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Wilde Rose 3

von XxMEDUSAxX


Fortan versuchte ich Julia aus dem Wege zu gehen, was mir auch recht gut gelang, da ich mich bei der Wirtin erkundigt hatte, wann sie ihren Dienst im Wirtshaus tat. So aß ich immer zu den Zeiten, wann Julia nicht da war. Ich wollte nicht, dass sie mich noch tiefer in ihren Bann zog, von dem sie bedauerlicher Weise nichts wusste. Und ich wollte auch nicht, dass sie es wusste. Doch da leider immer alles anders kommt, als wie man es plant, trug es sich zu, dass ich eines Tages, nach dem Frühstück, vom Wirtshaus in den Stall ging um auszureiten. Wie ich so um die Ecke bog, stieß ich hart mit ihr, die es wohl sehr eilig hatte, zusammen. Es traf uns beide mit solcher Wucht, dass wir uns strauchelnd, aneinander festhielten, um nicht zu fallen. Erschreckt standen wir nun da, die Hände an der Anderen und starrten einander in die Augen. Ihr Kopf war rot und da ich Bedenken hatte, sie hätte sich verletzt, fragte ich sie rasch: „Habe ich euch verletzt?“ Und ich war so froh, dass ich nicht wieder erstarrt war, sondern dieses mal ganz ruhig zu ihr sprechen konnte. „Nicht körperlich!“ Gab sie mir flüchtig zurück, wobei sie schnell ihr Kleid abklopfte und auch schon nach drinnen verschwunden war.


Verwirrung stieg in mir auf. Was hatte sie gesagt? Nicht körperlich? Wie meinte sie dies? Mir brummte noch jetzt der Schädel vom Zusammenstoß mit dem ihren. Aber, meinte sie vielleicht... ? Nein, sie konnte nicht gemeint haben, dass ich sie seelisch verletzt hatte. Wie denn und wann denn? Sie war doch diejenige, die mich in ihren Bann gezogen hatte und nichts davon wahrnahm. Sie war der Grund, warum ich nicht schlafen konnte, weil mir das Herz blutete bei dem Gedanken an sie. Nein, sie konnte nicht so wie ich, diese Schmerzen empfinden. Ich hatte mich lächerlich gemacht, so wie ich in ihrer Gegenwart keinen Ton heraus gebracht hatte. Sie konnte doch frei sprechen. Diese Gedanken beschäftigten mich so sehr, dass ich mich auf den Rand der Pferdetränke, vor dem Stall, setzte. Aber was ist, wenn sie doch so wie ich empfand, dies nur sehr gut zu verbergen vermochte? Als ich einen Strohhalm in die Finger bekam, nahm ich ihn ungeniert in den Mund und kaute auf ihm herum, während ich weiter nachdachte. Vielleicht versuchte sie, wie ich, die Gefühle zu unterdrücken. Ich war ja auch von ganz anderem Stande als sie. Und vielleicht war es das, dass sie Angst hatte es zu zeigen. Es mochte wohl sein, dass sie dachte, das ich daher schlecht auf sie reagieren würde und dass sie vielleicht meine Verwirrung so deutete, dass ich sie nicht mochte? Wie doch so ein kleiner Satz, so große Verwirrung auslösen konnte. Ich stand auf und sagte zu mir selbst: „Aber vielleicht ist es auch gar nichts und sie hat es nur so daher gesagt. Bewerte nicht jedes Wort!“ Und dabei schüttelte ich den Kopf, als würden dann diese ganzen Gedanken dabei herausfallen. Kurzum ging ich den Stall, sattelte ein Pferd und ritt los. Beim reiten vergaß ich schnell, was mich zuvor noch beschäftigt hatte und so erfreute ich mich an dem herrlichen Gefühl, mit diesem wundervollen Pferd Eins zu sein.


Als ich in der Nähe des Birkenhains vorbeiritt, wo ich Julia, ein paar Tage zuvor gesehen hatte, kam mir ihre Schwester entgegen, die einen Ochsen führte, der einen Karren, vollbeladen mit Heu, hinter sich herzog. Ich parierte das Pferd zum Schritt durch, um den Ochsen nicht scheu zu machen. „Gott zum Gruße!“ Rief die Frau mir zu, die den Ochsen zum stehen brachte, mich anschaute und dabei eine Hand über die Augen hielt, da sie wohl die hochstehende Sonne blendete. „Gott zum Gruße!“ Gab ich ihr höflich zurück und brachte auch mein Pferd zum stehen, da sie wohl angehalten hatte, um mit mir zu reden. „Hat Julia euch noch angetroffen?“ Fragte sie nun. Dieses überraschte mich. Aber als ich daran dachte, musste ich unweigerlich etwas lachen und ich antwortete: „Getroffen trifft es gut. Wir haben uns gegenseitig über den Haufen gerannt, als wir gegenseitig um die gleiche Ecke biegen wollten. Aber dann ist sie auch schon wieder verschwunden. Warum? wollte sie mit mir reden? Das hätte sie doch tun können. Ich hätte mich auch gerne noch bei ihr entschuldigt!“ Die Schwester schaute kurz nachdenklich zur Seite, sah mich dann wieder an und sprach weiter: „Das verstehe ich nicht. Sie ging von zu Hause fort, um euch aufzusuchen. Also wollte sie auch mit euch reden. Aber warum sie es nicht getan hat und stattdessen einfach davon gelaufen ist, dass verstehe ich nicht. Aber, entschuldigt. ich habe mich euch noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Maria. Ich bin die ältere Schwester von Julia.“ Sie machte einen kleinen Knicks und ich nickte ihr zu. „Meinen Namen werden sie wohl schon kennen, von Julia?“ Fragte ich sie. „Oh ja, sie hat von euch erzählt. Nicht das ihr denkt, wir würden hinter eurem Rücken schlecht reden. Julia ist nur wohl sehr beeindruckt von ihnen. So sagte sie es zwar nicht, aber aus dem was sie sagt, wenn sie mal etwas sagt, meine ich das schließen zu können.“ Ein warmer Wind fegte bei diesen Worten durch meine Brust und ich dachte: „Dann habe ich mich doch nicht so geirrt!“ Und unweigerlich musste ich wieder etwas lächeln, was Maria zu bemerken schien, denn sie lächelte auch und schaute verlegen zu Boden. „Sie lies euch nicht wissen, warum sie mich aufsuchen wollte?“ Fragte ich sie dann. „Nein. Ich schloss es nur daraus, dass sie mit euch reden wollte, da sie extra, an ihrem freien Tag, in die Stadt zu ihnen wollte.“ Einen kurzen Moment war es still und wir dachten beide nach. Dann unterbrach ich die Stille, da ich nun das brennende Bedürfnis hatte, zurückzureiten und herauszufinden, warum Julia zu mir wollte: „Ich danke euch! Ich werde schnell zurück reiten und sehen, ob Julia noch dort ist. Vielleicht erfahre ich noch ihren Grund! Gehabt euch wohl!“ Mit einem Kopfnicken von mir und einem Knicks ihrerseits, verabschiedeten wir uns. Ich drehte das Pferd um und stob in vollem Galopp davon. Mein Herz brannte vor lauter Angst sie könnte nicht mehr dort sein und ich würde nicht erfahren warum sie mit mir sprechen wollte.


Der Ritt erschien mir so viel länger als auf dem Hinweg. An meinem Ziel führte ich das Pferd eiligst zur Tränke, band es dort fest und hastete mit großen Schritten ins Wirtshaus. Die Wirtin stand hinter dem Tresen und sah mich verwundert an, als ich hineinstürmte. „Ist etwas passiert?“ Fragte sie. „Nein... ist Julia noch hier?“ Fragte ich sie, ohne gleichfalls zu grüßen. „Julia? Nein, die ist wieder weg. Ich weiß auch nicht warum sie hier war. Sie hat heute frei. Aber sie war auf einmal da. Sie stand ganz plötzlich in der Türe und dann stand sie da nur. Ohne etwas zu tun und starrte vor sich hin. Als ich sie fragte warum sie hier sei, schrak sie zusammen und stammelte etwas, dass ich nicht verstehen konnte. Dann ging sie einfach in die Waschküche, nahm die Schmutzwäsche und verschwand. Wissen sie, die wäre erst morgen dran.“ Mein Herz schlug mir bis zum Halse und ich wusste nicht, ob es vom schnellen Ritt und dem hasten war oder weil ich Julia verpasst hatte. Aber, wenn sie so schnell wieder verschwunden war, warum kam sie dann nicht mehr an mir vorbei, als ich draußen vor dem Stall saß. Sie hätte doch an mir vorbei kommen müssen? Als ich das der Wirtin sagte, schaute diese mich ungläubig an und sagte, dass die Waschküche, unten noch einen Ausgang hat, der auf der anderen Seite des Hauses, nach draußen führt. „Und wo ist sie nun hin?“ Fragte ich sie schnell und durch meine Ungeduld, ich könnte sie gar nicht mehr einholen, wohl auch etwas forsch, denn die Wirtin zuckte zusammen und sagte mit zusammengezogenen Augenbrauen: „Ich denke, sie ist damit zum Waschplatz, am Fluss. Wenn sie die Wäsche nicht mit nach Hause genommen hat und sie da wäscht. Was ist denn nur los? Hat sie etwas unrechtes getan, warum ihr sie sucht?“ Ich drehte mich schnell um und rief ihr noch beim verlassen der Schankstube zu: „Nein, alles in Ordnung!“ Leider hatte ich in meiner Eile die Wirtin nicht gefragt, wo am Fluss der Waschplatz war. So ging ich vom Hinterausgang in die Richtung, wo ich den Fluss, durch leises Rauschen vermutete. Das Rauschen wurde lauter und so wusste ich, das ich wenigstens schon auf dem richtigen Weg war. Bis ich aber letztendlich den Waschplatz gefunden hatte, war ich eine ganze Weile in die eine und in die andere Richtung gelaufen. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Es war mir doch sonst nicht so schwer, meine Orientierung zu wahren?


Endlich sah ich sie, wie sie am Fluss kniete und Wäschestücke über ein Waschbrett zog. Ohne zu zögern und noch nachzudenken, lief ich geradewegs auf sie zu. Sie sah mich schon von weitem, hielt in ihrer Tätigkeit inne und starrte mich an, bis ich sie erreicht hatte. Dann jedoch, sammelte sie die Wäsche zusammen, warf sie unsanft in den Korb und erhob sich hastig. Gerade wollte sie nach dem Korb greifen und sich wohl aus dem Staube machen, da rief ich sie an: „Wartet doch! Warum wollt ihr weglaufen?“ Sie schaute mich mit großen Augen an und erstarrte kurz. Doch dann wandte sie sich ab und wollte gehen. Aber ich hatte sie schon erreicht und hielt sie einfach am Arm fest. Sie funkelte mich mit einem bösen Blick an, worauf ich sie wieder los lies. „Was wollt ihr?“ fragte sie laut und nicht weniger böse wie ihr Blick. „Warum lauft ihr denn vor mir davon?“ Fragte ich sie zurück. „Ich laufe nicht davon. Ich habe nur zu viel zu tun!“ Gab sie zurück. „Aber ihr habt heute euren freien Tag im Wirtshaus. Und eure Schwester sagte mir, dass ihr mich aufsuchen wolltet. Als ihr mit mir zusammengestoßen seid, warum habt ihr denn da nichts gesagt?“ Sie sah nun etwas erschrocken drein und sah mir dabei tief in die Augen. Doch dann ergriff sie einfach den Korb, sagte: „ich muss gehen!“ und lief einfach davon. Ich stand da und fühlte mich, als hätte mich ein Wagen überfahren. Starr sah ich ihr nach. Als ich mich dazu durchrang, ihr nachzurufen das sie doch warten solle und warum sie mir nicht geantwortet hatte, bekam ich jedoch keine Antwort. Sie sah wohl kurz zurück doch ohne ein zögern im Schritt. Dann war sie auch schon verschwunden und ich wollte ihr nicht hinterherlaufen. Sie wollte mir nicht antworten als sie vor mir stand, dann würde es auch nichts bringen, ihr nachzulaufen und auf einer Antwort zu bestehen. Sie würde mir doch nicht antworten und sich dann nur bedrängt fühlen. Genau das würde dazu führen, dass ich nie eine Antwort bekäme. Ein Pferd, dass gegen seinen Willen, über einen Baumstamm springen muss, weil es noch kein Vertrauen in seinen Reiter hat, wird ihn eher abwerfen, als sich ihm zu fügen. Aber trösten konnten mich diese Gedanken nicht. Das Verständnis für sie war da, aber nicht der Trost dafür, dass sie mich schon wieder in ihren Bann gezogen hatte, als ich sie noch von weitem sah. Das sich ihre Augen, durch einen einzigen Blick, wieder in die alten Narben in meiner Seele brannten und ich jetzt noch immer ihren Arm an meiner Hand fühlte, den ich festgehalten hatte. Sie hatte mich am Stall fast umgerannt und jetzt strauchelte ich noch immer.



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