von stayinthelife
In der kommenden Nacht träume ich davon, wie ich mit Tatjana zum Altar schreite und ihr das Ja-Wort gebe. Das verwunderliche an diesem Traum ist, dass ich der Mann bin. Ich trage einen schwarzen Anzug und schwarze Lackschuhe. Mein Traum macht einen gewaltigen Sprung. Er überspringt die Feierlichkeiten im Anschluss der Trauung und zeigt mir eine Szene, in der ich Tatjana über die Türschwelle unseres gemeinsamen Hauses trage. Ich lege sie sanft aufs Bett und überflute sie mit Küssen. Mit zarter Bestimmtheit schiebe ich ihre Rücke nach oben und fahre mit meiner Zunge die Innenseite ihrer Oberschenkel entlang. Ich spüre, wie sich ihr Körper unter meinem aufbäumt und höre, wie lustvolle Schreie den Raum füllen. Mein Traum spult abermals geschwind vor. Ich finde mich im Krankenhaus, auf der Entbindungsstation wieder. Tatjana liegt vor mir und in der Mitte ihres Körpers ragt ein enormer Bauch zur Decke empor. Sie hält meine Hand fest und bitte mich, sie nicht allein zu lassen. Ich bleibe, weil sie meine Hilfe braucht, fühle mich aber fremd, weil ich nicht weiß, wie diese Kind entstanden ist. War ich es etwa gewesen? Habe ich das hier zu verantworten? Ich schüttle den Kopf und merke, dass ich schwer Luft bekomme. Ich schlage die Augen auf und finde mich in meinem Wohnzimmer wieder. Verrückt, denke ich, als ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Was passiert bloß mit mir? Ich stehe auf, werfe mir eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht, gehe in die Küche und brühe mir einen Kaffee auf. Ich setzte mich an meinen Küchentisch, schaue aus dem Fenster und beginne, über meinen Traum zu sinnieren. Mich verwundert es nicht, dass ich von ihrer Schwangerschaft träume. So etwas ist mir noch nie passiert. Eine Frau verliebt sich in mich, stellt alles Mögliche an, um mich ausfindig zu machen, meldet sich dann zwei Wochen nicht bei mir, um sich dann von mir im Krankenhaus finden zu lassen.
Ich überlege, ob ich meine Freundin Chiara noch einmal anrufe, um mir Auskunft über Tatjanas Diagnose geben zu lassen, rücke dann aber von diesem Gedanken ab, weil ich weiß, dass sie dann in Teufels Küche kommt. Ich überlege hin und her und kann mir nicht erklären, wie sich jemand derart in mich verlieben kann, ohne dass ich davon Notiz nehme. Gleichwohl fühle ich mich geschmeichelt, weil Tatjana eine schöne Frau ist. Ich habe eine Schwäche für Sommersprossen, was sie sicher nicht ahnen wird.
Ich rufe meinen besten Freund Ben an, um ihm von meiner Geschichte zu erzählen. Ben ist Schriftsteller und immer auf der Suche nach neuen uns spannenden Geschichten. Mal sehen, was er zu meiner Story sagen wird.
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