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Vorsätze, Nachsätze (3)

von healing_addict


Spätnovember. Die Luft ist nasskalt und klammeFeuchtigkeit setzt sich in alle Klamotten, so dassdas nahe Frösteln in den Knochen spürbar ist. DerHimmel ist dunkel, wir haben bereits späten Abend,so dass es auch im Sommer um diese Uhrzeit schonschwarze Nacht wäre. Ich sitze ich mit einigenmeiner Fachschaftsleute in unserer Kneipe zweiStraßen vom Institutsgebäude entfernt.
Bierhallenhohe Räume mit holzvertäfelten Wänden,langen Tischen und Tradition, imUniversitätsviertel. Da fühle ich mich den Denkernnahe, die ich in meiner Freizeit lese. Dort sitzenwir am heutigen Abend, nachdem wir einige Stundenlang auf den 12 m² unseres Büros und überbrennenden Zigaretten diskutiert haben, über daszu kritisierende Lehrangebot des Sommers,mangelnde Transparenz bei den Seminaranmeldungenund Prüfungsbedingungen der Lehrstühle und dieMöglichkeiten, bei dem laufendenBerufungsverfahren die Präferenzen derStudierenden einzubringen. Am Ende der Sitzungsank wie gewöhnlich die Konstruktivität und dieDiskussion wurde lau und leer, während sich dieKippen in den Aschenbechern häuften. Nach demletzten Tagesordnungspunkt kriegte ich als einzigeNichtraucherin mal wieder den Rauch-Koller anhandvon Kopfschmerzen und schlechter Laune, und daherverlegten Pam und ich alle weiteren Gespräche anden Tisch in unserer Kneipe, welche immerhin etwasbessere Luftbedingungen aufweisen kann als dasFachschaftsbüro. Über zukünftig rauchreifeSitzungen haben wir zwar heute abgestimmt, abererst nächste Woche werden wir versuchen, dieRegelung einzuhalten. Rigoros darauf bestehenwerde ich, versuchen werden die anderen, ihreGlimmstengel in den Softpacks zu lassen und dieSoftpacks in den Taschen und Rucksäcken. AktiveFachschaftsleute rauchen wie die Schlote. Hier inder Atmosphäre der Bar steigt meine Laune heuterasch an und Pam ist sehr überrascht, dass ichüberhaupt nach mitkam, wo ich doch sonst meistensgleich abzische nach Hause, nach den Sitzungen.
Mit grummligem Gruß, und dann ab auf meinem Bike,alleine in die Dunkelheit, zurücklassend dieGruppe der rot glimmenden Enden der schon wiederangezündeten Zigaretten. Anders Heute. Schön, dassdu mitkommst, erwähnt Pam zwischen ihrem erstenBier. Ich nippe an meinem Wasser und studiere dieKarte. Hunger, Hunger. Bestelle mangelsAlternativen einen Vegi-Burger mit Pommes undSalat und freue mich im selben Moment schon drauf.
Die blonde Bedienung der schwarzen Schürze sagtzwar, sie glaube, der sei schon aus, aber siefrage mal. Ich bin nicht zuversichtlich aber wagedarauf zu hoffen, lege Messer und Gabel auf demglänzen lackierten Eichenholztisch bereit. Undtatsächlich habe ich Glück. Messer und Gabelnehmen ihren Dienst auf und erfüllen ihn zügig.
Andi, der alte Hase der Fachschaft, isst seinübliches Riesenschnitzel. Mit Pommes. Das gibt esnur hier, auch da ist es oft schon weg, wenn ermal kommt, sagt er. Wir reden heute nicht über denFleischverzehr an sich, wir essen nebeneinanderher. Die beiden Mahlzeiten auf unseren Tellernsehen sich irgendwie ähnlich.
Nach einem schweigenden Essen hat Pam ihr zweitesBier schon fast gelehrt und fragt mich, ob ich mitihr auf das Pink-Konzert gehe. Die findet sie sehrsexy, weiß ich aus ihrem Munde. Hm, wie die sichimmer darstellt, ich weiß nicht. Die Musik mag ichschon ganz gern. Vielleicht komm ich mit. Märzoder wann ist das? Ja, ich bestelle die Kartendann, gut. Meine Güte, Pink live sehen, wow.
Pam schweigt wieder und guckt vor sich hin. IhrBier wird womöglich warm dabei. Mein Lächeln seheich allein. Andi erzählt von seinenSchwierigkeiten, Frauen zu finden, die nicht nurer toll sondern die gleichzeitig auch ihnanziehend finden. Er sei eben kein Frauentyp.
Und, biste'n wenigstens n Männertyp? Nee, obwohlich da auch schon mal dran gedacht hab, ichbezeichne mich ja schon als bisexuell. Also, ichfindet Männer durchaus erotisch, wenn auch mehr sovom Kopf her. Wie geht denn das? Wenn ich einenTyp sehe, bei dem ich mir denke, so möchte ichselbst gerne aussehen. Tolle Figur, Muskeln, duweißt schon. Ach so, aber das mach ich auchmanchmal bei Männern, steh aber noch lange nichtauf die. Nun ja, ich schon. Doch, doch. Aber, ichmeine, hast du auch schon mal mit einem was, also,gehabt? Nee, nein. Ist schon schwer genug, ne Frauzu finden. Momentan bin ich auch nicht sointeressiert, aber was ist mit dir? Du bist dochdie Frauenabräumerin hier im Laden. Und, gibt esauch mal eine, die dich länger interessiert als neWoche? Ach, weißt du. Waas, welche? Nee, keine.
Also ich meine, ich kenne sie gar nicht, hab sieab und zu gesehen erst, so eher von weitem. Nureinmal mit ihr gesprochen. Also daher kann ich nursagen, so rein äußerlich kann ich behaupten, findeich sie ziemlich meinen Typ. Also du findest siehübsch? Ja, also ich würde sagen, gutaussehend,schon ziemlich. Aber das heißt ja nix. Wie meinst,was heißt es nicht? Mehrere Dinge. Zunächst mal,ob sie auf Frauen steht, was mit Frauen zu habensich vorstellen kann oder es tut. Dann, ob siesolo ist. Drittens ob sie nicht womöglich sowiesoeher doof ist. So, wie ich das in letzter Zeitanscheinend öfter mit Frauen erlebe, die miroptisch gut gefallen. Vielleicht sind Frauen, diemir gefallen, eigentlich total seltsam? Und dasfolgerst du daraus, dass du sie attraktiv findest?
Nein, nee, eher aus dem, wie sie sich verhält. Ichweiß nicht, wenn ich mit ihr zu tun habe. Dannhast du sie doch schon getroffen. Ja, wir warenmal in der Mensa, aber halt ganz unpersönlich.
Wieso triffst du sie in der Mensa, aber ganzunpersönlich, kenn ich die vielleicht? Äh, ja,diese Andrea K. von der Stuve. Die hab ichletztens auf der Fachschaftenkonferenz zum erstenMal gesehen und dann eben noch einmal bei derFestorga in der Stuve, und da waren wir eben beimEssen. Irgendwas mit Erbsen. Hm, die hatte was mitdiesem Stephan, auch aus der Stuve, soweit ichweiß, du weißt schon, der große mit Sonnenbrilleund Bauch. Zumindest, als ich sie das letzte malgesehen hab, n paar Wochen her schon. Aber dassagt ja auch nix. Ja, eben. Nicht über denjetzt-Zustand und über ihre generelle Einstellungzu Frauen. Und ob sie seltsam ist ganz bestimmtnicht. Oh, Mensch, ich hasse das. Ich will michnicht in der Uni nach ner Frau umsehen, von derich nicht weiß, ob sie auf Frauen steht. Dann fragsie, was anderes bleibt dir wohl nicht. Aber ichglaube schon, dass die durchaus auch Frauen tollfinden könnte. Woher willst denn das wissen? Hastdu sie rumknutschen sehen? Scherzkeks, nein. Ichfinde nur, dass sie so aussieht, dass sie auch aufFrauen und insbesondere auf dich stehen könnte.
Andi zwinkert mir zu. Ich behalte für mich, dasser das für sich behalten könnte. Mein Bier istwarm und Pam hat ihrs geleert. Sie hat unsererErörterung nicht zugehört und redet selbst überirgendwas. Ich sage nichts und höre nur einbisschen zu. Müde sehe ich zu meinemTischnachbarn, der die Hand Richtung Kellnerinhebt. Andi sieht auch so aus. Dass er so urteilt,dass Andrea so aussieht, als wenn sie .... UnsereJacken sind getrocknet, sie werden uns wieder warmhalten. Wir trinken im Stehen aus, bezahlenebenfalls im Stehen und verlassen die warmenKneipenräume. Andi und ich warten - schon wiederin der Kälte - noch zwei Minuten auf Pam, derdraußen einfiel, sie müsse dringend kucken, welcheEdgar Cards es gebe. Dann kommen wir los, Andi undPam laufen gemeinsam nach Hause, sie wohnen in derselben WG. Ich schiebe mein Rad noch die paarMeter mit ihnen mit, bis zu der Kreuzung, wo sichunsere Wege trennen. Wir sagen, na dann, bis dann,ich steige auf mein Bike und trete langsam in diePedale, nach Süden. Ich bin erschöpft und bin inmeinen Gedanken schon zuhause, zuhause in meinemZimmer auf meinem Sofa und lese Marlen Haushofer"Die Wand" noch ein paar Seiten, bevor ich dannalleine in meine Decken steigen will.

Es ist viertel nach elf und ich bin noch gar nichtsoweit. Die ersten Kracher sind noch nicht zuhören, und es fühlt sich erst nach Silvester an,wenn es draußen knallt und blitzt, dann schießensie uns alle zusammen auf das neue Datum. MeinHerzschlag ist jetzt aber noch ruhig, ich trinkekleine Schlucke aus meinem großen Weinglas undsehe von Sabine zu Margit und wieder zurück. Ichhöre meinen beiden Freundinnen hauptsächlich zu,gebe eher nur kleine Kommentare. Es geht nochimmer um das gleiche Thema. Margit weiß nicht,wann sie flirtet, woher solle sie das schonwissen? Sie habe darin keinerlei Übung, das seifür sie alles ausgesprochen undurchsichtig.

Wann sieht denn die Andere, dass es ein Flirt ist,zum Beispiel? Würdet ihr sagen, ist es dann einFlirt, wenn die Andere die ausgetauschten Blicke,das Lächeln, oder wie das eben so vor sich geht,als Flirten deutet? Es kommt doch immer auch aufdas Gegenüber an. Ja, da hast du Recht, Manchekannst du anflirten und sie sehen gar nichts. Oderes kann andersherum auch sein, dass sie mit dirflirten, und du kapierst es überhaupt nicht.
Vielleicht gibt es ganz unterschiedlicheindividuelle Gewohnheiten und die Verhaltensweisenkönnen nicht automatisch so verstanden werden wiesie vor der Absicht her ausgesendet werden, da siebei den beiden Beteiligten eben verschiedeneBedeutungen haben. Hm, würdest du sagen, ist einLächeln für dich schon ein Flirt? Ich meine, ichlächele schon oft Frauen an, aber ich flirte dannnicht mit denen, glaub ich. Und du? Ja, manchmal,nicht immer. Ich finde, eigentlich sollten wirüber die beteiligten Gefühle reden, also,vielleicht ist ein Flirt dann einer, wenn sich dieSituation für mich so anfühlt. Wie meinst du, wieanfühlt? Na, körperlich, aufregend halt. Wie wennich unter Strom stehe, durchflutet bin vonEnergie. Also nicht so, wie wenn ich eine Fraueinfach nur so anlächele, weil ich sie nett findeoder weil ich finde, dass sie gut aussieht oderso. Oder aber, auch wenn du nur mal wieder eineabschleppen willst, wenn sie dich sexy findensoll, damit sie mitkommt den Abend? Ist das dannfür dich ein Flirt, wenn du eine am gleichen Abendnoch mit nach Hause nehmen willst? Ich weiß nicht,vielleicht. Nein. Hm, kann schon sein, aber ichhabe auch ganz andere Arten von Flirts als solche,die du jetzt meintest. Wenn ich richtige Gefühlehabe zum Beispiel, wenn man buchstäblich sagt,dass dir die Knie weich werden. Also so einaußergewöhnliches körperliches Wohlbefinden, wennich mich sehr wohlig fühle und gleichzeitig auchaufgeregt bin in der Situation mit ihr. Ach so, dumeinst, wenn du verknallt bist? Ist es das?
Vielleicht, kann sein. Da ist die Erotik dann garnicht das, was im Vordergrund steht, ich denk garnicht daran, mit der in die Kiste zu hüpfen. ImVordergrund ist eher ein anderes Interesse, ichhabe viel Aufmerksamkeit für sie und versuche,ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Wenn siemich dann sieht, dann muss ich lächeln, weißt duwas, ich meine? Ja. Dann bist du verknallt, dassag ich dir. So hört es sich an für mich. Ja gut,verknallt sein kenn ich schon, aber, wenn du nurmal so eine abschleppen willst, du weißt schon,wie machst du das? Das machen so viele, aber esist mir ein Rätsel, wie das geht. Ich meine, wieerkennst du die Sorte von Frauen, die offen sindfür eine Nacht mit einer Frau, die sie überhauptnicht kennen? Du machst das doch ab und zu. Ichweiß es nicht, ich weiß es nicht. Oh, ich hol maldem Sekt aus dem Kühlschrank, die ersten Böllerfliegen ja schon. Wie spät ist es? Sabine, wo hastdu die Gläser hingestellt? Wollt ihr euren mitO-Saft oder ohne? Ja, gerne mit.



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