von EveChan
Stumm sah ich ihr hinter her.
Mein Herz raste nur so davon, doch sie ansprechen? Ich Niete?
Nicht mal, wenn ich ihre Freunde kennen würde, hätte ich ich jemals getraut ein Wort an sie zu richten.
Zu schön war ihr Gesicht, ihr Körper...
Daheim versuchte ich immer wieder diese Schönheit mit einem leeren Blatt und einem Graphitstift der Stärke HB einzufangen, aber ich versagte und erreichte nicht einen Bruchteil der Wahrheit.
Leider wusste ich sonst nichts von ihr, nicht mal ihren Namen.
Eines Tages in der Pause saß ich unter einem Baum. Die Sonne war viel zu stark und die Umluft zu sehr erhitzt. Gefühlte 50° Grad, wenn es auch nur 25 waren...
Ich mochte die Hitze nicht. Wenn man die Tatsache weg lies, das ich nur schwarz trug (nein, ich bin kein Goth, ich trage halt nur gern schwarz) und nicht unbedingt danach war, meine Haut offen zu zeigen.
Naja, mein Buch war leider nicht mehr so spannend, wie ich erhofft hatte und blickte einfach über den Buchrand hinweg. Da sah ich sie.
Aber da stimmte etwas nicht!
Sie rannte über den Pausenhof, in Richtung des Waldes hinter mir. Als sie an meinen Baum vorbei kam erhaschte ich einen Blick auf ihre rot umrandeten Augen. Sie weinte!
Niemand sonst lief ihr hinter her, keine ihrer Freunde.
Ich widmete mich wieder meiner Lektüre, doch gelang mir es nicht, meine Aufmerksamkeit lange darauf zu halten, denn noch immer war niemand an mir vorbei gehastet.
Ich stützte mich zur Seite lehnend auf meinen Arm und lugte um den Baum herum, vielleicht war sie ja in der Nähe. Niemand war zu sehen, bis mein Blick auf ein Arm hinter einen anderen Baum fiel, der nur einige Schritte von mir entfernt wuchs.
Verunsichert saß ich nun da und starrte ihren Arm an.
Es klingelte zum weiterführenden Unterricht, doch keine Reaktion ihrerseits, nach dem Motto „Unterricht geht weiter? Mir doch egal!“
Ich bekam so langsam ein schlechtes Gewissen, da ich nie zu spät zum Unterricht erschienen war, aber ich konnte sie auch nicht allein da sitzen lassen. Wenn ihr etwas passierte?
Also blieb ich sitzen und widmete mich wieder meinen Buch. Meine Ohren waren auf jedes fremde Geräusch gefasst.
Schritte im Gras.
>>Hast du mal ein Taschentuch?<<
Erschrocken fuhr ich hoch und schon stand ich vor ihr, mit hoch rotem Gesicht.
Das Buch hatte mich doch gefesselt und so hatte ich die Aufmerksamkeit meines Umfeldes verloren. Sie wäre wegen mir entführt worden. Kurz warf ich dem Buch einen bösen Blick zu.
>>Hast du nun eines oder nicht?<<
Verdattert sah ich sie an.
Entnervt seufzte sie und drehte sich weg. Sie benutze ihre Ärmel des Pullovers um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
Erst da verstand ich, das sie ein Taschentuch wollte. Ich kramte schnell in meiner Tasche herum und fand schnell das gesuchte.
Immer noch mit hochrotem Gesicht tippte ich ihr auf die Schulter.
Sie drehte sich um und ich hielt ihr das weiße Papiertuch hin. Mit einen geschickten schnicken meines Handgelenks entfaltete ich das Tuch.
Ein kleines Lächeln entstand und ich hätte sterben können.
Ihre Schönheit traf mich wie ein Blitz.
Sie wischte sich nun ihre Tränen hinweg, aber die Tränenspuren auf ihren Wangen blieben erhalten.
>>Danke<<, sagte sie und ging zum Gebäude, zum weiter führenden Unterricht.
Ich blieb wie versteinert stehen und schwänzte so meine erste Stunde.
Der nächste Tag brach an.
Alle gingen mit mürrischen Gesichtsausdrücken an mir vorbei.
Zur Schule wollte nie jemand gehen.
Ich war anders, ich ging gern dort hin. Dort in den Mauern war ich geschützt.
Der Unterricht ging für meine Verhältnisse wieder viel zu schnell zu ende.
Es war wieder Pause.
Ich saß wieder an meinen Baum gelehnt. Im Sommer drängten sich alle in die Pausenhalle, da es da kühl war, aber im Schatten war es auch kühl.
Ich genoss meine Einsamkeit.
Heute war etwas anders.
Über den Buchrand erblickte ich jemanden, der in meine Richtung lief.
Schnell senkte ich meinen Blick, denn sie wollte mir bestimmt nicht Hallo sagen und zu mich setzten.
>>Hallo, darf ich mich zu dir setzen?<<
Würde ich nicht schon sitzen, wäre ich wahrscheinlich umgefallen. Da stand sie, das Mädchen was ich so anhimmelte.
Ich deutete ein Nicken an.
Darauf hin setzte sie sich neben mich. Sie berührte mich nicht, aber sie saß in meiner nähe.
Nach einem schweigsamen Moment, in dem der Duft ihrer Haare zu mir wehte, fragte sie:
>>Bist du immer allein hier?<<
Abgelenkt von dem Geruch nickte ich einmal.
>>Ist das nicht Einsam? So ganz allein hier zu sitzen und ein Buch zu lesen?<<
Ich schaute sie an und merkte, das sie mit ihren Fragen etwas bestimmtes hören wollte, doch ein halbherziges lächeln meinerseits und mein Blick auf mein Knie lenkend, schüttelte ich leicht den Kopf.
Dann fragte sie aus heiterem Himmel: >>Bist du wegen mir nicht mehr zum Unterricht gekommen?<<
Schnell schüttelte ich energisch meinen Kopf. Wie konnte sie das nur denken! Okay, nach dem sie mein Taschentuch angenommen hatte, war ich nach hause gelaufen.
Ich hatte meine Medikamente vergessen, doch nun hatte ich sie dabei, und ich musste sie schnellstens einnehmen.
Meine Hand tauchte in meiner Hosentasche ab und fischte eine Pillendose heraus.
Nach dem öffnen der Dose rollte eine Pille in meine Handfläche, die ich darauf hin in meinen Mund verschwinden lies.
Ich spürte ihre Augen auf mir.
Endlich war dieser grässliche Geschmack der Pille verschwunden, als ich sie hinunter würgte.
Augenblicklich verschwand das rasen meiner kaputten Herzkammern.
Dennoch blieb ein Rest eines Gefühls zurück, was mich innerlich etwas wärmte.
Das Döschen immer noch in meiner Hand haltend, schlossen sich meine Augen und schon nahm mich die Nebenwirkung mit.
Ich versank in einen kleinen Dämmerschlaf.
Das Mädchen neben mir schreckte prompt zurück. Sie sah sich die Pillen genauer an und entdeckte, das sie für herzkranke war. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von angst, über Besorgnis zu Mitleid.
Ich erwachte nicht wie erwartet in sitzen, sondern liegend.
Ich lag auf meinen rücken und spürte den harten Untergrund der Erde unter mir, doch mein Kopf war auf etwas weichem gebettet.
Ich blinzelte gegen das Sonnenlicht, das durch die Blätter des Baumes fielen.
Dann erkannte ich jemanden, der leicht über mich gebeugt war. Ein lächeln war auf deren Lippen und ich selbst konnte mir ein leichtes lächeln nicht verkneifen.
Als ich sie dann richtig sah, da mich das Licht nicht mehr blendete und um ihren Kopf einen heiligen Schein entstehen lies, wurde mir richtig heiß im Gesicht.
Mir wurde klar, das dies kein Traum war.
Ich lag im schoss meiner angehimmelten!
Nun war es an mir hoch zu schrecken, nur krachten dabei ihr Kinn und meine Stirn aneinander.
Mein Kopf flog wieder zurück auf ihre Beine.
Sie hielt sich ihren schmerzenden Kinn und stöhne leise. >>Du hast eine ganz schön harten Kopf...<< murmelte sie.
Ich starrte dann nur noch hinauf in den Himmel.
Nach einer weile beugte sie sich herab und drückte sanft ihre Lippen auf meine Stirn. Einer ihrer kleinen Hände lag auf meiner Schulter, ihr Kopf nur Millimeter über meinem. Mein Herz fing wieder an zu rasen wie verrückt, so, als hätte ich vorhin die Pille nur zum Spaß meine Speiseröhre runter gejagt.
Meine Lungen sogen die Luft um uns herum schneller ein, damit der Sauerstoffgehalt in meinem Körper nicht herunter senken konnte.
Meine Brust hob und senkte sich in schnelleren Takten, als sie ihre freie Hand nun um meinen Kiefer gelegt hatte.
Sie drückte mein Gesicht etwas nach oben und dann passierte es!
Als ich meine Augen wieder öffnete sah ich einen Mann mit einem weißen Kittel neben mir stehen. Das nervtötende Piepsen in regelmäßigen abständen versicherte mir, das mein Herz still gestanden hatte, mal wieder.
>>Hast du deine Pillen nicht genommen?<< fragte Dr. Moore. Sein Gesicht hätte nicht besorgter sein können.
Ich blickte beschämt zur Seite und wäre am liebsten unter meine Decke gekrabbelt.
>>Hätte sie nicht reagiert, wärst du jetzt tot.<< klagte er mich an und wies in die Richtung eines Mädchens, deren verweintes Gesicht nun ein leichtes, erschöpftes lächeln zeigte.
Dr. Moore wandte sich um und verließ den Raum durch die Tür.
Sofort wollte ich etwas sagen, mich entschuldigen, bedanken. Einfach irgendetwas zu ihr sagen, doch eine Maske verhinderte den Wortschwall. Zum schweigen verdonnert.
An mein Bett tretend, schüttelte sie nur den Kopf, nahm mir die Maske ab und drückte sanft ihren Mund auf den meinen.
Als wir uns von einander lösten, sagte ich nur: >>Ich liebe Dich.<<
Weiter wurde nichts mehr gesagt, da wir in einen langen, nicht enden wollenden Kuss versanken.
Ein weiteres Wort wäre überflüssig gewesen, da beide nun wussten, was sie für einander empfanden.
Noch nicht mal eine Krankheit beschränkt die Liebe und somit fanden die beiden sich durch ein Taschentuch.
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wohl meine persönliche lieblingsgeschichte (jaaa, man kann auch seine eigenkreationen vergöttern, ohne arrogant zu sein o.o)
ich bin richtig stolz darauf x3
wenn ihr mehr lesen wollt, schreibt mich an :DD
LG Eve
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