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Sommerliebe (2)

von mlabelle


II.


Sarah hatte Jonas wohl wirklich geküsst und präsentierte Leonie stolz am vorletzten Tag ihres Urlaubs einen Knutschfleck auf ihrem Hals. Leonie war immer noch enttäuscht von Sarah und quittierte ihre Trophäe nur mit verächtlichem Schnauben. „Sei ihr nicht böse.“, versuchte ihre Mutter Leonie milde zu stimmen. Sie hatte sehr wohl mitbekommen, was ihrer Tochter den Urlaub verdorben hatte. Für Sarah war es dank Amors Pfeil der beste Urlaub überhaupt gewesen. Leonie hingegen war von ihrer Freundin versetzt worden und hatte sich zu Tode gelangweilt, zumindest bis Jennifer und Zoe ein bisschen Unterhaltung gebracht hatten. Allerdings hatte sie die beiden seit dem gemeinsamen Tag am Strand nicht mehr gesehen. „Irgendwann wird es dir so wie Sarah gehen. Du verliebst dich und dann bist du für alle anderen blind. Sarah merkt wahrscheinlich gar nicht, dass sie dich verletzt hat.“, erklärte Leonies Mutter tröstend. Leonie murmelte nur etwas Unverständliches. Sie war sich gar nicht so sicher, ob sie in den letzten Tagen Sarah vermisst hatte.
Für den letzten Abend war ein gemeinsames Essen mit allen Feriengästen, also auch Jonas, Zoes und Jennifers Familien in einer Pizzeria im nahegelegenen Ort geplant. Der Nachmittag bis dorthin zog sich ewig in die Länge. Sarah saß irgendwo hinter dem Haus und nahm mit tränenreichen Küssen von ihrer Urlaubsliebe Abschied. Die Eltern packten die Koffer und planten die Rückreise. Leonie lief über den staubigen Hof und wollte wieder einmal zu ihrer Lieblingsplatane. Doch sie lief Zoe in die Hände. Ihr Herz schlug schneller, als sie sah, was Zoe um den Hals hing. Sie hatte die Muschel, die Leonie vom Meeresgrund getaucht hatte, mit einem Loch versehen, eine Schnur durchgefädelt und trug sie als Kette um den Hals. „Wo willst du hin?“, fragte Zoe. „Ach, nur...“ Sie erzählte Zoe von ihrem Lieblingsbaum. „Und du?“ „Ich will mich für heute Abend schick machen. Willst du mir helfen?“, fragte Zoe. Leonie hatte nichts gegen eine Planänderung und nickte freudig. Die Ferienwohnung von Zoe lag auf der anderen Seite der Anlage. Sie war kühl und verwaist. „Wo ist deine Familie?“, fragte Leonie. „Mein Vater ist bei den Vermietern, irgendwas mit dem defekten Hahn in der Küche klären, das kann noch Stunden dauern. Mama und Jennifer sind nochmal in die Stadt zum Einkaufen gefahren. Jennifer hat ihr Souvenir verloren. Mum fährt mit ihr zu dem Laden, wo sie es her hatte, damit sie nochmal eins kaufen kann, sonst gibt Jennifer keine Ruhe. Aber der Laden war in irgendeiner verwinkelten Gasse und bis sie den Laden wiedergefunden haben, dauert es wahrscheinlich Stunden.“ Zoe rollte wild mit den Augen und zog dabei die Brauen zusammen, dass Leonie über ihr Grimasse laut lachen musste. Sie mochte, dass Zoe gerne Witze machte und sich selbst nicht so ernst zu nahm. „Was soll ich anziehen?“, fragte sie und stellte sich vor ihren Kleiderschrank. Am Ende des Urlaubs gab es nicht mehr viel Auswahl. „Das Kleid mit Punkten oder der Jeansrock?“ Leonie stimmte für den Rock mit einem schwarzen Top dazu. „Was ziehst du an?“, fragte Zoe, nachdem sie ihr Outfit anprobiert und für gut befunden hatte. Leonie sah an sich herunter und zupfte am Saum ihres T-Shirts. „Na, das hier.“, antwortete sie. Zoe schüttelte den Kopf. „Ich hab sonst nichts“, verteidigte sich Leonie. „Na, gut. Aber dann müssen wir wenigstens deine Haare machen.“ Sie ging auf Leonie zu und streifte ihr die halblangen Strähnen aus dem Gesicht. „Ich flechte sie dir zum Kranz.“, schlug sie vor. „Hm, ich weiß nicht“, zögerte Leonie, die ihre Haare meist schlicht mit einem Haargummi zurückband. „Wenn es dir nicht gefällt, machen wir die Frisur sofort wieder auf.“, versprach Zoe, deren Finger immer noch durch Leonies sonnengeblichenes Haar fuhren. Leonie stimmte zu. Zoe stellte sich hinter sie und begann Strähne für Strähne zu verflechten. Sie war flink und dabei sanft im Vergleich zu Leonies Mutter, die ihr beim Frisieren jedes Mal Haare aus der Kopfhaut riss. Leonie spürte kaum, dass an ihrem Haarschopf gearbeitet wurde und verneinte, als Zoe fragte, ob es irgendwo ziepte. Zoe flocht ihr die Strähnen vom Vorderkopf nach hinten. Dann die seitlichen Partien ebenfalls zurück und dann die restlichen Haare zu Zöpfen, die sie sorgfältig hochsteckte. „Du bist wunderhübsch“, sagte Zoe. Leonies Wangen glühten zart von dem Kompliment. „Schau dich im Spiegel an und wenn dir die Frisur gefällt, mache ich sie noch mit ein paar Haarnadeln fest.“ Leonie lief ins Bad und stellte fest, dass sie das Resultat sehr mochte. Die Frisur brachte ihre Gesichtszüge wirklich toll zur Geltung. Leonie war so glücklich, als Zoe sie zum Dank freudestrahlend umarmte. Zoe ließ sie nochmal Platz nehmen, damit sie die letzten Haarklammern anbringen konnte. Nach dem Zoe alles befestigt hatte beugte sie sich zu Leonies Hals hinunter und küsste ihren Nacken. Leonie lief ein warmer Schauer über den Rücken. Zoe war aber noch nicht fertig. Sie nahm Leonies Kopf in beide Hände und küsste sie erst auf beide Wangen und dann auf den Mund.
In diesem Augenblick kamen Jennifer und ihre Mutter zurück. Die Mutter hatte sie durch den Spalt in der angelehnten Tür gesehen und kam stracks auf sie zu. „WAS macht ihr da?“, fragte sie aufgebracht. Der Blick den sie Leonie zuwarf, war eisig. „Wir haben uns nur die Haare gemacht, Ma.“, sagte Zoe. Ihre Mutter ließ den Blick von ihrer Tochter zu Leonie, dann einmal durch den Raum schweifen, als betrete sie den Schauplatz eines Verbrechens. Leonie stand auf. „Ich geh dann mal.“, sagte sie kleinlaut und verließ so schnell es ging die Wohnung, vorbei an Jennifer, die sie ungläubig ansah.
Sie lief den inzwischen vertrauten Weg zwischen den Olivenbäumen hinauf bis zum Ende, setzte sich unter den knorrigen, einsamen Baum und sank in sich zusammen. Sie wischte sich mit den Händen über das tränennasse Gesicht. Sie war verwirrt. Der Moment mit Zoe war so schön gewesen, überraschend, aber schön. Und dann hatten die Mutter und Jennifer ihn zunichte gemacht. Leonie fuhr sich in die Haare. Weinend löste sie Strähne für Strähne, öffnete jede einzelne Klammer, zerrte mit aller Gewalt an den Verflechtungen, bis Zoes Werk zerstört war.
Als sie sich beruhigt hatte und keine Tränen mehr flossen, ging sie zur Ferienanlage zurück. Das gemeinsame Abendessen stand an. Leonie wollte sich weigern, mitzugehen. Leonies Mutter dachte, sie sei noch wegen Sarah wütend und fand das keinen ausreichenden Grund, um nicht mitzugehen. Leonie hatte erst Angst gehabt, dass Zoes Mutter mit ihrer Mutter geredet hätte, aber das war nicht der Fall. Was hätte sie ihr auch sagen sollen? Meine Tochter hat ihre Tochter geküsst? Machte Zoe das öfters? Mädchen zu küssen? Regte ihre Mutter sich deshalb so auf? Das Abendessen die letzte Gelegenheit Zoe zu sehen, vielleicht mit ihr zu sprechen, vielleicht zu klären, was das nur war, was da nur war zwischen ihnen.



copyright © by mlabelle. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.





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