von Any1217
Es war spät am Abend, als ich den Schlüssel in der Haustür hörten. Ich saß auf dem Sofa und las ein Buch. Thomas begrüßte mich mit einem Kuss. „Hmm, du riechst heute irgendwie anders“ brummte er. Zwar hatte ich Thomas nicht direkt betrogen, aber schon der Kuss mit Marie vor einiger Zeit war ein Vertrauensbruch.
Ich hatte nichts davon erzählt, wurde aber auch nicht gefragt. Ich wollte ihn nicht anlügen, hätte es vielleicht auch nicht getan, wenn er einfach gefragt hätte. Vielleicht hätte ich ihm von dem Kuss erzählt, hätte er mich wie gerade auf etwas außergewöhnliches angesprochen. Aber er fragte jetzt, darum beschloss ich ihm die Wahrheit zu sagen. „Ich hab Marie eine Massage geschuldet, sie hat heute unseren Gehweg geräumt. Ich schätze du riechst das Massageöl.“ „Ach, und wann bekomme ich mal eine Massage? Ich könnte das auch gut vertragen nach einem so harten Tag wie heute.“ Ich fühlte mich schuldig, hatte Thomas doch eigentlich recht. Auch wenn er zur Zeit selten zu Hause war und viel arbeitete, schenkte ich ihm wenig Aufmerksamkeit, selbst wenn er dann zu Hause war. Ich überlegte, ob ich vielleicht auch selbst mit dafür verantwortlich war, dass wir nur noch nebeneinander her lebten. „Haben wir noch Massageöl? Dann bekommst du jetzt eine Massage ok?“ sagte ich schuldbewusst. Er ging ins Bad und kam nach einer halben Stunde frisch geduscht, nur mit einer Jogginghose bekleidet und dem Öl in der Hand nach unten. Er strahlte und setzte sich vor mir auf den Boden. Ich nahm das Öl, rieb seinen Rücken damit ein und begann damit ihn zu massieren. Auch er stöhnte hin und wieder auf, im Vergleich zu Marie hörte es sich für mich aber ehr nach einem Grunzen an. Zudem erregte es mich – im Gegensatz zu Maries stöhnen und seufzen – nicht im geringsten. Nachdem ich seinen Nacken eine Weile massiert hatte, drehte er sich um und küsste mich. Der Kuss wurde intensiver und fing an mit seiner Hand mein Bein zu streicheln. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, wollte ihm entgehen. Er küsste meinen Nacken und fing an mich zwischen den Beinen zu berühren. Unser letztes Mal war lange her und ich spürte sein Verlangen. Viele Male hatte ich mich schon davor gedrückt, eine Ausrede nach der anderen erfunden. Ich wollte nicht, hatte aber große Schuldgefühle ihm gegenüber. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, es wäre Marie, die mich berührt. Ein wenig half es tatsächlich, ich spielte mit und ließ es geschehen.
Erschöpft sank Thomas auf mich und küsste meinen Hals. Ich musste Tränen hinunter schlucken, zum Glück sah Thomas mir nicht ins Gesicht. Ich fühlte mich schlecht. Zwar konnte ich schon früher dem Sex nie so viel abgewinnen, doch heute war ich geradezu angewidert. Ich fühlte mich schäbig, als hätte ich Marie hintergangen. Dabei war es doch eigentlich Thomas, den ich mit meinen Gedanken, Gefühlen und zum Teil auch Handlungen hinterging. Ich spürte Verzweiflung in mir aufkommen, wand mich unter Thomas hervor und ging ins Bad. Ich setzte mich auf den Toiletten Deckel und weinte stille Tränen.
In den nächsten Wochen war Thomas häufiger zu Hause. Er schien glücklich zu sein und genoss die Zeit mit seiner Familie. Auch Mia hatte große Freude daran, ihren Vater wieder häufiger zu sehen. Vor Monaten hatte ich es mir herbeigesehnt, dass Thomas endlich wieder mehr Zeit mit uns verbringen kann. Jetzt war es soweit und dennoch war ich unglücklich. Ich sah Marie seltener, vor allem kaum noch alleine. Auch wenn ich zu wissen glaubte, dass es so besser war – in meinem tiefsten Innern wollte ich nichts mehr, als Marie nah zu sein. Alleine. Ich wollte sie küssen, berühren. „Was sagst du dazu Lena?“ gedankenverloren seufzte ich auf und sah Thomas entgeistert an. „Entschuldigung, ich war in Gedanken. Was meinst du?“ Thomas saß mir gegenüber am Frühstückstisch. Es war Samstag Morgen, über Nacht hatte es sehr viel geschneit. „Schlitten fahren Mama!“ strahlte Mia mich an. „Achso, klar! Das bietet sich ja an bei dem Wetter.“ lächelte ich. Als wir in den Keller gingen, um unseren großen Holzschlitten zu holen, stellten wir jedoch fest, dass das alte Ding ziemlich klapprig und morsch geworden war. Thomas schüttelte mit dem Kopf „Ich glaub ich fahr nochmal los und besorg einen neuen. Mit dem Ding fahren wir lieber nicht mehr.“ er kratze sich nachdenklich am Kopf. „Na, wir gehen solang in den Garten, mal sehen ob der Schnee für einen Schneemann taugt.“ sagte ich zu Mia gewandt.
Eine halbe Stunde später war Thomas bereits auf dem Weg um einen neuen Schlitten zu kaufen, ich und Mia stapften durch den tiefen Schnee. Wir hatten schon den unteren Teil des Schneemanns fertig, als ich Maries Stimme hörte „Hey ihr zwei da drüben, darf ich mit machen?“ Ich strahlte über beide Ohren und winkte der freudig auf uns zu laufenden Marie. Stürmisch umarmte sie mich, drückte mich sehr fest an sich und küsste meine Wange. Dann klatschte sie mit Mia ab und fing sofort an eine Kugel zu rollen. „Schön dich mal wieder zu sehen Marie“ raunte ich ihr zu, als wir beide gebückt nebeneinander standen. „Finde ich auch! Ich vermisse euch schon.“ kichernd gab ich ihr übermütig einen Klaps auf den Po. Ich war so glücklich sie endlich wieder in meiner Nähe zu haben. Plötzlich richtete sich Marie ruckartig auf, ihr schelmisches Grinsen und die Hand hinterm Rücken ließen mich ahnen, was nun kam. „Schneeballschlacht“ rief sie laut und dann ging es los.
Als Thomas zurück kam, waren wir drei völlig aus der Puste und schneebedeckt. Wir lachten und auch Thomas bekam noch ein bisschen was ab. Dann zeigte er uns den tollen neuen Holzschlitten und meinte, dass es wirklich schwer war, einen solchen zu finden. Er fragte, ob wir los können und bot Marie an mit zu kommen. Sie willigte lächelnd ein und holte noch ihren Schlitten aus dem Dachboden. „Der ist zwar schon ziemlich alt, aber ich glaube für diesen Winter geht er noch.“ „Ha, das gleiche Problem hatten wir auch – wir gehen auf Nummer sicher und haben lieber einen neuen besorgt“ zwinkerte ich ihr zu. Dann machten wir uns gemeinsam auf den Weg, zum nächsten Hügel war es zum Glück nicht weit und wir konnten zu Fuß gehen.
Der Hügel war schon fast ein kleiner Berg. Auf der einen Seite ging es lang und flach hinunter, auf der anderen sehr steil und durch einen kleinen Wald. Die Piste auf dieser Seite war wenig befahren, es gab mehrere schmale Abfahrten durch das Wäldchen. Die wagemutigen hatten sich dort bereits zusätzlich noch kleine Sprungschanzen gebaut. Mittlerweile war es schon nach 10, vor allem die sanft abfallende Seite wurde langsam voller. Hauptsächlich tummelten sich kleine Kinder mit ihren Eltern hier, die älteren Kinder kamen wohl ehr Nachmittags um die andere Seite des Hügels – die gefährliche – unsicher zu machen. Wir waren bereits alle schon mehrmals die Fläche Seite ab gefahren. Immer in wechselnder Besatzung, Mia mit Marie, Marie mit mir, ich mit Thomas, Thomas mit Mia. „So, wer traut sich mit mir auf der anderen Seite runter?“ fragte Marie. „Ich“ rief Mia sofort. Doch als sie vor Marie auf dem Schlitten saß und den steilen Abhang hinunter sah, überlegte sie es sich doch anders „ich will doch lieber nochmal mit Papa fahren“ sagte sie und ergriff seine Hand. „Dann fahr du mit mir Lena“ grinste Marie und tätschelte vor sich auf den Schlitten. „Ich weiß nicht..“ sagte ich etwas ängstlich. Nach kurzem Zögern setzte ich mich dann aber vor Marie. „Na dann, passt auf eure Knochen auf“ scherzte Thomas und nahm mit Mia auf unserem neuen Schlitten platz. Ich biss die Zähne zusammen und los ging es. Schnell nahm der Schlitten Fahrt auf, Marie hatte ihre Arme fest um mich geschlungen. Ich krallte mich in den vorderen Kufbögen fest und versuchte mit den Füßen zu lenken. Dann ging es ab in den Wald, die Piste wurde immer schmaler, dann gabelte sie sich. Ich entschied mich für die linke Seite und lenkte den Schlitten holprig dorthin. Glücklicherweise war auf dieser Seite des Hangs kaum etwas los, sodass ich niemandem ausweichen musste. Plötzlich kam eine kleine Sprungschanze, mitten auf dem ohnehin holprigen Weg. Nach rechts oder links ausweichen konnte ich nicht, da überall Bäume waren und die Abstände zwischen ihnen zu schmal um in voller Fahrt eine Lücke zu erwischen. „Festhalten!“ schrie ich, da flogen wir auch schon durch die Luft. Unsanft landete der Schlitten wieder auf dem Weg und gab ein bedenkliches Ächzen von sich. Durch die Wucht gerieten wir ins Schlingern, beide versuchten wir gegen zu lenken – was uns nicht gelang. Wir schossen zwischen eine der Lücken am Wegrand und die Fahrt ging durch unberührten, tiefen Schnee noch kurz weiter. Bis wir schließlich einen kleinen Baum touchierten, wodurch der Schlitten jetzt vollends seinen Geist aufgab. Er knarzte noch ein letztes Mal, bis er unter unserem Gewicht nachgab und wir beide vorn über in den Schnee plumpsten. Da wir durch den tiefen Schnee bereits langsamer geworden waren, hatten wir Glück im Unglück und verletzen uns nicht. Verdutzt sahen wir uns an und lachten los. „Na das war ja ein Teufelsritt – deinen Schlitten kannst du jetzt wohl vergessen“ gackerte ich. „Nur weil du zu schwer warst“ konterte Marie. Ich streckte ihr die Zunge raus und wischte mit einer Hand so über den Schnee, dass er in ihrem Gesicht landete. Marie prustete und stürzte sich auf mich. Wir kullerten durch den Schnee, bis Marie erschöpft und widerstandslos unter mir liegen blieb. Ich stützte mich ab, blieb aber auf ihr. Unser Atem formte stoßweise kleine Wölkchen und unsere Wangen waren gerötet. Marie lächelte mich an und sah mir tief in die Augen. Sie war so schön. Ich beugte mich zu ihr. Dann küsste ich sie. Es war wie eine magische Anziehungskraft, die gleichzeitig meinen Verstand abschaltete. Marie sah mich erst etwas irritiert an, dann schloss sie ihre Augen und erwiderte den Kuss. Wie auch unser erster Kuss, wurde er schnell leidenschaftlich. Ich lag nun wieder ganz auf Marie, spürte wie sich ihr Brustkorb hob und senkte. Ihre weichen Lippen fühlten sich so gut an. Ich spürte ihre Zunge und fing an vor Erregung zu zittern. Wir beide atmeten nur noch flach und sehr schnell. Als Marie ihre Hände auf meinen Po legte und mich fest an sich drückte, stöhnte ich auf. Wir zuckten zusammen, da mein aufstöhnen im Wald widerhallte. Ich hielt inne und lauschte, doch außer weit entfernten Kinderstimmen war nichts zu hören. Undenkbar, was passieren würde, wenn uns Mia und Thomas erwischten. Allerdings auch sehr unwahrscheinlich, da wir doch ein ganzes Stück vom Weg abgekommen waren. Dennoch beschlich mich ein ungutes Gefühl und mein schlechtes Gewissen meldete sich. Ich löste mich schweren Herzens von Marie und stand auf. „Wir sollten wieder zurück gehen, die anderen beiden machen sich bestimmt schon Sorgen“ sagte ich verlegen, konnte ein Grinsen aber nicht unterdrücken. Marie stand auf, nahm meine Hand und küsste mich noch einmal sehr sanft auf den Mund. Leider auch nur sehr kurz. Ich fühlte ihren Lippen nach, als sie mich an der einen Hand, den kaputten Schlitten in der anderen, den Hang hoch zog. In mir brodelte es, ich hätte sie so gern einfach wieder in den Schnee geschubst und leidenschaftlich geküsst. Aber der Moment war vorüber und mein Verstand sagte mir sehr deutlich, dass wir lieber schnell wieder nach oben zu Thomas und Mia sollten.
Oben angekommen, warteten die beiden schon auf uns. Als sie uns mit dem kaputten Schlitten sahen, schaute Thomas erst entsetzt, konnte sich ein Lachen aber nicht verkneifen. „Ohje, na ich hätte es mir ja denken können. Wart ihr zu schwer für das alte Ding? Ich hoffe ihr habt euch nicht verletzt?“ fragte Thomas. „Das lag einzig und allein an der alten Hügelpiste, nein zum Glück sind wir weich im Schnee gelandet“ gab ich zurück. Da es mittlerweile kurz vor Mittag war, machten wir uns auf den Rückweg. Dabei sah ich immer wieder verstohlen zu Marie. Was war nur los mit mir? Warum verlor ich so schnell die Beherrschung bei ihr? Hatte es mich so dermaßen erwischt? Marie merkte, dass ich sie ansah und lächelte mich verstohlen an. Meine Knie wurden wieder weich. Ja, es hatte mich eindeutig voll erwischt.
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