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Über das Wesen der verlorenen Frau

von Mireille18


Selten hatte die Stille so sehr auf ihr gelastet wie in diesem Augenblick. Sie warf einen letzten Blick aus dem Fenster, und trocknete sich dann die Hände an ihrer Schürze ab. Der Tisch war bereits gedeckt, sie hatte das Hochzeitsgeschirr ihrer Schwiegereltern genommen, zusammen mit dem kostbaren Silberbesteck ihrer Großmutter, den Höhepunkt aber bildete der schwere Kandelaber mit zwölf Kerzen, von denen eine jede mindestens zwei Daumen dick war. Sie hatte das alte Silber mindestens eine Stunde lang poliert, bis es wieder glänzte wie zu den Zeiten ihrer Großmutter. Ein dekoratives, beinahe etwas überladenes Blumengesteck vervollständigte das Bild einer Tafel, wie sie sie immer wieder in Hochglanzbroschüren bewundert hatte. Es sah so aus, wie sie es sich immer erträumt hatte.
Sie stellte beinahe überrascht fest, dass sie nun doch ein wenig nervös wurde, obwohl das Essen so gut wie fertig war und im Grunde nur noch serviert werden musste. Sogar die Torte war ihr diesmal hervorragend gelungen. Gleichwohl legte sie das Besteck noch einmal zurecht und faltete die Servietten. Liebevoll polierte sie die Weingläser und hielt sie prüfend gegen das Licht, um ihnen Glanz zu verleihen. Sie strich die Tischdecke glatt und beschloss, Wasser aufzusetzen, um sowohl Tee als auch Kaffee anbieten zu können. Doch je mehr Zeit sie damit verbrachte, die letzten Vorbereitungen zu treffen, desto stärker wurde ihre Aufregung, obwohl sie nicht sagen konnte, woran es liegen mochte. Sie holte die Gans aus dem Ofen und stellte sie auf den Tisch, weil sie sich heiß nicht besonders gut schneiden ließ. Stattdessen schnitt sie das Brot und verteilte es dekorativ auf einem Schneidebrett, das ebenfalls einst ihrer Großmutter gehört hatte und mit dem sie viele Erinnerungen verband. Unschlüssig darüber, ob sie die Kartoffeln bereits zurecht schneiden sollte, wusch sie zunächst verschiedenes Gemüse, das sie mit einem selbst kreierten Dressing beträufeln wollte, allerdings den Salat erst ganz zum Schluss anmachen durfte, sonst würde er seinen Geschmack verlieren und sich nasses Papier im Mund anfühlen.

Die Stille wurde merklich größer. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte, sie konnte nur noch nicht sagen, was es war.
Wem machte sie eigentlich etwas vor?



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