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von Yvihu20
Doch musste sie mich verstehen? Es war doch irgendwie dreist von mir von ihr Verständnis zu verlangen. Sie hatte sechs Monate Verständnis für mich. Sie war alleine mit Kim, mit der Ungewissheit was mich betraf und dann auch noch mit dieser Krankheit. Was war oder bin ich nur für eine Freundin? Habe nur an mich und meine Drogen Gedacht. Nicht ansatzweise darüber nachgedacht was es eigentlich für sie bedeutet wenn ich sechs Monate weg bin. Ich war nie Egoistisch, hab immer an andere Gedacht. Haben die Drogen mich denn so verändert? Haben sie mich so egoistisch gemacht und nix mehr sehen lassen? Nein! Sagte ich mir in dem Moment. Es kam mir wie ein Blitz in den Sinn, es waren nicht die Drogen die das bewirkten, ich war es, ich alleine weil ich nur an die Drogen dachte.
Ich musste etwas tun. Noch mehr egoistisch sein und noch mehr nur an mich und meine Zukunft denken war mit einem mal nicht mehr wichtig. Endlich musste ich verstehen das nicht die Drogen mein Leben so frei und unproblematisch machten, sonder das Verena es war. Sie hatte recht, wenn ich bei ihr und Kim war, war ich nie zu gedröhnt, dort brauchte ich das einfach nicht. Ihr Liebe und ihr nähe, die machten mich zu dem Menschen der ich war, der ich vor den Drogen war und der ich nach diesem Horror Entzug wieder sein möchte. Diese Monate voller Qual waren verdient, sie war meine strafe aber auch meine Erleichterung, für all das was ich unter den Drogen angestellt habe.
Ein weiteres Mal las ich mir den Brief durch. Die Tränen tropften immer und immer wieder zu Boden. Wort für Wort bedeute Träne für Träne. „Ich tu das nur für dich“, der letzte Satz in den Brief. Wollte ich denn wirklich das sie was für mich macht? Seit Jahren tat sie alles für mich. Immer hat sie mich gehalten und kurz vor dem fall ins tiefe Loch hat sie mich gefangen. Und ich? Ich hab das alles einfach hingenommen, nicht gewürdigt und nicht bedankt. Es war mir egal was sie wollte, ob sie dachte ich sei nicht stark genug oder soll an mich denken, es wurde zeit, das ich für sie da bin und das, dass werde ich jetzt sein.
Es dauerte lange, bis in die Nacht rein, bis ich zu dieser Erkenntnis kam. An schlafen war eh nicht mehr zu denken, und so machte ich mich auf den Weg zu Svenja. Ob sie mich noch aufnehmen würde. Immerhin hatte ich sie ebenfalls belogen und nix von meiner Abhängigkeit erzählt. Auch sie war sechs Monate Alleinegelassen worden von mir. Es war komisch, dass mir das schlechte Gewissen nie in der Therapie kam. Oft hatte der Therapeut mich gefragt ob es mir nicht Leid täte, immer sagte ich, „kann sein“. Jetzt, wo ich mit all dem wieder konfrontiert werde, mit meinen Freunden, meiner Umgebung und meiner Liebe, da kommt das schlechte gewissen plötzlich? Warum?
Svenja war immer für mich da, ein Mensch mit dem ich aufgewachsen und alles teilte, nur dieses schlimme Geheimnis nicht. Wie konnte ich nur? Gerade in den Augenblicken in denen ich ehrlich und aufrichtig hätte sein sollen, war ich es nicht und in denen in denen es unwichtig war konnte ich es sein. Verena und Svenja haben also viel zeit miteinander verbracht? Haben sie ehrlich nur mich vermisst oder haben sie sich vorwürfe gemacht das sie nichts bemerkten? Ich betete zu Gott, dass dem nicht so war, denn wenn jemand keine schuld an all dem hatte, dann Verena und Svenja.
Ich sah Svenjas Haus schon von weitem und mit jedem schritt den ich näher kam, schlug mein Herz schneller. Ich sah Licht in ihrem Fenster, sah sie auf dem Bett sitzen und sah noch jemanden. Verena! Svenja hielt sie im Arm, tröstete sie und sagte ihr irgendetwas. Wie angewurzelt stand ich vor dem Fenster uns sah die beiden an. Es sammelte sich eine Menge an Flüssigkeit in meinen Augen und ich merkte wie sie anfing zu laufen. Ich sah mit einem Mal wie sehr ich alle verletzt habe, was ich allen Menschen die mich Liebten angetan habe und was ich niemals wieder gut machen konnte. Ich war ein Schwein! Mir ist nicht klar wie lange ich da stand, vor diesem Fenster und die beiden beobachtet, aber es muss lange gewesen sein. Als ich gerade gehen wollte und mein Mut mich verlies, drehte Svenja den Kopf und sah mich. Sie sah mir in die Augen, etwas erschreckendes, verletztes aber auch Erfreutes lag darin. Sie hatte mir immer so in die Augen gesehen, ein Blick der sagte, „Ich kann sehen was du fühlst, ich bin der einzige Mensch, der weiß was in die vorgeht“. Was sollte ich jetzt machen? Sollte ich wegrennen oder auf ihre Reaktion warten? Schlagartig wurde mich klar, wegrennen konnte ich nicht, denn meine Füße waren schwer wie Blei. Dann stand sie vor mir, Svenja, auf der Strasse standen wir uns gegenüber und sahen uns einfach nur an. Was jetzt? Umarmen oder doch lieber nicht? Ich hatte Angst, einfach nur pure Angst. Doch Svenja rette mich aus dieser Situation und umarmte mich. Sie drückte mich an sich, machte keine Anzeichen loszulassen und weinte. Und ich? Ja ich stand da, war Steif wie ein Brett und wusste nichts mit mir anzufangen. Ich konnte doch jetzt nicht einfach so tun als wäre nicht, nicht einfach vergessen was ich getan habe, nicht mal für einen kurze Moment. „Yvi, vergiss es jetzt bitte und freu dich“ hörte ich jemanden sagen. Verena, stand an der Tür und guckte uns an. Es war komisch, aber weil sie es sagte, weil sie mir zeit, es sei in Ordnung die Freude überwiegen zu lassen, konnte ich es auch. Ich konnte Svenja umarmen, weinen vor Freude und mich wohl fühlen.
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Your Story
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Wie du weißt, liebe Yvi, nimmt mich diese Geschichte sehr mit! Ich weiß nicht, wie andere das sehen, oder ob ich es nur so sehe, weil ich mit dir zusammen war (hoffentlich wieder sein werde) aber ich hatte und habe immer noch das Bedürfnis, dir diese Liebe zurückzugeben! ich kann dieses Impuls nicht unterdrücken, er begleitet mich, seit dem ich dich kenne!
Ich hab dir schon oft erklärt, warum, wieso und überhaupt!
Es ist nicht leicht, damit umzugehen!
aber wir schaffen alles! :-)
ich liebe dich
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