WinterDepressionsProtokoll

von TaesschenTee


Ich sitze gerade in meinem WinterLoch, wie jedes Jahr. Alles wirkt recht perspektivlos und wenn es nach mir ginge könnte die Welt jetzt ruhig unter gehen.


Ausbildung/Job:

Ich studiere. So gerne ich auch das Fach und die Knobeleien habe, es hat an Glanz und Begeisterung eingebüßt und ist zur formal korrekten Arbeit mutiert. Ich beschäftige mich gerne mit den Fragestellungen, aber ich erwische mich doch hin und wieder, wie ich in der Vorlesung sitze und denke: zeigt das doch mal einem Durchschnittsbürger; die Beweise ein IndexSchubsten, damit an Ende genau das rauskommt, was sich schon von vorneherein gedacht hat. Prima!

Vielleicht hätte ich doch etwas praktisches lernen sollten: Tapeziererin, oder so? Aber dazu ist es jetzt eh zu spät. Da muß ich jetzt durch – ich werde ja auch nicht jünger.

Ja, Nebenjob habe ich auch, dieser Komposition verdanke ich meine 6 Tage Woche mir 16 durchorganisierten Stunden am Tag. Job ist einfach, macht auch Spaß, aber ich sollte mehr Zeit meinem Studium bzw meiner kreativen Freizeitgestaltung widmen.


Im Privaten:

Ebenfalls wie immer: nix. Ich bringe es noch auf bis zu zwei ernsthafte Versuche pro Jahr an meinem einsamen Dasein etwas zu ändern. Doch diese unangenehmen Unterhaltungen mit der mehr oder minder freundlich und vorsichtig verpackten Botschaft „vergiß es“ hallen nach. Was mache ich falsch, woran liegt es, warum zu Teufel kann ich denn nicht auch mal eine Richtige erwischen. Neuen Datums habe ich beschlossen, es gar nicht mehr in Angriff zu nehmen, wenn besagte Unterhaltung offensichtlich erscheint (ich fische mit glücklichen Händchen Heten und Liierte). Dabei sind es schon recht wenige, die mich zutiefst rühren, begeistern oder einfach nur anziehen wie ein Magnet – ich dachte schon, dass das gar nicht mehr geht. Aber der folgende Tiefschlag sitzt, ich brauche lange um nicht zu erholen – das nehme ich mir halt zu Herzen, jedes Mal. Deshalb lasse ich es lieber gleich. Auch recht klar, das sich mit dieser Einstellung kaum etwas ändern wird.


Hobby:

Massenveranstaltungen sind nicht so mein Fall. Ich sitze lieber in kleinen gemütlichen Cafés und schwätze, lasse die Zeit dahin ziehen und genieße die überschaubare Atmosphäre. Auf eine Person kann ich mich auch prima konzentrieren und genieße die verbrachte Zeit. Aber in Gruppen – schneller ständiger Wort- und Themenwechsel. Unmengen „insider“-Anspielungen oder diese verletzenden, Kommentare um sich zu profilieren, da komme ich schlicht und ergreifend nicht mit. So gesehen schwierig neue Leute kennenzulernen.


Sonstiges:

Ich lese sehr gerne, habe eine Vorliebe für Tee und Gemütlichkeit. Eigentlich bin ich recht aufgeschlossen und unternehmungslustig, aber in Maßen bzw überschaubar. Habe einen Humor, den die wenigsten verstehen, ebenso sehr ausgeprägte Moral- und Gerechtigkeitsvorstellungen.

Tja und momentan habe ich wie gesagt das Gefühl so völlig fehl am Platz und in der Zeit zu sein (wie ein antiquierter Dinosaurier), ohne Hoffungsschimmer und den Glauben an irgendetwas Gutes in den Menschen. Ich habe den Eindruck mehr vor mich hin zu dümpeln; geradlinig, in grau, angenehm einfach – aber trostlos.

Ich habe gelernt, daß das, was ich geben könnte, so gar niemand will oder braucht.


Ist das denn so? Bin ich denn da viel zu viel Gummibärchen mit den völlig falschen Vorstellungen und Erwartungen? Oder bin ich einfach in den Falschen Ecken unterwegs?