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Was aus Smalltalk alles werden kann (6)

von Mellimi


Dieser besagte Termin war ein verschneiter Traum-Wintertag zwischen Weihnachten und Silvester. Obwohl wir ja eigentlich zum Arbeiten verabredet waren, dachten wir zunächst gar nicht daran, was für die Schule zu tun. Sie kam gegen Mittag. Meine Eltern waren nicht da. Die ganze Family war zum Essen bei Verwandten eingeladen, aber ich hatte ja einen Termin und so konnte ich nicht mit. Leider.
Und da wir beide Hunger haben, kochen wir erst mal was. Ein bisschen Stärkung braucht der Mensch. Vor allem vor der Arbeit. Wir haben nur ganz einfach gekocht, Nudeln mit Tomatensoße, aber es hat trotzdem richtig Spaß mit ihr gemacht und hinterher auch richtig lecker geschmeckt. Ich weiß nicht, was direkt der Auslöser war, aber urplötzlich war dieses vertraute Gefühl wieder da. Alle Gedanken und alle Sorgen, die ich mir vor diesem Treffen gemacht habe, waren auf einmal wie weggeblasen.
So verbrachten wir den Nachmittag zuerst mit Essen und Glühpunsch schlürfen, dann erst noch mit plaudern. Wir erzählen uns Geschichten, die wir in den letzten Wochen verpasst haben, zu erzählen und reden aber auch darüber, dass irgendwas zwischen uns gestanden hat. Sie hat es scheinbar auch gemerkt. Nur im Gegensatz zu ihr, weiß ich warum. Vielleicht bin ich auch immer selbst der Auslöser für diese Kälte zwischen uns gewesen, und nicht sie. Ich hab vielleicht einfach die vielen Besonderheiten, die sie mir entgegengebracht hat oder bringen wollte übersehen. Einfach übersehen. Kann doch sein.
Jedenfalls wird jetzt alles besser. Sagt sie jedenfalls. Ich glaube da nicht so ganz dran. Was soll sich denn jetzt ändern ? Wenn ich wirklich allein dran schuld war und bin, weil ich in sie verliebt bin, dann wird sich das doch auch nicht so schnell ändern. Oder ? Woher nimmt sie diese Sicherheit, dass alles besser werden würde?
Naja, aber heute geht’s doch auch. Wir sind uns wieder so vertraut wie am ersten Tag.
Also wieso sollte vielleicht nicht doch alles besser werden? Selbst wenn meine Liebe zu ihr nicht abbricht.
Aber das ist alles Zukunftsmusik. Wir werden sehen. Heute ist heute und das heute genieß ich jetzt.
Genau in dem Augenblick, in dem ich diesen Entschluss durchgerungen habe, springt sie auf und verkündet: "Also los. Wir haben noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns. Wir sollten heute wenigstens noch Ideen sammeln." Na, Herzlichen Glückwunsch, sage ich mir, hättest du dir nich schon vorher überlegen können, dass dieser Tag zum auskosten da ist ? Aber sie hat im Prinzip ja recht.
Dann erfreue ich mich eben am Zusammen-Arbeiten. Geht ja auch.
Also gut, sammeln wir mal die Ideen, die wir haben. - Schweigen. –
Scheinbar keine. Das Einzige, was Sarah nach einer langatmigen Pause einfällt, sind die Dessous selbst zu tragen und davon Fotos zu machen. Eigentlich der offensichtlichste Vorschlag, aber auch der primitivste und einfallsloseste, deshalb verwerfen wir diesen Gedanken gleich wieder.
Als wieder eine Pause voller Ideenlosigkeit eintritt, werde ich übermütig und schlage vor "Morgen ist doch auch noch ein Tag. Wie wär’s, wenn du bei mir übernachtest und wir überlegen morgen weiter."
Schon während ich diesen Gedanken ausspreche, bereue ich, was ich da sage. In der Hoffnung, dass sie dankend ablehnt, schießen mir tausend Befürchtungen durch den Kopf. Wo soll sie denn schlafen ? Mein Bett ist zwar groß genug für zwei, aber nicht für sie, meine Gefühle und mich. Meine Gefühle und sie vertragen sich nämlich nicht besonders und da würde es mir unmöglich gemacht zu schlafen.
Und sie würde sich bestimmt umziehen und das geht doch nicht. Sie hat doch gar nichts anderes zum anziehen dabei. Und wenn sie dann so daliegt, vielleicht kann ich mich dann nicht mehr halten und falle über sie her. Dann muss ich mich vor Gericht wegen Vergewaltigung verantworten. Oh nein ! Ich sehe das schon alles so kommen. Ein Chaos, ein Drunter-und-Drüber. Bitte sag Nein, liebe Sarah. "Ja, sehr gerne. Kann ich dann bei dir mit im Bett schlafen ? Ist doch groß genug !" Oh nein. Musst du mir das antun ? Hab ich dich nicht gerade darum gebeten abzulehnen ?
Ich kann nicht mehr. Ich glaube, heute nacht bekomme ich einen Herzinfarkt. Vielleicht sollte ich schon mal einen Krankenwagen reservieren. Mein Herz schlägt jetzt schon wie verrückt. Und mein Kribbeln im Bauch. Hola die Waldfee! Erst mal tief durchatmen. Und jetzt ?
Ich kann jetzt mein Angebot doch nicht mehr zurückziehen ? Nein. Und doch. So geht das auch nicht. Gut, dann regel ich das so, dass sie in meinem Bett schläft und ich schlaf auf der Matratze daneben. So ist das gut. Ihr gegenüber erwähne ich aber noch nichts von dieser Regelung und antworte stattdessen nur mit "Oui chérie!"
Obwohl ich jetzt wusste, wie ich aus dieser verstrickten Affaire heil wieder rauskomme, hab ich dennoch Bammel vor der Schlafenszeit. Wir schauen uns gerade eben noch einen Film im Fernsehen an, doch der nähert sich jetzt allmählich dem Ende.
Wie vorhergesagt küssen sich kurz darauf die zwei Hauptpersonen, das typische Liebesfilm-HappyEnd, das es wohl im wahren Leben nie geben wird. Für mich zumindest nicht.
Schweigend und wie vorher abgemacht, schalte ich nach dem Ende den Fernseher ab und wir gehen nach oben in mein Zimmer. Doch dort endet auch unser Drehbuch. Ich weiß nicht weiter und frage "Und jetzt?".
Als ob sie eine Antwort auf die Frage wüsste. Aber sie weiß tatsächlich eine.
"Jetzt arbeiten wir nochmal. Wir machen Fotos für unsere Dessous-Kollektion." Auch wenn sie es nicht explizit ausgesprochen hat, ich wusste sofort, was sie damit sagen will.
Zuerst versuche ich mir noch die fantasievollsten Ausreden einfallen zu lassen, um dieser Versuchung zu entgehen, aber dann schafft sie es doch, mich zu überreden. Sie meint, dass das alles ja nur zum Spaß wäre, und dass wir die auf keinen Fall für unsere Arbeit verwenden würden.
Es war nicht die Begründung, die mich zur Einwilligung gebracht hat, nein. Sie hat sich nur mittlerweile schon ihren Pulli über den Kopf gezogen und die Lust, noch mehr von diesem gigantischen Körper zu sehen hat mich einfach überwältigt.
Diese Lust durchströmte meinen ganzen Körper und mein Körper wollte mehr. Mein Körper wollte diese straffe und doch sanfte Haut berühren, die vom Urlaub noch leicht gebräunt war. Meine Hände wollen ihre beiden Brüste, die so wunderbar weich und doch fest aussehen, aus ihrem BH befreien. Dabei kommt mir der BH wie ein Gefängnis vor, der sie einengt, und warum sollte man Werbung für ein Gefängnis machen ? Das kommt mir plötzlich total sinnlos vor, aber nach außen hin, gebe ich mich kalt. So kalt wie der Winter. Der Winter, den ich so hasse. Aber selbst der Winter hat seine schönen Seiten und so lächle ich vor mich hin, während ich mir die Bedienung ihrer Kamera erklären lasse.
Dann geht’s los. Wir probieren verschiedene Posen durch und eigentlich macht es richtig Spaß, schöne Fotos von ihr zu machen. Hinter der Kamera ist ja auch besser als vor ihr. Aber auch diese Erfahrung muss ich machen. Nach einer Weile bittet sie mich, ihr die Kamera zu überlassen, um mich zu fotografieren.
Damit hätte ich rechnen müssen. Na gut. Ich gebe mich geschlagen und ziehe mir langsam meinen Pulli über den Kopf. Ja, ich weiß, ich bin nicht so hübsch, hab nicht so einen tollen Body. Sarah lässt sich zum Glück nichts anmerken. Überglücklich, dass ich auf das Spiel eingehe, fängt sich auch direkt an zu knipsen, ohne dass ich eine besondere Stellung eingenommen habe. Als ich mich auch daraufhin nicht bewege, fordert sie mich auf, nicht so schüchtern zu sein und mich einfach mal gehen zu lassen. Dabei lächelt sie mich mit ihrem charmantesten Lächeln an. Das macht mich verrückt und dem kann ich einfach nicht widerstehen. Also lass ich einfach mal los, die ganze Anspannung von vorher fällt weg. Ich lass los ? Moment mal, darf ich das denn überhaupt ? Nein, das darf ich nicht. Ich darf mich nicht in eine Freundin verlieben. Bin ich schon, aber dann muss ich mich wenigstens beherrschen. Aber gut, sie hat gelächelt. Außerdem ist jetzt sowieso schon alles zu spät. Jetzt ist die Anspannung weg.
Und jetzt kann auch ich mich lösen und mich in den tollsten Posen wie auf dem Servierteller präsentieren.
Gerade jetzt liege ich in einer sexy Position auf meinem Bett, da springt sie plötzlich auf und sagt: "Warte kurz, ich bin gleich wieder da."
Etwas irritiert liege ich nun da und da erhöht sich die Intensität meiner Gefühle noch um ein Weiteres. Wie hoch geht’s denn noch mit meinen Gefühlen ? Ich bin doch jetzt schon auf Wolke 7.
Da kommt sie wieder. Mit Bananen in der einen Hand kommt sie wieder. In der anderen Hand hält sie noch immer ihren Fotoapparat.
Während sie das Licht dämmt und versucht eine romantische Atmosphäre herzustellen, erklärt sie, was sie vorhat. Sie findet die Situation gerade so prickelnd und um dem Ganzen die Krönung aufzusetzen soll ich eine Banane essen. Möglichst lutschen versteht sich. Dadrauf stehn Jungs ja, weil sie sich dann vorstellen können, die Banane wäre etwas anderes.
Ich hab aber keine Lust, Jungs zu gefallen. Und Jungs und Romantik passen doch eh nicht zusammen. Ich will ihr gefallen, meiner Sarah. Und nicht irgendwelchen Typen, die nur an ihren Schwanz denken. Die Fotos bekommt doch sowieso keiner zu Gesicht, als nur wir beide.
Aber sie hat mir bereits die Banane bis zur Hälfte geschält und drückt sie mir jetzt in die Hand. Nachdenklich beis ich das oberste Stück der Frucht ab und lass es in meinem Mund zergehen. Meine Ausstrahlung sieht deswegen wohl nicht mehr ganz so sexy aus. Gute Laune macht eben sexy, Nachdenklichkeit nicht.
Das hat wohl auch Sarah gemerkt, denn nun kommt sie auf mich zu und will mal wieder wissen, was denn mit mir los sei. Nur kann ich es ihr schon wieder nicht sagen.
Verzweifelt nach einer Ausrede ringend, lasse ich mich noch ein Stück tiefer ins weiche Kissen fallen und hole tief Luft. Währenddessen legt sich Sarah neben mich und macht es sich in den Daunen gemütlich.
Da mir nichts einfällt, wie ich einer wahrheitsgemäßen Aussage entkommen könnte, schweige ich vor mich hin. Nichts zu sagen ist auch eine Möglichkeit der Flucht vor der Wahrheit.
Langsam fallen mir die Augen zu. Ich werde doch schon langsam müde. Sarah versteht meine wortlose Sprache, nimmt meine Banane wieder aus der Hand, deckt mich ein Stück weiter zu, knipst das Licht aus und legt sich neben mich ins Bett. So wie wir sind, in Unterwäsche und ohne Zähne geputzt zu haben, liegen wir da und schlafen. Bis zum nächsten Morgen.
Die für die Winterzeit ungewöhnlich stark strahlende Sonne weckt uns am nächsten Morgen, besser gesagt mittags um halb eins. Gut hab ich geschlafen, und fast ohne Hintergedanken.
Immer noch schläfrig reibe ich mir die Augen, drehe meinen Kopf zur Seite und nach der Vergewisserung, dass sie noch friedlich schlummernd neben mir liegt, drehe ich ihn wieder zurück, schließe die Augen, um die restliche Zeit gemeinsam im Bett noch genießen zu können.
Ich hab überhaupt nicht damit gerechnet. Wer hätte auch ahnen können, dass das passiert ?
Es kam völlig unerwartet. Ich lag noch immer so da, hab genüsslich über meine Lage philosophiert, da kam sie mir plötzlich ganz nahe. So richtig nahe. Gesehen hab ich nichts, aber ich konnte plötzlich ihren Atem an meiner Wange spüren. Zuerst war da nur der Atem, aber dann kam sie noch näher. Kurz darauf spürte ich ihre warme Hand auf meinem nackten Bauch liegen. Ihr Zeigefinger fing an meinen Nabel zu umkreisen, was die Schmetterlinge in meinem Bauch zu einer Pilgerreise in meinen Nervenbahnen antrieb.
Und dann rutschte sie noch ein wenig näher. Bis dahin sagte ich kein Wort und verzog keine Miene. Sie musste den Eindruck haben, als ob ich schlafe. Auch als sie mich mit ihrer Nase im Gesicht anstupste, blieb ich stumm. Ich war nicht fähig, zu ihrem Verhalten Stellung zu nehmen, weil ich nicht wusste, wie ich es einordnen durfte.
Sie wartet aber anscheinend auch auf keine Reaktion meinerseits. Stattdessen richtet sie sich jetzt ein wenig an meiner Seite auf. Eine Weile betrachtet sie mich so, wie ich da liege. In Dessous. Ich sehe nicht, dass sie mich anschaut, aber ich spüre ihre Blicke, wie sie meinen Körper auf und abwandern.
Nach einer kurzen Weile, fängt sie erneut an, mich zu streicheln. Dann, ohne jegliche Vorwarnung, spüre ich etwas warmes, unbeschreiblich Schönes auf meinen Lippen. Zum ersten Mal schlage ich die Augen auf und bemerke, dass diese wunderbare Wärme von ihren Lippen kommt, die auf meinen ihren Platz gefunden haben. Sachte erwidere ich den Druck, der von ihr ausgeht.
Ich habe das Gefühl, als ob sich alles um uns dreht, alles verschwommen wird. Außer uns ist nichts mehr wichtig und ich versuche ihr genau das selbe Gefühl zu geben. Diese Wärme und dieses Kribbeln, das sich vom Berührpunkt in alle Winkel des Körpers ausbreitet.
Ich weiß, Ich liebe sie. Doch genauso unerwartet, wie der Kuss passiert ist, löst sie sich auch schon wieder von mir und beginnt verwirrt herumzustammeln.
"Oh, Entschuldigung ... Das tut mir leid. Ich wollte das nicht." Sie wollte das nicht. Das war ja klar. Wie hab ich mir auch einbilden können, dass sie mit dem Kuss wirklich mich meint. Wahrscheinlich hat sie von ihrem tollen Johannes geträumt und sich vorgestellt, er liege neben ihr. Verwechslung nicht ausgeschlossen ?



copyright © by Mellimi. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.



comments


immer wieder spannend..
Milei - 07.06.2006 13:43
Nur weiter so!
Blackpoint - 06.06.2006 18:54
Weiter so...
Also diese Geschichte ist echt der Hammer...hoffe auf eine schnelle Fortsetzung...lieben Gruß
- 06.06.2006 18:18

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