von faffy
Sie war bereit und zupfte nervös an ihrem Anzug herum. Ihr Kragen wollte nicht richtig sitzen und die Hose war mit der Zeit und dem Kummer zu weit geworden.
Tagelang hatte sie sich auf diesen Moment vorbereitet, nur um jetzt zu merken, dass dies unmöglich war. Der Tag der Rache war gekommen und es gab kein zurück mehr.
Sie knöpfte ihr Hemd zu, langsam, wie in Trance und beobachtete dabei ihre Finger
Doch die Kälte kroch trotz allem unter ihre Haut und sie wusste nicht warum.
War es Angst, war es Bedauern, sie war doch sonst nie so, doch jetzt war es zu spät.
Es gab kein zurück mehr.
Sie korrigierte ihre schwarzen Liedstriche und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen bevor sie den dunkelroten Lippenstift auftrug.
Dieser salzige Geschmack kam ihr bekannt vor, wie oft hatte sie ihn bemerkt, wie oft verspürte sie den Schleier des Leides auf ihrem Herzen, gewebt mit schwarzen Fäden von Ohmacht.
Durch diese dunkelroten Schatten zog sich ein Zittern, das sich auch wenn sie es mit einem Tuch zu korrigieren versuchte nicht verbergen liess.
Prüfend schaute sie in den Spiegel und er kam ihr heute so stumpf vor, so trüb und ihre Augen glänzten darin härter als das kalte Glass.
Heute gefiel sie sich nicht, ihre Augenbrauen beschrieben seltsame Linien im Gram, ihre Mundwinkel wirkten schief und die Anspannung zeichnete sich auf der Stirn nieder.
Das Heute war schon längst fällig, es war nur noch eine Frage der Zeit, und es war nun unvermeidbar sich der Zeit beugen zu müssen, denn nichts würde der Vergangenheit angehören nichts würde wieder gut werden, geschweige denn verziehen.
Der salzige Geschmack floh einem Bitteren, der nicht mehr durch einfaches Schlucken verbannt werden konnte.
Sie hatte noch ein paar Minuten, nahm ein letzte Mal Platz auf ihrer Couch und zündete sich eine Zigarette an.
Kerzengerade sass sie da und versuchte durch tiefe Züge noch ein Stück Leben in sich zu wecken. Langsam begann sie zu verstehen, doch dazu war es schon zu spät.
Und doch freute sie sich, sie zu treffen, eine kontroverses Gefühl, das sie übermannte.
Wie hätte sie das alles voraussehen können, wie hätte sie es ändern können?
Insgeheim wusste sie es, doch sie war noch nicht so weit es zu fühlen.
Es war dunkel, wie hätte es anders sein können, in der Gasse wartete sie und fühlte sich so allein.
Als sie sie kommen sah, kniete sie nieder, sie wollte sich jetzt nicht mehr quer stellen, wollte keinen Schaden mehr in ihr anrichten,sie wusste nicht warum, so war sie doch sonst nie.
Sie spürte ihre Hand unter ihrem Kinn, spürte wie sie es anhob und sah sie zum ersten Mal an, wie sie es immer hätte tun müssen.
Sie spürte ihre Hand auf ihrer und berührte diese, wie sie es immer hätte tun müssen.
Als sie ihre Tränen sah, erinnerte sie sich wieder an den salzigen Geschmack und endlich war sie bereit es zu fühlen.
Sie begann sich nach ihr zu sehnen und wünschte sich von Herzen sie wieder besitzen zu dürfen, aber nicht auf die Weise, wie sie es bisher getan hatte.
Als sie begann zu lieben, brach ihr das Herz und endlich verstand sie.
Ihr kaltes Messer an ihrem Hals machte ihr klar, was sie getan hatte und wusste, der Moment der Rache und der Moment der Reue war gekommen.
Ihr letzter Hauch bat um Vergebung und sie spürte noch wie ihr liebevoll das Blut von ihrem Anzug gewischt wurde und ihre Lippen sich ein letztes mal salzig-süss in Melancholie verbanden.
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