von cosimaNRW
Leider hat´s wieder länger gedauert. Vorweg: es ist auch etwas holprig geworden, da ich es ungefähr drei Mal umgeschrieben habe XD
Aber ich wollte dieses Kap auch endlich fertig kriegen.
Kapitel 5:
Herz du gewinnst, Kopf ich verliere
„Hey Anika, kommst du mit raus, eine rauchen?“, brüllte Isa gegen die Musik an.
Anika ersparte sich das schreien und nickte nur. Isa hatte sie wieder zum feiern überredet. Was nicht schwer gewesen war. Anika willensschwach nachgegeben.
Draußen sog Anika die kühle Luft ein und genoss es, wie der Qualm ihre Lungen füllte. Ihre Wangen glühten vom tanzen. Obwohl es draußen viel zu kalt für August war, schwitzte sie.
Isa strahlte sie an.
„Wir lange ist das her, das wir so viel Spaß zusammen hatten?“
„Ich kann nichts dafür, dass du immer jemanden mitbringst, oder eine kennen lernst und dann verschwindest. Du lässt mich ja immer alleine zurück!“
Isa sah gespielt schuldbewusst drein.
„Ich bin halt nicht gern alleine.“
„Und warum begnügst du dich heute nur mit mir?“, fragte Anika in einem süffisanten Ton.
Isa blickte auf den Boden und ihre Ohren begannen rot zu glühen. Annika begriff sofort was dies zu bedeuten hatte.
„Du triffst dich nachher noch mit Franzi, oder?“
Bei der Leuchtkraft ihrer Ohren, hätte Anika sie nun als Ampel einsetzten können.
Anika kreischte vor Freude und umarmte Isa überschwänglich.
„Meine Isa, ist verliebt!“, trällerte sie dabei.
„Ist das denn so offensichtlich?“, fragte Isa verlegen.
„Ist schon selten genug, dass du eine mehr als einmal triffst. Aber spätestens wenn deine Ohren rot anlaufen, ist was im Busch.“
Isa griff sich erschrocken an die Ohren.
„Was? Oh Gott ist das peinlich!“
„Weiß ja niemand außer mir.“, zwinkerte sie ihr zu. Das Isa verliebt war, freute Anika über alles. Meistens verlor sie bei ihren Liebschaften nur ein Kleidungsstück, dass sie ihr Herz an einer verlor, war eine Seltenheit.
„Lass uns wieder rein gehen.“
Anika schnippste ihren Zigarettenstümmel weg und zog Isa mit sich. Drinnen brauchte Anika nur ein paar Töne zu hören und sie wusste was gespielt wurde.
„Ich liebe dieses Lied!“, mit diesen Worten eilte sie zur Tanzfläche. Anika hatte mittlerweile ihre Ressortiments gegen das Tanzen abgelegt. Ihr Alkoholpegel war so hoch, sie hätte auf jedes Lied getanzt. Nun aber warf sie sich begeistert in die Menschenmenge. Beim tanzen viel ihr Blick kurz auf ein Pärchen neben ihr. Zumindest nahm sie an, dass es ein Pärchen war, so wie sie zusammen tanzten. Eine von ihnen hatte blau gefärbte Haare, was schon auffällig genug war.
Aber Anikas Aufmerksamkeit galt mehr ihren Bewegungen. Sie hatte sich etwas Platz auf der Tanzfläche gemacht und tat gerade so, als würde sie ein imaginäres Lasso, nach ihrer Freundin werfen und zu sich ziehen. Anika konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
Ihre Partnerin lächelte schüchtern und schüttelte leicht den Kopf. Ihre schwarzen Haare fielen ihr ins Gesicht.
Dieses Lächeln fesselte Anika.
Schade, dass sie eine Freundin hat, schoss es ihr durch den Kopf.
Über diesen Gedanken musste Anika lächeln. Isa würde jetzt freudig rufen: Yes! She is back!
Sie beobachtete die beiden weiter. Es war herrlich anzusehen, wie sich die Blauhaarige abmühte ihre Freundin zu beeindrucken. Doch diese lächelte immer nur schüchtern und blieb etwas auf Abstand. Anika runzelte die Stirn. Vielleicht war sie doch nicht ihre Freundin? So, oder so, Anika wollte sich dieser hoch engagierten Dame nicht in den Weg stellen. Im Gegenteil. Wer sich so bemühte, dem sollte man doch etwas entgegen kommen. Anika tanzte hinter der Schwarzhaarigen und stubste sie kurz an. Sie drehte sich sofort zu ihr um. Anika nickte mit dem Kopf in Richtung „Cowgirl“ und lächelte sie aufmuntern an.
„Gib ihr doch ´ne Chance. Sie legt sich echt ins Zeug.“
Wieder dieses Lächeln, dieses Mal weniger schüchtern.
„Das ist nur ein Spaß zwischen uns.“, mit den Worten dreht sie sich wieder ihrer Tanzpartnerin zu.
Anika war etwas verdutzt.
Also lief nichts zwischen den beiden.
Plötzlich stand das Cowgirl direkt vor ihr und griff nach ihrer Hand. Anika war etwas überrascht, ließ sich aber führen. Sie ließ Anika eine Drehung vollführen, ließ sie jedoch bei der Hälfte plötzlich los. Ehe sie sich versah landete sie in den Armen ihrer Freundin. Anika schenkte ihr ein schüchternes Lächeln und versuchte wieder in den Takt der Musik einzusteigen.
Oh Gott, was hab ich mir da nur eingebrockt!
Anika war auf einmal extrem unsicher. Sie fühlte sich als wäre sie mit einem Schlag nüchtern geworden. Auch ihr Gegenüber schien etwas unsicher beim tanzen. Anikas Füße verwandelten sich in zwei Linke und sie hörte auch die Musik kaum noch. Ihre vorige Lockerheit war wie verflogen und hatte der Unbeholfenheit Platz gemacht.
„Wollen wir raus gehen; rauchen?“
Erleichtert, vom tanzen erlöst zu sein nickte sie. Isa hatte sie in dem Moment vollständig vergessen. Diese hatte sich, das Schaupsiel von der Theke aus angesehen und beobachtete sie nun grinsend.
Die Dunkelhaarige nahm sie an die Hand und schlängelte sich mit ihr im Schlepptau durch die Menschen nach draußen. Die Wärme, die von ihrer Hand ausgehen verursachte ein Kribbeln in ihrem Magen.
Was ist denn in letzter Zeit mit mir los?! Reagiere ich jetzt auf jede Frau so, die mich berührt?
Draußen angelangt, ließ sie ihre Hand wieder los. Anikas Hand fühlte sie ungewohnt kalt an. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme. Schnell verschränkte Anika sie vor der Brust, damit ihrer Begleitung nichts auffiel.
„Rauchst du überhaupt?“
Anika sah sie verdutzt an.
„Natürlich.“
Obwohl sie eigentlich gar nicht rauchen wollte, begann sie in ihrer Tasche zu kramen.
„Ich heiß übrigens Nicki.“
„Anika“, ihre eigene Stimme kam ihr plötzlich krächzend vor.
Ihre Augen hafteten wieder auf Nickis Lächeln. Jetzt vielen ihr erst die Sommersprossen und die hellen Augen auf, die einen starken Kontrast zu den pechschwarzen Haaren bildeten.
Nicki griff in ihre Tasche und holte ihr Handy heraus. Sie schien ein paar Nachrichten zu schreiben. So konnte Anika sie anstarren, ohne dass sie etwas davon mitbekam.
Sie ist wirklich bildhübsch.
Anika fühlte sich ein bisschen, wie ein Einsiedler, der Jahre lang auf einer einsamen Insel verbracht hatte und nun wieder in die Zivilisation zurück gekehrt war.
„Deine Freundin von vorhin. Du sagtest, dass wäre nur Spaß mit euch. So wie ihr getanzt hattet, dachte ich da wäre mehr.“
Nicki blickte kurz auf und grinste sie schief an.
„Nein, zwischen uns läuft nichts. Sind nur Freunde.“ Sie war anscheinend endlich fertig mit ihrem Handy und packte es wieder in ihrer Handtasche.
„Du bist doch auch mit einer Freundin hier, oder?“
Anika sah sie verdutzt an.
„Ja, woher weißt du das?“
Gut, die meisten hier sind nicht alleine gekommen.
„Ich hab´ euch vorhin tanzen sehen.“
Anika wusste nichts darauf zu sagen. Hieß, dass sie war ihr schon länger aufgefallen. War das tanzen, vielleicht nur dazu da gewesen, ihre Aufmerksamkeit zu wecken? Anika schob den Gedanken schnell beiseite.
Werd´ nicht eingebildet Anika!
Doch ihr Magen schien das anders zu sehen. Es fühlte sich an, als würden tausende kleine Murmeln darin herum kreiseln.
Anika fröstelte leicht und rieb sich die Hände aneinander.
„Gehen wir wieder rein?“
Nicki folgte ihr schweigend Richtung Tanzfläche.
Anika fühlte sich wieder lockerer. Auch das tanzen ging nun wieder besser. Aber jedes Mal, wenn Nicki sie für einen Momente berührte oder auch nur striff, zuckte ein Blitz durch ihren Körper und sie war mit einem Schlag wieder nüchtern.
Irgendwann hielt sie das Kribbeln nicht mehr aus.
Sie entschuldigte sich kurz und flüchtete zu Isa an die Theke.
Diese hatte wieder ihr breites Grinsen aufgesetzt.
„Na du bist ja richtig erfolgreich, wie ich sehe.“
Anika stieß ein hohen Lachen aus.
„Ich bin fix und fertig. Ich brach eine Pause.“
„Deine neue Freundin sieht wirklich gut aus! Wie machst du das eigentlich?“
Anika sah sie überrascht an.
„Ehrlich gesagt habe ich gar nichts gemacht. Ich dachte auch erst sie sei vergeben, aber da hab ich mich wohl geirrt.“ Anika ließ ihren Blick über den Raum schweifen. Konnte Nicki jedoch nicht sehen.
„Ich muss mich mal frisch machen, wo ist hier eigentlich die Toilette?“
Isa zeigte auf eine Türe am anderen Ende der Disco.
Anike seufzte als sie die Türe öffnete und die Schlange sah. Warum muss die Schlange vor der Damentiolette auch immer so lang sein.
Weil, dass eine Lesbenparty ist; schaltete sich ihr Verstand ein. Wenn ihr Verstand wieder einsetzte, war sie eindeutig nüchtern. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie endlich an der Reihe war. Anika blickte sich um. Warum war vor einem immer eine Riesen schlange und hinter einem nur noch drei Leute?
Dennoch erleichtert huschte sie in die nächste Kabine.
Draußen hörte sie die Gespräche und das Gekicher der anderen Wartenden. Frauengespräche auf der Damentiolette.
Es würde sich bestimmt lohnen hier ein Mikro aufzubauen und danach ein Buch darüber zu veröffentlichen, dachte Anika belustigt.
„Wie läuft´s bei dir den Abend- schon eine abgeschleppt.“, hörte sie von draußen.
Wie Anika so was hasste. Frauen sind doch keine Autos! So reden auch nur oberflächliche Machotussen.
Reichte es nicht, dass Männer so sprachen. Warum mussten Frauen es ihnen gleich tun.
„Nein, nicht wirklich. Bei dir?“
„Ganz gut. Vielleicht klappt es mit der kleinen Rothaarigen. Hey , ich hab grad deine Nadine gesehen. Ich wusste gar nicht, dass sie so hübsch ist! Hätt ich das vorher gewusst...“
„Tja- jetzt ist es für dich zu spät.“
Sie konnte das blöde Grinsen der beiden praktisch durch die Türe hören.
Klar, es zählt natürlich nur, dass sie hübsch ist. Anika verdrehte die Augen.
Genervt trat sie nach draußen. Sie hatte vor, die Beiden böse an zu funkeln, doch als sie das mit Sommersprossen übersäte Gesicht sah, stockte sie. Nur Nicki und ihre Freundin standen noch da und warteten.
Anika zwang sich Beide anzulächeln, nickte ihnen zu und eilte dann an ihnen vorbei.
Irgendwie passte das für sie nicht zusammen. Wie konnte jemand so schüchtern und süß lächeln und gleichzeitig so eine abfällige Einstellung gegenüber Frauen haben?
Anika stampfte zu Isa herüber. Wütend über sich selber, dass sie sich zu so jemanden hingezogen gefühlt hat. Isa sah ihr Gesicht und runzelte die Stirn.
„Was ist denn los?“
„Ach nichts!“
Selbst Isa, die ein Kanditat für oberflächliche One-Night-Stands war und gerne Mal einen auf Macho machte, redete nicht so. Plötzlich legten sich zwei Hände von hinten um ihre Tailie.
„Wollen wir wieder tanzen?“
Wieder löste Nickis Berührung einen kribbelnden Stromstoß durch ihren Körper. Anika hasste ihren Körper in diesem Moment für diese Reaktion.
Sie entzog sich Nicki und dreht sich zu ihr um.
„Tut mir leid, wir müssen jetzt langsam fahren.“
Anika verabschiedete sich schnell von ihnen und zog Isa mit sich.
„Was ist denn plötzlich mit dir los?“
Isa starrte sie völlig ratlos an.
„Ich bin müde und will nach Hause, dass ist alles. Ich hab ein bisschen zu viel getrunken.“ log sie.
Isa beließ es zum Glück dabei. Vielleicht weil nun endlich zu Franzi fahren konnte.
„Hast du wieder keine Probeklausur geschrieben?“, fragte Katja entsetzt.
„Ich weiß auch nicht, ich hab sie einfach nicht rechtzeitig fertig bekommen.“ entschuldigte Anika sich.
„Du weißt, dass das da A und O ist. Hast du denn überhaupt gelernt in den letzten Tagen?“
Anika hatte diese Standpauke befürchtet. Sie blickte Katja schuldbewusst an.
„Nicht wirklich. Ich war das Wochenende wieder mit einer Freundin was trinken.“
Auch diese Woche konnte sie die Bücher einfach nicht anrühren.
„Es ist kein Problem, sich nach der Arbeit mal was zu gönnen. Aber in letzter Zeit schluderst du wirklich sehr.“, sie klang dabei aufrichtig besorgt.
„Wolltest du nicht in vier Monaten zum Examen antreten?“
Anika biss sich auf die Unterlippe und nickt zaghaft.
„Ich weiß, dass ich lernen muss. Aber bei mir ist gerade echt der Wurm drin.“
„Aber was ist denn plötzlich anders?“
Anika wusste nicht wie sie es erklären sollte. Sie konnte mit Katja nicht über ihre Abende mit Isa reden. Sie wusste auch selber nicht,was mit ihr los war. Aber vielleicht musste sie darüber reden, um es aus den Kopf zu kriegen.
„Ich hab vor zwei Wochen, als ich mit Isa feiern war jemanden kennen gelernt.“ begann Anika zu erklären.
„Heißt, dass du bist verliebt?“ Katja riss verwundet die Augen auf.
„Erst einmal: ich glaube eher nicht. Aber warum würde dich das so überraschen?“, harkte Anika nach.
„Na ja, ich hielt dich einfach nicht für den Typ Mensch, der sich so Hals über Kopf verliebt.“, druckste Katja rum.
„Jeder der mit dir flirtet wird von dir eiskalt abserviert. Da überrascht es mich, dass du dich auf einmal doch für jemanden interessierst.“
Anika runzelte die Stirn.
„Aber ich hab noch nie jemanden eiskalt abserviert.“, verteidigte sie sich.
Katja hob eine Augenbraue und schaute sie ungläubig an.
„Heißt, dass du merkst nicht mal, wenn dir einer schöne Augen macht?“ Katja schüttelte den Kopf.
„Nick zum Beispiel, versucht dich seit Monaten zu einem Date zu bewegen. Du hast immer abgelehnt. Außerdem gehst du nie drauf ein, wenn er dir Komplimente macht.“
„Nick ist einfach nicht mein Typ.“, wich Anika aus.
„Und was ist das für ein Typ, den du kennen gelernt hast?“
„Es ist...“
„Kommt erzähl mal von ihm. Ich bin gespannt – was muss das für einer sein, wenn er dir an einem Abend den Kopf verdreht?“, drängte Katja sie.
„Groß, schlank, dunkelrote Haare.“ begann sie.
„Komm – das ist sehr oberflächlich.“, sagte sie ungeduldig.
„Zauberhaftes Lächeln. Unheimlich nett und...“
Warum zum Teufel viel es ihr so schwer?
„Und es ist eine Frau.“
Katja klappte die Kinnlade herunter. Wäre Anika nicht so nervös, hätte sie sich über den Anblick, der sich ihr bot, abgerollt.
Katja setzt mehrmals an, etwas zu sagen, aber ihr fehlten offenbar die Worte. Mit aufgerissenen Augen blickte sie Anika verwirrt an. Dann endlich schien sie ihre Stimme wieder gefunden zu haben.
Etwas geistreiches brachte sie dann, nach dem langen Stammeln doch nicht heraus.
„Du bist lesbisch?“
„Ja“, sagte Anika schlicht.
Jetzt verstand sie den Spruch, „Du merkst die Ketten erst, wenn du dich bewegst.“. Die schweren Ketten die sie sich die Jahre über selbst angelegt hatten, vielen ihr von den Schultern.
Es fühlte sich richtig an. Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Geischt aus.
„Ja und das auch nicht erst seit gestern.“
Anika sah Katja mitfühlend an, die den Schock erst einmal verdauen musste.
„Anika, es ist nicht so, dass ich ein Problem damit habe! Aber ich kenne dich jetzt seit zwei Jahren und ich wäre einfach nie auf den Gedanken gekommen, dass du auf Frauen stehst.“
„Ich hab auch mehr, oder weniger versucht es auszublenden, um halt normal zu sein.“, bei dem Wort normal setzte sie mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.
„Besonders erfolgreich war das nicht. Jetzt im nachhinein- eigentlich sehr auffallend.
Jetzt versteh ich auch warum jeder Verkupplungsversuch scheiterte.“ Katja schlug sich mit der flachen Hand gegen sie Stirn.
„Ich hab immer gedacht du spielst die Unnahbare, oder bist halt nicht der Beziehungsmensch.“
Plötzlich begann sie lauthals an zu lachen.
„Hätte ich das gewusst! Unfassbar.“, sie hielt sich die Hand auf den Bauch.
„Jetzt kann ich Timo sagen, dass das Verkuppeln damals gar nicht klappen konnte und es nicht an ihm lag!“
Anika stimmte in das Lachen mit ein.
„Der Arme hatte leider keine Chance.“
Als sie sich wieder eingekriegt hatten sahen sie sich grinsend an.
„Hey, lass mich dabei sein, wenn du es deinem Mann erzählst. Ich will sein Gesicht sehen, wenn er´s hört“
„Oh, dann muss ich ja warten. Ich würde Markus gerne heute noch davon erzählen.“
Seit Stunden wälzte Anika sich im Bett hin und her. Die rot leuchtenden Ziffern ihres Wecker, starrten sie wie glühende Augen an. Mahnend. Sie rechnete sich die Stunden aus, die sie noch hatte, bis sie wieder aufstehen musste. Sie sah sich schon mit dicken Augenrändern bei der Arbeit.
Ihre Hand wanderte zu ihrem Hals. Sie fühlte ihren Puls. Wie konnte man ruhig im Bett liegen und einen Herzschlag, wie ein Marathonläufer haben?
Wieder hielten sie die Bilder von dem einen Wochenende wach. Ihre Phantasie half ihr auch nicht gerade. Sie malte sich immer wieder aus, wie es wäre, wenn sie Elli wieder sah. Stellte sich vor, sie würde neben ihr liegen.
Ihr Bett war ihr nie so groß und leer vorgekommen.
Sie dachte an die Zeit mit Lisa zurück. Wie seelenruhig hatte sie geschlafen, wenn sie die Arme um sie geschlungen hatte. Mit jedem Herzschlag, den sie neben sich gespürt hatte, war ihr Bewusstsein immer schneller in den Schlag geglitten.
Gestern hatte sie mit Isa darüber gesprochen. Sie wusste selber nicht, ob sie wirklich in Elli verliebt war, oder ob sie einfach nur eine Tür geöffnet hatte. Und diese Tür ließ sich jetzt nicht mehr schließen. Und hinter dieser Türe war ein Raum, in dem sich während der Jahre über, eine Flut an Sehnsucht aufgebaut hatte, die nun, wo der Damm gebrochen war, über sie zusammenbrach.
Isa hatte leider nur ihre übliche Antworten parat.
Lebe den Moment. Hör´auf dein Herz. Grübel nicht so viel.
Ihr Worte waren wie der Regen, der sich in der Flut ergoss.
Und sie drohte darin zu ertrinken. Mittlerweile hatte sie zwar wieder begonnen zu lernen, aber die Note der letzten Klausur ließ böses ahnen. Anika wusste dass sie etwas unternehmen musste.
„Ich nehme mich raus aus dem Spiel.“ erklärte Anika bestimmt.
„Was soll das denn heißen?“ entgegnete Isa verwirrt.
Isa saß in Anikas kleinen Küche und starrte sie entgeistert an. Sie hatten sich für einen Filmabend getroffen. Anika war gerade dabei Zwiebeln für ihr Abendessen zu schneiden. Ohne aufzublicken redete sie weiter.
„Das heißt, dass ich bis zu meinem Examen nicht mehr in die Szeneclubs und Kneipen gehe. Ich werde an dem Singeldasein vorerst nichts ändern.“
„Und wo ist da jetzt ein unterschied zu früher? Das hast du doch schon die ganze Zeit so gemacht. Ich dachte du hättest es jetzt eingesehen und wolltest was ändern an deiner Situation?“
„Meine Situation hat sich verändert. Es ist nicht mehr so, dass ich keine Beziehung zu einer Frau will. Im Gegenteil. Ich halte es alleine kaum mehr aus. Der Gedanke, einfach raus zu gehen und meine Traumfrau zu finden ist sehr verlockend.“
„Dann mach es doch einfach. Immer steht dir dein Verstand im Weg. Entscheide dich doch einmal für dein Gefühl.“ sagte Isa fast flehend.
Anika schüttelte seufzend den Kopf.
„Du glaubst gar nicht wie schwer mir das fällt! Aber ich weiß, dass die Entscheidung richtig ist.“
„Du kannst doch beides. Geh raus und trau dich mal. Und wenn du wirklich jemanden kennen lernst, was soll´s!
Andere sind auch in einer Beziehung und schaffen das mit dem Studium. Es ist total absurd, sich dafür komplett zurück zu ziehen.“
„Aber es geht einfach nicht.“, widersprach Anika vehement. Sie hatte mit Isas Reaktion gerechnet.
„Ich muss mich zu 100 % auf mein Studium konzentrieren! Schon die Begegnung mit Elli, hat mich total aus der Bahn geworfen, obwohl zwischen uns überhaupt nichts lief. Wenn ich mich wirklich verlieben würde, weiß ich dass ich mein Examen nicht bestehen werde. Mit einer rosa Brille kann ich schlecht lernen. Ich bin nicht wie andere gestrickt. Ich kann nicht gleichzeitig lernen und verliebt sein.
Ich muss mich entscheiden und das habe ich auch getan. Mir ist meine Karriere wichtiger.“
Anika versuchte all ihre Überzeugung in diese Worte zu legen. Obwohl tausend Zweifel an ihr nagten, und vor allem die Sehnsucht ihr ein Loch in den Magen frass.
„Es ist ja nicht für Jahre! Nur für ein paar Monate.“, setzte sie noch zum Schluss hinzu.
Das schien Isa zumindest zu beruhigen. Anika hingegen fühlte sich wie in der Mangel. Es zerriss sie. Warum mussten einem die richtigen Entscheidungen, auch so verdammt schwer fallen.
„Gut. Ich würde mich zwar nicht so entscheiden, aber ich werde dich nicht mehr mit dem Thema nerven. Unter einer Bedigung.“
Isa, sah sie erwartungsvoll.
„Und die wäre?“
„Wenn du dieses verdammte Examen hinter dir hast, lassen wir zwei die Sau raus! Dann gibt’s von dir keine Ausreden, kein Zetern mehr.“
Anika musste über Isas Art das letzte Machtwort zu sprechen, einfach lachen.
„Gut, abgemacht.“
Wie immer: Vielen Dank für´s lesen und herzlichen Dank für jeden Kommentar!
Inspiriert durch schnaibi ('Vielen Dank, im übrigen, wenn du das ließt),
würde ich an der Stelle gerne eure Spekulationen über die Fortsetzung/ das Ende hören :P
Und dieses Mal ein kleiner Link zum Schluss; hab mir was ausgedacht :)
Mitmachen erwünscht!
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