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Te amo Corazon

von LtUhura


Es ist quasi ein Teil meiner Biographie, aber mittlerweile bist auch du ein Teil ihrer geworden.
Ich kannte das bis jetzt noch nicht, aber dann kamst du und hast mir gezeigt, um wie viel sich eine Welt erweitern lässt und ich bin dankbar dafür.
Meine Welt war immer aufregend gewesen, das habe ich immer so erfunden und es war das, was ich den anderen Menschen in meinem Umfeld vermittelte. Ich kannte das nicht anderes und es störte mich nicht, mit den Jahren gewöhnt man sich daran und dieses Empfinden wird ein Alltagsprozess. Die anderen Menschen hielten mich für unnahbar, sie brachten mir Respekt entgegen und mache sogar Angst.
Das war schon in der Schule so: Ich war immer der Adelsspross, der Bibel und Etikette verinnerlicht hatte.
Nach dem Abitur und dem Studium trat ich dann, wie es Familientradition war, in den diplomatischen Dienst ein und bereiste fast die ganze Welt.
In meinem Privatleben gab es immer wieder kurzfristige Affären mit Männern, meistens hielt es nie länger als ein paar Stunden und länger wollte ich dies auch nicht. Mir machte es Angst, Menschen näher an mich ran zu lassen, ich liebte es anonym zu bleiben und mir reichte der Trance von Leidenschaft, den ich in dieser kurzen Zeit erfuhr. Einmal hatte ich eine längere Beziehung mit einem Jugendfreund, ein halbes Jahr schimpften wir uns ein Paar und in dieser Zeit betrog ich ihn öfters, als das andere in 50 Jahren Ehe tun.
Schon bald erhielt ich die Chance als führender Diplomat nach Israel zu gehen, ich war noch sehr jung, aber es gab einiges, was für mich sprach, außerdem lehrte mich mein Großvater, der Jude war, die hebräische Sprache. Und obwohl es meine reine deutsche Familie väterlicherseits verachtete, verinnerlichte ich diese Sprache und sie wurde bald ein Teil meiner Muttersprache und meiner Identifikation. Ich war also dankbar für diese Stelle, die mich auf meinem beruflichen Werdegang sehr viel weiterbringen würde und mich gleichzeitig dem Land meiner Väter und meiner Sehnsucht näher bringen würde.
Und dann geschah es: Es war ein schöner Tag im Mai und die Botschaft sollte Besuch einer engagierten deutschen Ärztegruppe bekommen. Es war einer dieser Besuche, die zwar nicht häufig stattfanden, aber dennoch keine Ungewöhnlichkeit darstellten.
Ich war an diesem Tag relativ unaufmerksam, es war reine Routine und ich war mit den Gedanken bei anderen Sachen. Auf einmal fiel mein Blick auf eine junge Frau, sie war groß, hatte lange blonde Haar und Augen so blau wie die Adria. Dieses Gesicht, es glich dem eines Engels mit verblüffender Ähnlichkeit, nie hatte ich so etwas Schönes, Reines und Gutes gesehen. Ich war gefesselt von einem Wesen voller Liebreiz, verkörpert in einer einzigen Person. Noch nie zuvor hatte ich mich in irgendeiner Weise für Frauen interessiert, mein Augenmerk war immer darauf gerichtet, schnellen und befriedigenden Sex mit Männern zu suchen. Und plötzlich stolperst du in mein Leben und ich bin mir sicher, dass dir nicht bewusst ist, in welcher Weise du deine Umwelt allein durch Anwesenheit bezaubern kannst.
Mein Ziel war eindeutig formuliert: Ich musst dir nahe sein, aber wie? – Die neue Situation machte mich vollkommen benommen. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich vollkommene Überforderung.
Wie gut, dass du mir den ersten Schritt abnahmest, du kamst auf mich zu und stelltest dich vor. Schade, dass mir in dieser Situation nicht auf Anhieb mein Name einfiel, dennoch der Augenblick verlor keineneszweks an Vollkommenheit, irgendwie fühlte ich meinen Körper sich mit puren Glück füllen, was ganz allein dein Verdienst war.
Meine Sprache kehrte sehr bald zurück und wir unterhielten uns über deine
und meine Arbeit. Noch nie habe ich einen Menschen kennen gelernt, mit dem ich mich so wohl im Gespräch gefühlt habe. Du erzähltest mir von deinem Leben hier und zu hause und irgendwie lernten wir uns in diesen knappen 20 Minuten besser kennen, als das andere nach Jahren der Ehe nicht schaffen.
Allerdings musste ich kurz darauf ein Telefongespräch entgegennehmen, weshalb ich die Gruppe nicht verabschieden konnte. Als ich wieder kam, war die Halle leer und ich enttäuscht.
Den ganzen Tag machte ich mir Gedanken über diesen Vorfall, der mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Ich selbst sagte mir, dass er keine Bedeutung hatte, denn schließlich waren mir derartige Gefühle für eine Frau unbekannt, dennoch das Treffen hatte seine Wirkung nicht verfehlt und du spucktest die ganze Zeit in meinem Kopf herum.
Am Nachmittag musste ich noch etwas auf dem Markt besorgen und wenn beobachte ich dort beim Obstkauf- meinen Engel. Dein Hebräisch schien nicht das Beste zu sein und du versuchtest mit einem Gemisch aus Englisch und Hebräisch den Händler zum Preisnachlass zu bewegen, jedoch ohne Erfolg. Ich stellte mich hinter sie und wechselte ein Paar Worte mit dem Händler, man kannte mich und wusste, wer ich war. Sie drehte sich irritiert um und strahlte mich an. Zum Dank wollte sie mich zum Essen einladen, ich hingegen verspürte den Drang, mit ihr allein zu sein und schlug deswegen vor, in meinem Haus zu kochen. Sie nahm die Einladung gerne an, was in mir das Gefühl von überschwänglicher Freude ausrief. Sie war von meinem Haus ebenso begeistert wie ich, schon als ich dieses kleine, verträumte Haus am Rande von Jerusalem gesehen habe, musste ich es einfach kaufen, dieser Garten und die hellen Räume, sie haben mich einfach verzaubert. Wir fingen an zu kochen, tranken guten Rotwein und unterhielten uns über unsere Vergangenheit und wie wir unsere Zukunft sehen. Es war so herrlich, ich hatte das Gefühl, mit einer Seelenverwandten zu sprechen. Mein ganzes Leben war ausgefüllt mit der Sehnsucht nach meinem Gegenstück, ich hatte die Hoffnung schon längst aufgegeben und gedacht, dass ich mein Leben als halbes Individuum meistern muss. Aber dann kamst du! Du, der mich für all das Warten allein durch dein Lächeln entschädigte. Dass sie mein Gegenstück war, habe ich ab dem ersten Moment erkannt und ich hatte nie Zweifel an dem.
Das Essen war himmlisch und nach dem Essen setzten wir uns ins Wohnzimmer auf die Couch. Sie sah so entspannt aus, so als würde sie ihre Seele völlig baumeln lassen und es machte mich glücklich, sie so zu sehen, immerhin fühlte sie mich bei mir wohl. Es war unbeschreiblich, wir saßen auf meiner gemütlichen, großen, weißen Couch, im Hintergrund lief leise Aretha Franklin.
Ich reichte ihr den Wein und sie trank, dann erzählte sie mir, wie geborgen sie sich bei mir fühlt und wie seltsam sie das findet, immerhin hätte sie das noch nie zuvor empfunden. Zwar waren Gefühle für Frauen ihr nicht fremd, im Gegenteil sie zog Frauen seit ihrer Pubertät eindeutig vor, doch noch nie hat sie so etwas empfunden, was sie sich nur als Liebe erklären konnte. Ich war überwältigt, das hätte ich mir nie träumen lassen, was machte sie nur mit mir? Auf einmal war ich so mutig, dass ich sie völlig überraschend küsste, einfach so. Und sie? Sie küsste mich wider. Es war ein herrlicher Kuss, der zögern begann und immer leidenschaftlicher wurde. Sie schmeckte so himmlisch, so zart und doch so süß. Niemals zuvor habe ich einen Kuss als so süß empfunden. Bei jedem anderen hätte ich es nicht erwarten können, bis wir ins Bett kommen. Aber hier war alles anderes, allein deine Küsse gaben mir mehr als jeglicher Sex zuvor. Im laufe des Abends gingen wir sehr wie miteinander, doch alles war zart und sanft und dennoch so befriedigend. Nie zuvor hätte ich gedacht, dass ich mich mit „Blümchensex“ zufrieden geben würde, aber das war besser als alles, was ich bis dahin erlebt habe. Als wir nachher erschöpft nebeneinander lagen, hörte ich mich das erste Mal in meinem Leben sagen: „Ich liebe dich“ und ich war überzeugt von dem, was da eben meine Lippen verlassen hat. Du machtest mir die größte Freude, indem du mir das gleiche antwortetest.

Wir sind jetzt über ein Jahr ein Paar und ich möchte, dass du weißt, dass du das Beste bist, was mir passieren konnte. Meine eigenen Worte scheinen zu leer, um auszudrücken, was ich für dich fühle. Darum sage ich dir es mit den Worten von Friedrich Rückert:

Du meine Seele, du mein Herz
Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn', o du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel du, darein ich schwebe,
O du mein Grab, in das hinab
Ich ewig meinen Kummer gab!

Du bist die Ruhe, du bist der Frieden,
Du bist der Himmel, mir beschieden.
Daß du mich liebst, macht mich mehr wert,
Dein Blick hat mich vor mir verklärt;
Du hebst mich liebend über mich,
Mein guter Geist, mein bess'res Ich!


Für jeden Tag, den ich mit dir verbringen darf, bin ich dankbar, te amo Corazon und ich freue mich, dass du mich in die USA begleiten wirst, ich bin davon überzeugt, dass unser Leben dort genauso schön wie in Israel sein wird.




copyright © by LtUhura. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.



comments


schönnnnnnnnnn
es ist eine echt schöne geschichte und wunderbar geschrieben ich hoffe doch das du noch weiter lange mit deiner frau glücklich bist und auch bleibst. LG nadine
dream87 - 20.01.2007 18:23

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