kuss mit jemandem, und so ziemlich noch einmal alles ausführlich, was in den SMS zu kurz kam. Nach vier Stunden und fünfundfünfzig Minuten war der Akku ihres Telefons leer. Da wir beide währenddessen schon lange bei msn online waren, um uns gegenseitig Links zu schicken, begannen wir zu camen, bis nach zwei Uhr nachts. Müde verkrochen wir uns in unsere Betten.
Am nächsten Tag wieder eine SMS von ihr: „>3333“
Ich starre wieder grinsend mein Handy an und schicke ihr ein „<3“ zurück. Wieder beginnen wir hin und her zu schreiben und wie wir beide feststellen, sollte es nur ein Gammeltag für jeden werden und wir verabredeten uns wieder zum telefonieren. Wieder gab ihr Telefon nach vier Stunden und fünfundfünzig Minuten den Geist auf und wir schrieben bis nach zwei Uhr SMS miteinander, bis wir schließlich schlafen gingen.
Heute Morgen schrieb ich ihr zuerst, noch als Antwort auf die letzte SMS, die in der Nacht von ihr kam. Wir schrieben den ganzen Tag miteinander, während sie einkaufen war, während ich ein Seminar an der Uni überstehen musste, während ich einkaufen war, während sie mit den Hunden draußen war.
Plötzlich kam die SMS von ihr, dass ihr Frei-SMS für den heutigen Tag aufgebraucht seien. Nachdem ich fragte, was ich denn jetzt mit meiner Zeit machen solle, schrieb sie, dass auch sie jetzt nur rumgammeln könne. Ich fragte, wir telefonieren wollten und es kam nichts mehr. Traurig hab ich mich auf meinem Bett zurückgelegt und den Fernseher angemacht. Nach etwa zehn Minuten klingelt mein Handy. Sie ruft an. „Magst du mich auf Festnetz anrufen?“ Natürlich bejahte ich ihre Frage und rief sie sofort zurück. Sie entschuldigte sich vielmals, dass ihr Handy plötzlich gar keine SMS mehr versenden wollte und wir telefonieren wieder. Nach anderthalb Stunden wurden wir von ihrem Vater unterbrochen, der kurz das Telefon brauchte. Wir verabredet, rief ich sie zehn Minuten später wieder an.
Dieses Mal hielt ihr Akku nicht mehr so lange und sie musste schon nach zwanzig Minuten das Telefonat abbrechen, aber sie versprach, bei msn online zu kommen. Und nun sitze ich wie ein verliebter Teenager vor meinem PC und warte, dass sie on kommt und schreibe stumpf diese Geschichte auf, die hoffentlich noch lange nicht zu Ende ist.
Am Wochenende treffen wir uns zum Shooten, Martinilaufen, Weintrinken und Torchwoodgucken.
copyright © by
Taishi. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.