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Was aus Smalltalk alles werden kann (4)

von Mellimi


Besorgt fragt sie, was denn los mit mir sei.
Auch wenn ich versuche, meine Tränen zu verstecken, bemerkt sie meine feuchten Augen und schlägt vor, mal frische Luft zu schnappen. Das geht in Ordnung, sage ich mir. Hier, so verheult, das geht nicht. Es bleibt mir gar nichts anderes übrig, als mit ihr mitzugehen, denke ich schwachen Herzens.
Also, dann los. Nachdem der Lehrer sein Okay gegeben hat, verlassen wir das Klassenzimmer und gehen schweigend den Weg durch die Aula bis zum Ausgang, Richtung "Hinterer Pausenhof". Sie sagt kein Wort, aber was ist, wenn sie wissen will, warum meine Tränen. Warum das alles ? Was soll ich dann sagen ? Die Wahrheit ? Nein. Niemals. Sie darf das nicht erfahren. Das würde unser ganzes Verhältnis stören. Außerdem hab ich mich geoutet. Die Bedingung war ja, dass ich mich hier nicht verlieben darf.
Wahrscheinlich fragt sie gar nicht. Sie denkt bestimmt, es hängt mit meiner Freundin zusammen, die ich extra für sie erfunden habe. Ich weiß, dass das eigentlich sinnlos ist, eine Freundin zu erfinden, aber ich fühle mich so allein gelassen, wenn sie dauernd mit irgendwelchen Verehrern antanzt. Dann kann ich sagen: Ich hab ja eine Freundin. Ja. Das denkt sie bestimmt, dass es mit ihr zusammenhängt. Mit "Roberta", der italienischen Superfrau. Aber sie fragt doch. Wir setzen uns draussen im Pausenhof auf die großen Holzklötze an der Wand, und sie schaut mich mit großen Augen an. "Was ist denn los mit dir, Süße ?" Oh nein. Das hätte sie nicht sagen dürfen. Nicht Süße.
Dieses kleine und unscheinbare Wort bringt mein Herz zum Pochen, lässt meinen Puls in die Höhe springen und Endorphine in meinem Gehirn ausschütten. Da bricht der Tränenstrom wieder von Neuem los. Ich möchte ihr sagen, dass sie das lassen soll, dass sie damit alles nur schlimmer macht, aber ich bringe keinen Ton heraus.
Sichtlich besorgter werdend legt sie ihren Arm um mich und versucht mich zu trösten. So geht das aber nicht. Und sie erwartet immer noch eine Antwort, das sieht man ihr an. Sie möchte wissen, was mich zu solchen Gefühlsausbrüchen mitten im Alltag bringt. Dabei ist die Antwort so einfach: Sie. Aber ich kann ihr das nicht sagen und das sage ich auch. "Ich will nicht darüber reden." Leicht enttäuscht akzeptiert sie meine Entscheidung. Man merkt, dass sie sich mehr Vertrauen von mir erhofft hat. Ich würde ihr auch liebend gern alles sagen, aber sie würde es nicht verstehen. Sie könnte nicht. Das Leben ist doch ungerecht.
"Ich möchte wieder reingehen.", sprudelt es aus mir heraus. Ich wollte eigentlich nicht wieder in den Unterricht, aber ich wollte mich irgendwie aus dieser Situation retten. Diesem Weinen, das wohl so kein Ende nehmen würde.
Da holt sie ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche, aber als ich dankend danach greifen will, wehrt sie meine Hand leicht ab und nähert sich mit ihrer Hand meinem Gesicht. Fast wie in Zeitlupe wischt sie damit meine Tränen und meine verschmierte Wimperntusche sanft ab und streichelt mir mit ihren zarten Fingern über die Backe. Was soll das ? Sie will mich verrückt machen. Verrückter als ich jetzt schon bin. Obwohl es schon Mitte Dezember ist und wir ohne Jacke rausgegangen sind, friere ich kein bisschen. Im Gegenteil. Ihre Wärme scheint auf mich überzuspringen. Aber es ist keine wohlige Wärme. Es ist eine Wärme, die quält. Sie quält, weil ich weiß, dass ich sie nie so genießen können werde, wie ich mir das wünschen würde. Sie ist anderen vorbehalten. Jungs. Machos. Ihren Verehrern.
Die folgende Stunde ist zum Glück eine Freistunde. Da werde ich mich hoffentlich ausreichend erholen können, von dem ganzen Chaos. Ein Chaos, das ich eigentlich gar nicht will und nie wollte.
Ich versuche Hausaufgaben zu machen, aber es gelingt mir nicht, mich auf die Aufgaben zu konzentrieren. Katja merkt wohl, dass ich was auf dem Herzen habe, denn sie schlägt vor, einen kleinen Spaziergang durch das fast menschenleere Gebäude zu machen. Sie ist ein Schatz. Eine super Freundin. Sie merkt immer ganz genau, wann ich sie brauche. Und heute ist so ein Tag.
Ihr kann ich alles anvertrauen, aber ich habe ihr bisher noch nichts von meinen Gefühlen zu Sarah erzählt, weil ich befürchtet habe, dass auch sie mich nicht verstehen kann und ich wollte dieser Enttäuschung vorbeugen. Aber jetzt sprudelt es nur so aus mir heraus.
Ich weiß, dass wir zusammen gehören, aber ich weiß auch, dass das alles falsch ist. Das darf genausowenig sein, wie ihre Beziehung zu Johannes oder einem der anderen Jungs, die sie mittlerweile auch "entdeckt" haben. Die denken wohl sie wäre eine Granate im Bett. Gut, das Gefühl hab ich auch, aber ich liebe sie.
"Du liebst sie?"



copyright © by Mellimi. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.



comments


weiter machen :)
Tory_ - 31.05.2006 12:37
mehr
Bitte schreib ganz schnell weiter!!!!!
Les2807 - 30.05.2006 21:12
Spannendes Ende
drummergirl - 30.05.2006 20:43
super story - mach weiter so...
Shiningstar2005 - 29.05.2006 21:36

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