von traum_zeit
Auf der anderen Seite verstand sie Diana auch sehr gut und sie selbst hätte sich doch nichts sehnlicher gewünscht, als mit Diana zusammen glücklich zu sein.
In ihrem Herzen schrie alles dagegen an, ihre Liebe aufzugeben, aber der Verstand hatte sich entschieden.
Es wäre sicher besser für sie beide. Darüber war sich Madlen sicher und Diana würde es auch bald schaffen, sie zu vergessen.
Eine so tolle Frau wie sie war, würde bestimmt nicht lange allein bleiben.
Da gab es nur eine Tatsache, die Madlen nicht beachtete.
Diana wollte mit ihr zusammen sein, und sie wollte Madlen nicht vergessen.
Schweren Herzens entschloss sich Madlen dazu, ihr ihren Entschluss selbst mitzuteilen.
Das war sie ihr in jedem Fall schuldig!
In der Zwischenzeit weinte sich Diana in ihrem Zimmer die Augen aus.
Nicht wegen den Angriffs vom Nachmittag, sondern wegen Madlens Reaktion.
Was war nur mit Madlen los? Wollte sie sich wirklich ihr Leben von anderen Leuten bestimmen lassen? Sie war doch sonst immer ein aufgeweckter, fröhlicher Mensch gewesen, der für jedes Problem eine unproblematische Lösung fand.
Wo war diese Madlen hin verschwunden?
Plötzlich klopfte es an ihrer Zimmertür.
Diana zuckte zusammen, denn für einen Moment dachte sie, es könnten wieder die drei Männer sein.
Vorsichtshalber fragte sie durch die Tür: „Wer ist da?“
„Ich bin’s!“ antwortete Madlen.
Freudig und mit wieder strahlendem Gesicht öffnete Diana die Tür.
Madlen brach es abermals das Herz, als sie Dianas Strahlen sah und dahinter die vom Weinen geröteten Augen.
Sie wusste, dass mit großer Wahrscheinlichkeit sie daran schuld war und das sie es gleich wieder sein würde.
Diana bat Madlen ins Zimmer, aber ihr blieben die versteinerten Züge ihrer Freundin nicht verborgen.
„Ich muss mit dir reden!“ platze Madlen heraus, nachdem die etwas unschlüssig vor dem Sofa gestanden hatte.
„Können wir uns nicht setzen?“ wollte Diana wissen, die schon mit dem Schlimmsten rechnete.
Als beide saßen, nahm Madlen Dianas Hand in die ihre und begann: „Auch wenn es sich egoistisch anhört, aber ich werde den Kurs an einen Kollegen abgeben. Es ist besser so!“
Sie konnte im ersten Moment gar nicht fassen, was Madlen da gerade gesagt hatte, doch dann überwog die Wut, oder war es Verzweiflung?
„Das ist doch nicht dein Ernst oder?“ brauste Diana auf und entzog ihre Hand ruckartig der von Madlen.
„Du willst dir also wirklich von ein paar Idioten dein Leben diktieren lassen? Ich dachte immer, du hast Mut und bist selbstbewusst genug, um zu dem zu stehen, was du tust und bist.
Aber anscheinend habe ich mich getäuscht und diese Madlen hat es nie gegeben!“
Die Angesprochene versuchte Diana zu beruhigen indem sie sagte: „Bitte glaub mir doch einmal. Es würde nicht gut gehen. Ständig unter Druck gesetzt zu sein ist nicht das, was ich mir für eine Beziehung wünsche.“
„Dann zeig die Männer doch an! Du weißt genau, wer die waren!“ konterte Diana wütend.
„Du weißt so gut wie ich, dass das nichts bringt. Der ganze Ort würde dann gegen mich sein. Erstens weil ich es wage, welche von ihnen zu blamieren und vor allem weil der wahre Grund herauskommen würde und dann ist es ganz aus!“ erwiderte Madlen jetzt auch schon zornig.
Warum wollte Diana sie nicht verstehen? Glaubte sie wirklich, ihr fiele das alles hier leicht?
Diana, spürte wie die Tränen in ihr hochstiegen und sie wollte verhindern, dass Madlen sie auch noch weinen sah.
„Wenn das dein letztes Wort ist, ist es besser, du gehst!“ forderte Diana sie auf.
Madlen wollte noch etwas darauf erwidern, ließ dann aber die Schultern sinken und verließ kopfschüttelnd den Raum.
Als sich die Tür bereits wieder geschlossen hatte und Madlens Schritte verhallt waren, stand Diana noch immer wie vom Donner gerührt da und starrte fassungslos auf die Tür.
Alles hatte sich wie im Traum abgespielt und Diana wünschte sich, endlich aufzuwachen und festzustellen, dass das alles nicht wirklich passiert war.
Jetzt also sollte alles, was doch gerade erst begonnen hatte wieder zu Ende sein.
Die ernüchternde Wahrheit ließ Diana abermals die Tränen in die Augen treten, doch diesmal hielt sie sie nicht zurück.
Diana ging zur Garderobe und holte aus einer Tasche ihrer Jacke eine blauverspiegelte Sonnenbrille heraus.
Es war Madlens, die sie unbemerkt verloren hatte, als sie Diana verteidigte.
Diana hatte sie eingesteckt und wollte sie Madlen wieder zurückgeben, doch über ihr Verhalten hinweg fand sie keinen Weg.
Jetzt war Diana froh, es nicht geschafft zu haben, denn die Brille war alles was ihr von Madlen noch übrig geblieben war.
Niedergeschlagen setze sie sich auf das Bett und hielt die Brille wie ein rohes Ei in ihren Händen.
Sobald Diana hineinblickte, erschien Madlen Gesicht auf den verspiegelten Flächen und lächelte sie fröhlich an.
Schnell legte sie die Brille auf ihr Nachkästchen und rollte sich auf dem Bett zusammen.
Sie wollte weder etwas tun, noch irgendjemanden sehen.
Und die einzige Person, mit der sie den Abend gerne verbracht hätte, war seit kurzer Zeit unerreichbar geworden für sie.
Am nächsten Tag wachte Diana mit Kopfschmerzen auf und auch die Ereignisse des letzten Tages waren sofort wieder präsent.
Entsprechend gut war ihre Laune, die sich auch nicht besserte, als sie merkte, dass Madlen ihre Ankündigung wahr gemacht hatte und die Gruppe für den Rest der Woche einen neuen Leiter hatte.
Er entschuldigte sich vielmals für die Neugestaltung und erklärte der Gruppe, dass Madlen aus privaten Gründen den Unterricht nicht mehr führen konnte.
Angeblich musste sie sich um ihre Mutter kümmern.
Keiner fragte weiter nach und alle fanden sich schnell mit der neuen Situation ab.
Der neue Schilehrer gab sich wirklich Mühe. Trotzdem konnte er Dianas schlechte Laune nicht heben.
Auch die anderen warfen Diana oft fragende Blicke zu, denn keiner konnte sich die plötzlich geänderte Stimmung erklären.
Auf die Idee, dass es mit Madlen zutun hatte kam niemand.
Diana war darüber auch froh, denn so musste sie niemandem etwas vorlügen.
Sie bemühte sich, nicht ihre Maske abzulegen und zu zeigen, was wirklich in ihr vorging.
Nur wenn sie alleine am Lift saß, griff sie in die Jackentasche, in der sie Madlens Sonnenbrille hatte und jedes Mal musste sie hart schlucken um gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen.
Madlen hatte um einen Tag Urlaub bei ihrem Chef gebeten und focht bei sich zu Hause einen inneren Kampf aus.
War es die richtige Entscheidung gewesen, Diana so vor den Kopf zu stoßen?
Hätte es nicht doch einen Mittelweg gegeben?
Doch immer wieder kam sie zu dem Schluss, dass es die richtige Entscheidung war, vor allem um Diana weitere Schmerzen zu ersparen. Nicht physisch, sondern in der Seele.
Das größere Problem war eher, ihrem Herz die Entscheidung auch noch beizubringen, denn dieses wehrte sich aufs Heftigste dagegen.
Dort hatte Diana schon längst einen gesicherten Platz erhalten, und dieser Platz wollte um keinen Preis der Welt weichen.
Madlen selbst hatte keine Ahnung, wie sie diese Frau jemals vergessen sollte.
Nur fehlte ihr der Mut dazu, das zu tun, was Diana von ihr verlangt hatte.
Nämlich offen zu ihrer Beziehung zu stehen und niemanden einen Keil zwischen sie beide treiben zu lassen mit irgendwelchen Aussagen, die unter die Gürtellinie zielten.
Mit einem Brummschädel vom vielen Nachdenken, stapfte Madlen ins Bad und versuchte durch eine Kaltwasser-Schocktherapie wieder einen klaren Kopf zu bekommen, was ihr aber nicht wirklich gelang.
Resigniert kuschelte sie sich zwischen ihre Polster und zog die Decke bis über den Kopf. Was aber den Nachteil hatte, dass ihre Zehen nun im Freien waren und kalt wurden.
Fluchend zog Madlen die Decke wieder ein Stück nach unten und schmiss einen der Polster wütend an die Wand.
„Warum muss ausgerechnet alles was ich anfange im Chaos enden und extrem kompliziert werden?“ knurrte Madlen vor sich hin. „Irgendwas muss mir doch einfallen, streng dich mal ein wenig an gnädige Frau!“
Bei Diana überwog im Gegensatz zu sonst mehr die Hoffnungslosigkeit als der Tatendrang.
Madlen hatte ihre Entscheidung getroffen und die bedeutete einen dicken Schlussstrich!
Bei dem Wort Schlussstrich musste Diana kurz gequält lächeln.
Einen Schlussstrich zog man normalerweise unter eine jahrelange Beziehung, aber doch nicht, wenn man erst eine Nacht miteinander verbracht hatte.
Allerdings, was war zwischen ihr und Madlen schon normal gewesen?
Auf den ersten Blick fasziniert, auf den zweiten verliebt und auf den dritten kommt man nicht mehr los!
So etwas war Diana noch nie passiert.
Trotz allem wollte Diana wenigstens versuchen, den restlichen Urlaub zu genießen, wobei sie sich eingestehen musste, dass sich dieses Vorhaben mehr als schwierig gestalten würde.
Immer wenn sie nur ans Schifahren dachte, kamen ihr Bilder und Erinnerungen an Madlen in den Sinn und der Kollege von Madlen hatte dieselbe Uniform an und erinnerte Diana genauso schmerzlich an ihre Geliebte.
Ich glaube, das ist der letzte Schiurlaub, den ich gemacht hab. Nie geht’s gut! Zuerst verlässt mich mein Freund gleich danach und dann verliere ich auch schon die nächste Liebe!’ schimpfte Diana in Gedanken.
Sie wollte einfach nicht einsehen, dass sie sich so in Madlen getäuscht haben sollte.
Als die drei Männer auf sie losgegangen waren, hatte Madlen doch auch Mut bewiesen und ihr geholfen.
Was war nur der Grund, dass sie sich so schnell gegen die Beziehung entschieden hatte.
Diana häufte immer mehr Fragen auf, aber die Antworten darauf fand sie nicht.
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