Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




stories » details

Was aus Smalltalk alles werden kann...(1

von Mellimi


Die Ferien waren wirklich super! Zwei Wochen Urlaub in Mexiko und danach direkt noch eine Woche Dance Camp dran gehängt. Ist zwar anstrengend, aber hat doch was entspannendes. Da fällt es einem schwer nächste Woche wieder in die Schule zu gehen wo doch der Sommer einfach klasse war, aber eben leider war. Jetzt ist schon bald wieder Herbst, es kommen jede Menge Schulaufgaben und ehe man sichs versieht ist schon wieder Winter. Doofer Winter. Alles kalt. Nicht nur die Temperatur wird kälter, auch die Menschen scheinen kälter zu werden. Das Dauerlächeln auf vielen Lippen verschwindet und wird durch müde Blicke ersetzt.
Ich hasse Winter, aber ihm ausweichen kann ich nich.
Also dann los, sag ich mir und schnapp mir meinen Apfel für die Schule. Heute ist mein erster Schultag in der Kollegstufe. Was mich wohl erwartet ? Diese Frage, die für mich schon fast zum Ritual geworden ist, in all den Schuljahren und die immer Hoffnungen und Befürchtungen in mir hervorgerufen hat, fällt heute etwas nüchtern aus. Unsre Stundenpläne mit unseren Lehrkräften haben wir bereits schon vor den Ferien bekommen und so war klar, was mich erwartet: Nichts besonderes.
Wie im Flug vergeht die halbe Stunde Fahrt in die Nachbarstadt und ich betrete mit dem Wunsch, möglichst schnell wieder nach Hause zu kommen, das Schulgebäude.
Ein Blick auf meinen Stundenplan bringt mich dazu, mich auf den Weg in die unteren Kunsträume zu machen. Es ist ja auch schon kurz vor 8 uhr und am ersten Morgen gleich zu spät zu kommen, wäre nicht gerade der beste Start in die Kursphase gewesen.
Nun denn, ... ich rede mir Motivation ein, werde aber gleich beim ersten Blick in das neue Klassenzimmer enttäuscht. Der einzige Zweiertisch der noch frei ist, hat seinen Platz neben einer "sehr netten" Schulkameradin. Das kann doch nicht wahr sein. Muss das denn sein ? Ich bin mir mal wieder sicher, dass das Glück mit mir Verstecken spielt und lass mich auf den freien Stuhl plumpsen. Mein Tag hat wirklich toll angefangen.
Da es nun mittlerweile geläutet hat, bittet mich der Lehrer die Türe zu schließen, weil ich ihr am nähsten bin.
Müde und immer noch schlecht gelaunt stehe ich auf und bewege mich auf die grüne Holztüre zu, da höre ich Schritte von außen, die sich dem Klassenzimmer nähern und kurz darauf öffnet sich die Türe von außen.
Obwohl ich geahnt habe, dass das passiert, schrecke ich doch ein wenig auf als SIE vor mir steht.
Die Augen nur auf sie gerichtet, den Mund halb offen stehend vor Verwunderung fuchtel ich wie wild mit meiner rechten Hand in der Luft herum, in der Hoffnung, den Türgriff zu erwischen.
Nach einem kurzen Augenblick, schaff ichs jedoch wieder mich ihrem Blick zu entreißen und meinen Verstand wieder aufzunehmen.
Mit aufflammender Laune beflügelt schließe ich die Tür und setze mich auf meinen Platz. Schüchtern fragt sie, ob sie sich auf den noch immer unbesetzten Platz neben mich setzen darf und nach einem kurzen Nicken meinerseits lässt sie sich nieder.
Der Unterricht beginnt. Wie erwartet wird uns in unserer ersten Stunde unseres Kunstleistungskurses näher gebracht, was uns in den nächsten 4 Semestern erwartet. Das war nicht das erste Mal, das wir davon hören und so schenke ich meinem Lehrer nur einen kleinen Teil meiner Aufmerksamkeit. Der andere Teil davon verschwindet in meinem Lächeln und in kleinen Seitenblicken.
Erst jetzt, als sie sich durch ihre langen Haare wuschelt, bemerke ich, dass nicht nur ihre dunkelbraunen Augen und ihr schönes Lächeln, das von superweichen Lippen umspielt wird, der Knaller sind. Von ihren schlanken, langen Fingern angefangen bis zu ihrer ganzen Figur; sie sieht einfach wunderschön aus.
Doch dieser Gedanke wirft Vorurteile in mir auf. Sind es nicht immer die hübschen Mädels, die nix in der Birne haben und ihre ganze Freizeit darauf verwenden, sich Jungs zu angeln und kurz darauf wie kalte Kartoffeln fallen zu lassen ? Waren solche Mädels nicht immer gefühllos und karrieregeil ? Naiv und weltfremd ? Schnell verwerfe ich wieder diesen Gedanken, aber ich rate mir trotzdem davon ab, sie noch länger so zu bewundern. Sonst könnte es noch passieren, dass ich mich in sie verliebe. Das würde dann nur wieder im Chaos enden und dafür hab ich im Moment keine Nerven.
Also widme ich mich wieder dem Unterricht. Mittlerweile ist unser Lehrer am Ende seiner Vorhersagen angekommen und schlägt vor, eine Vorstellungsrunde zu machen.
Auch wenn sich die meisten von uns schon gut kennen, so sind doch einige Neue, wie meine Banknachbarin, aus anderen Schulen dazugestoßen. Diszipliniert und ohne einen einzigen Seitenblick übersteh ich die erste Hälte der Vorstellungsrunde, doch ich spüre immer wieder einen Blick von der Unbekannten neben mir auf mir haften, von der ich noch immer nicht den Namen weiss.
Schliesslich bekomme ich das Wort. Um nicht rot zu werden, blicke ich absichtlich gerade aus und suche mir einen Punkt an der Wand. Mein Name, mein Alter und meine Interessen sprudeln wie von selbst aus mir heraus. Es ist aber doch passiert. Ich weiss es. Ich kann es nie abstellen. Ich werde immer rot. Rot wie eine Tomate. Und ich hasse das.
Als nächstes erfahre ich, dass das hübsche Mädchen neben mir Sarah heisst, 17 Jahre alt ist und sich besonders für Fotografieren, die Natur und Basketball interessiert. Sie kommt nicht wie die anderen aus Schulen aus der Umgebung, sondern von weiter weg, aus Köln und ist vor kurzem in unsere Nähe gezogen.
Was für ein Glück ! Als sie erkennt, wie ich sie verträumt anstarre, erwiedert sie meinen Blick. Es ist einfach unmöglich, sich nicht in diesen unglaublichen Augen zu verlieren. Erst durch den Gong wache ich aus diesem Labyrinth auf. Die Stunde ist um.
Ich muss weiter. Weiter zur nächsten Stunde.
Zweite Stunde, zweiter Leistungskurs. Sarah scheint ihr Talent nicht im Französischen gefunden zu haben, denn sie ist nicht in meinem Kurs.
Der restliche Tag verläuft zwischen Träumereien mit glasigen Augen und disziplinierten Versuchen meine Gedanken nach vorne zu richten. Meine beste Freundin Katja beäugt mich auch immer wieder kritisch von der Seite. Sie merkt immer sofort, wenn mit mir etwas nicht stimmt. Aber als sie mich darauf anspricht, kann ich ihr keine Erklärung geben, weil ich selbst nich weiss, was mit mir passiert ist.
Ich merke nur, dass etwas passiert ist.
Endlich ist der Unterricht vorbei. Der Bus wartet auch schon vor dem Eingang und so lass ich mich gleich auf den ersten Plätzen nieder und atme einmal tief durch.
Zu mehr hab ich gar keine Zeit, denn da kommt schon Sarah zielstrebig auf den Bus zu und steigt die wenigen Stufen hinauf, um mir dann lächelnd entgegenzukommen und schon zum zweiten Mal heute zu fragen, ob der Platz neben mir noch frei ist.
Ein kurzes Nicken, ein freundliches Lächeln – und da sitzt sie.
Schweigen. – Nichts passiert.
Ich hasse dieses unangenehme Schweigen. Ich hasse es wie Rotwerden. Ich hasse es wie den Winter. Also überlegen. Ich muss irgendwas sagen, aber mir fällt nichts ein. Krampfhaft überleg ich, was frau sagen könnte, ... schließlich wird mein Auswahlprinzip immer gröber und ich bringe einen Satz aus mir heraus: "Schönes Wetter heute, nich ?!"
Man, war das eine Blamage. Sie muss mich ja für eine totale Langweilerin halten. Über Wetter zu reden ist absolut die unterste Schublade von Smalltalk. Und auf Smalltalk hab ich eigentlich keine Lust. Ich hasse Small Talk. Mit ihr überhaupt.
Doch scheinbar ist sie überhaupt nicht gelangweilt, sondern vielmehr froh, dass das Eis des Schweigens gebrochen ist. Sie findet, dass man eigentlich jetzt in den letzten Sommertagen noch was unternehmen sollte, bevor die eisige Kälte kommt und uns allen eine Brille von Müdigkeit aufsetzt.
Eigentlich mag ich Smalltalk. Dieses Gespräch nämlich hat den Ausgang, dass wir uns noch für denselben Nachmittag verabreden.
Sie steigt aus dem Bus aus. Und sie lächelt mir noch einmal zu, mit ihren Grübchen in den Wangen und mit diesem sonderbaren Glitzern in den Augen.



copyright © by Mellimi. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.



comments


kommentar von mir selber
das buch kenn ich gar nich ... also is nich abgekuckt ...
Mellimi - 02.05.2006 20:48
nicht schlecht
Res89 - 01.05.2006 21:24
Fortsetzung folgt wann?
funnyluckygirl - 30.04.2006 18:25

vivalavita: 30 Karat Karneval - Freitag 28.2. - 20 Uhr in Kölle - 2 Floors - Karneval - Dance/Charts - Instagram 30 karat deluxe      +++     >>> Get a ticker message for just 5,95€ for 3 days <<<