Wie soll man...

von Maya78


Wie soll man etwas in Worte fassen, was nicht in Worte zu fassenist?

Die schönste Liebesgeschichte meines Lebens begann mit einemziehmlich banalen Satz - "Sie haben neue Nachrichten".

Es war Februar und ich befand mich gerade in meinerSelbstfindungskriese vor meinem 30. Geburtstag. Eine ständige Auf-und Abfahrt der Gefühle. Wo war die große Liebe von der wir alleträumen? Gibt es sie wirklche? Ich war seid ein paar Monaten Singleund mein Herz war so ausgehungert, meine Alkoholeinheiten viel zuhoch und mein Shopping-Fieber kaum zu bremsen :)

Der Winter ging gerade zu Ende, als ich auf die Idee kam mich einmalim Internet nach einer Frau "umzugucken". Der Gedanke war schon oftda, aber irgendwie konnte ich es mir lange nicht eingestehen. Ichmeldete mich auf einer Flirtseite an, nannte mich Beyonce understellte kurz und knapp mein Profil. Ich liess die Sache einfachlaufen, ohne mir große Hoffnung zu machen hier zu finden was meinHerz so dringend suchte. Ich wollte Spaß haben, Frauen kennen lernenund prickelnde Situationen erleben. Mit Fremden Parties feiern undMontags wieder mein normales Leben beginnen. Ich war zu dieser Zeitoft unterwegs und deswegen schaute ich auch nur ab und zu rein undunterhielt mich. Nichts was mich fesselte oder wirklich meinInteresse weckte. Dann bekam ich Post von Maria22, sie hörte sichnett an und ihr Profil gefiel mir, aber das gab es schon öfters.

Sie war 22, hatte grün-braune Augen, braune Haare, hörte gerne Soulund war gerne mit Freunden unterwegs. Wir schrieben uns von Zeit zuZeit, redeten über dies und das, über Musik und das was wir somachten. Ganz unspektakulär wie so einige hoffnungsvolle Sachenvorher bereits angefangen hatten.... Aber diesmal riß der Kontaktnicht ab. Mein Interesse wuchs mit der Zeit immer mehr. Wer war SIE?
Wie bewegt sie sich? Wie sehen ihre Augen aus? Nach ein paar Wochenschickten wir uns Bilder per Email. Ich hatte solche Angst dieseEmail zu öffnen, davor das wir uns nicht gefallen könnten. Mein Herzschlug bis zum Hals als ich das Bild anklickte. Da war sie nun. Sosah sie aus und was ich sah gefiel mir gut. Da ich allerdings vorherschon die Erfahrung im Netz gemacht hatte das Bilder ganz anders seinkönnen als die Realität, blieb ich skeptisch. Würde ich ihr gefallen?
Die einzigen Bilder die ich von mir hatte waren bereits ein Jahr altdie ich ihr schickte. Ich versuchte mich zu beruhigen indem ich mirsagte, dass ich das hotteste bin was der Planet zu bieten hat und daswenn sie das nicht erkennt, es einfach nicht sein soll. Also dasÜbliche, womit man versucht sich zu beruhigen wenn einem das Herz biszum Hals schlägt. Cool bleiben.

Sie machte mich so neugierig, neugierig auf mehr. Ich wollte ihreStimme hören. Deshalb schickte ich ihr meine Handynummer. Wir machteneine Zeit aus und sie rief mich an. Als das Telefon klingelte hatteich gerade Besuch von einem Bekannten, mein Herz raste auf einmal vorAufregung und mein Magen spielte verrückt. Was würde mich jetzt wohlerwarten? Ein zähes Gespräch zwischen zwei Fremden, die im Grundenichts gemeinsam hatten? Was sollte ich sagen? Was kann ichinteressantes sagen? Tausend Sachen schossen mir durch den Kopf. Ichging ins Nebenzimmer und hob den Hörer ab. Am anderen Ende hörte icheine bezaubernde weiche Stimme, die mir alle Waffen nahm. Ichversuchte locker und gelöst zu sein und wir verabredeten uns zuunserem ersten Treffen am kommenden Samstag. Also in 6 Tagen. Gott in6 Tagen! Die kommenden Tage ging es hin und her bei mir. Soll ichwirklich dahin fahren? Und wenn, was zieh ich an? Worüber kann mansprechen? Ich hatte noch nie ein Date mit einer Frau.
Wie "geht"das? Am meisten Angst hatte ich davor mit jemanden an einem Tisch zusitzen und vor Aufregung kein einziges Wort heraus zu bekommen. Diesequälende Stille, wenn man nicht weiß worüber man sprechen soll. Ihrewarme weiche Stimme ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Die Tagevergingen. Dann war es Samstag. Ich machte mich in aller Ruhe fertig.Nach langem Überlegen, und nachdem mein halber Kleiderschrank inmeinem Schlafzimmer verteilt war, entschied ich mich für eine helleJeans, hohe Schuhe und einen hellblauen engen Pullover. Es sollteschlicht, aber ergreifend sein.

Ich druckte mir einen Routenplan aus (Frau hat keine Orientierung:), setzte mich ins Auto und fuhr los. Um etwas zu gewinnen muss manetwas riskieren und wenn keine Anziehung zwischen uns da sein sollte,dann könnten wir vielleicht gute Freunde werden. Ich wollte auf keinenFall eine Chance verpassen, nur weil ich Angst hatte.

Ich fand unseren Treffpunkt ohne Probleme und war dadurch etwasfrüher da. Ich starrte wie geband in eine Schaufensterscheibe. Ichwollte ihr nicht in die Augen schauen, während sie auf mich zukam.
Sie sollte mich ansprechen und dann wollte ich mich umdrehen und ihrin die Augen schauen.

Es klappte alles perfekt, ein Finger tippte auf meine Schulter undich drehte mich um. Vor mir stand eine junge Frau mit warmen braunenAugen und einem bezaubernden Lächeln. Wir stellten uns einander vorund fuhren dann zusammen zu einer Cocktailbar um uns dort weiter zuunterhalten. Es war sehr angenehm und ich fühlte mich auf Anhieb wohlmit ihr. Locker fingen wir bei einem Kaffee an zu reden, über dies unddas, unsere Familie, unser Leben. Es war wahnsinnig interessant ihrzuzuhören.

Es wurde später und wir standen auf und fuhren in einen Club. Ergefiel mir sehr gut, aber wegen der lauten Musik war eineUnterhaltung kaum möglich.Sie ging auf Toilette und auf einmal kamdie Bedienung mit einem Sektkübel und einer Flasche Sekt an unserenTisch und meinte das wäre von einem Verehrer an der Theke und ichsollte es mir schmecken lassen. Ich war total überrascht - Gott wiepeinlich. Das war das Peinlichste, was mir je bei einem ersten Datepassiert ist. Was mag sie wohl denken? Sie geht auf Klo und ichflirte wild? Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Naja, aber ihrschien es gar nicht so schlimm zu sein, worüber ich sehr froh war.

Nachdem wir eine Zeit der Musik zuhörten, reden war nicht möglichweil es so laut war, dachte ich mir sie langweilt sich bestimmt undsagte dann das ich fahren möchte. Vielleicht wollte sie ja noch mitFreunden weg. Tausend unsinnige Sachen gingen mir durch den Kopf.

Wir fuhren zurück zu meinem Auto und verabschiedeten uns kühl.
Irgendwie war ich zu aufgeregt um einen Schritt auf sie zu zu machen.
Ich hatte das Gefühl, dass sie enttäuscht von mir war und war frohdieser angespannten Situation zu entfliehen. Ich stieg ins Auto,winkte ihr und fuhr los. Je weiter ich mich von ihr entfernte, umsomehr hatte ich das Gefühl das ich zu ihr zurückfahren musste. Gottmein Magen spielte verrückt und mein Körper schmerzte bei demGedanken jetzt von ihr wegzufahren. Total verrückt, als ob Amor mirmit einem Mal alle seine Pfeile in mein Herz geschossen hätte. Ichhielt nach einigen Kilometern auf einem Parkplatz, versuchte mirdieses Gefühl zu erklären und mir klar zu werden warum es mich sounglaublich heftig getroffen hatte. Wie konnte das nur sein? Aber eswar nicht zu erklären. Unser erstes Treffen war so unspektakulär,eigentlich zeitweise ziehmlich zäh, ohne große Höhepunkte. Warumkonnte ich nicht weiterfahren?Warum? Ich entschloss mich ins kalteWasser zu springen und schrieb ihr eine SMS, ob wir uns nichtnocheinmal an unserem Treffpunkt treffen können, ich würde drehen undwäre in einer Viertelstunde da. Mit klopfendem Herzen erwartete ichihre Antwort. Es war total verrückt. Eine Minute später bekam ichihre Antwort. Sie fragte mich, ob das ein Witz sei und ich sie aufden Arm nehmen wollte - aber es war mir so Ernst wie noch nie. Ichschrieb, das ich sie unbedingt noch einmal treffen wollte, das meinMagen total verrückt spielte. Oh nein, mein Akku hatte nur noch einenBalken, ich hatte Angst das es für eine Antwort nicht reichen könnteund schrieb das ich zurückfahren würde. Sie sagte mir zu dazusein.
Mit klopfendem Herzen fuhr ich mit Höchstgeschwindigkeit zurück. DieZeit schien endlos zu sein...