Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




love stories » details

Nasskalte Nebelschwaden (2)

von Kiwiina


- 2 –

Man ist das voll hier… leicht genervt steckte ich meinen Geldbeutel zurück in die Tasche. Ich hatte endlich den Eintritt bezahlt und mir meinen Stempel am Eingang abgeholt nachdem ich mir geschlagene 40 Minuten von Minimachos im Hopper- und Skaterstyle ihren Imagezigarettenrauch ins Gesicht hatte pusten lassen und mich mit meinen 20 Jahren gegen ihre Vorpubertären Anmachsprüche zur Wehr hatte setzen müssen. Typisch für die Besucher des Jugendhauses eben. Nicht nur dass mich Lena also offenbar vergessen oder einfach lieber drinnen auf mich hatte warten wollen, sondern auch noch die Tatsache, dass ich in diesem Augenblick echt einen starken Schnaps hätte vertragen können, nachdem mein Gehirn mittlerweile von dem vielen Grübeln und dem immer wieder durchspielen der Szenen des Morgens in meinem Kopf einfach nur aufgeweicht war, schien mir das Alkoholverbot im Jugendhaus auch noch einen Strich durch die Rechnung zu machen… Naja immerhin gab es Bier und so bestellte ich an der Bar erst einmal zwei davon, für den Fall, dass ich Lena ausfindig machen sollte.

Plötzlich hörte ich nebenan die ersten Instrumente spielen. Hatte ich denn wirklich so viel Zeit beim Anstehen vertrödelt? Verärgert griff ich nach den beiden Bierflaschen und wühlte mich durch das dichte Gedränge den Gang entlang der zur Bühne im Nebenraum führte. Was war denn heute bloß los? Die Band musste echt bekannt sein, normalerweise war hier nie so ein Andrang und dann… stand ich plötzlich da, wie erstarrt in der Mitte des Raumes und starrte auf die Bühne.

Über der wuselnden Masse thronte eine vier-köpfige Band, angestrahlt von einem guten Dutzend verschiedenster Lichter und ganz vorne auf der rechten Seite stand Zoey… Sie hielt einen an ihrem zierlichen Körper monströs wirkenden Bass, lässig um die Schulter geschlungen und wippte wie in Trance zu dem grungigen Beat ihrer Band…. „WOW!“ Mein Mund blieb offen stehen während ich sie fasziniert anstarrte, meine Bauchgegend kribbelte wieder wie verrückt und ich hatte mit einem Mal das starke Bedürfnis zu ihr zu gehen… mit ihr zu reden… sie zu berühren.
Plötzlich stand Lena neben mir und griff nach einer Bierflasche die ich abwesend immer noch in meinen Händen umklammert hielt. Gierig trank sie einige Schlucke daraus und meinte dann, dass sie doch gesagt hätte, dass sie Zoey kenne. Sie gab mir einen sanften Schubser, sodass ich leicht unfreiwillig in die ersten Reihen taumelte und mich noch leicht benebelt von Zoeys Anblick auf der Bühne von der Musik zu einem leichten Taktwippen überreden ließ, bevor ich ganz von selbst in ein begeistertes Tanzen verfiel. Nach jedem ihrer Lieder ließ Zoey ihren Blick kurzzeitig durch die Menge schweifen und bei jedem dieser Male, meinte ich, dass ihre Blicke nur mir galten. In diesen Momenten schlug mir mein Herz bis zu Hals und ich wollte ihr jedesmal durch den Jubel etwas zurufen und sie auf mich aufmerksam machen, doch im Grunde konnte ich nicht einmal mit genauer Gewissheit behaupten, dass sie mich überhaupt in der ganzen Masse entdeckt hatte. Irgendwie kam ich mir wie ein alberner Groupie vor, der kreischend in der ersten Reihe stand und alles für die Aufmerksamkeit seines Idols getan hätte… doch das hier war einfach anders.. irgendwie reizte mich der stumme Blickkontakt den wir beide verstohlen austauschten und nur sie und ich wussten, dass da etwas war, was uns verband, mich ihr näher brachte als all die anderen Teenies die um mich herum tanzten.
Mit einem Mal ging das Licht an und zum ersten Mal konnte ich ohne Zweifel sagen, dass die wunderschöne Frau auf der Bühne nur Augen für mich hatte… Sie stand noch reglos auf der Bühne, genoss den Applaus der um mich herum aufbrodelte, aber sie sah nur mich an. Sie sah mich an und lächelte.
Wohl noch leicht außer Atem doch glücklich, stieg sie von der Bühne als die Geräusche um mich herum langsam verebbten. Sie sah mich immer noch an… Lächelnd und kam langsam auf mich zu. Ich spürte wie sich mein Körper versteifte und mein Herz rascher zu schlagen begann. Ich brauchte mehr Luft, sie schien alles um mich herum aufzusaugen, die Geräusche, meine Aufmerksamkeit, meinen Verstand… Ich versuchte meine Nervosität mit dem Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken.. sie stand jetzt genau vor mir… immer noch lächelnd. Auf ihrer Stirn funkelten kleine Schweißtropfen und man konnte das Adrenalin das von ihrem Auftritt noch immer durch ihren Körper strömte förmlich riechen. Sie sah mir in die Augen, sehr durchdringend aber sagte nichts.

ich wollte ihr sagen wie großartig ich ihr Konzert fand, dass ich ihre Musik liebte … sie sah so wunderschön aus! So wunderschön auf der Bühne in all dem bunten Licht badend. Mein Atem wurde immer flacher … ich wollte sie so gerne berühren, ihre Hand nehmen. Ich wollte sie… küssen!?
Ich trat noch näher an sie heran, aber sagte nichts. Ich rang nach Worten und konnte doch nichts von mir geben. Ich sog gierig den Duft ein den sie verströmte… er machte mich süchtig, ich wollte mehr! Sie griff nach meiner Hand… Ein Kribbeln fuhr durch meinen Körper, so stark, dass mir beinahe übel wurde. Ich musste mich zusammenreißen. Oh mein Gott was soll ich tun??? Sie machte einen Schritt auf mich zu, kam mir noch näher, ihre Hüfte berührte jetzt ganz sanft die meine und jeder Zentimeter ihres Körpers, der sich an mich schmiegte, elektrisierte mich und brachte mein Herz noch schneller zum Schlagen … Küss mich! Dachte ich … ich hatte Angst meine Beine würden nachgeben wenn sich nicht bald etwas tat … Küss mich bitte! Bettelte ich beinahe innerlich! Sie beugte sich vor… legte ihre Lippen an mein Ohr und hauchte etwas mit sanfter Stimme an meine Ohrmuschel. Ihr Atemhauch ging einmal durch meinen gesamten Körper und ich hätte schwören können, dass meine Beine nachgegeben hätten, würde sie ihren Körper in diesem Moment nicht so eng an meinen schmiegen und mich dadurch auf eine unbeschreiblich schöne Art und Weise stützen
„Und ich dachte ich hätte dich verschreckt…“, hörte ich sie flüstern. Ich schüttelte schwach den Kopf. Nur so stark, dass sie es spürte, aber eben nicht stark genug, um sie von meinem Ohr zu verscheuchen. Nur mit Mühe konnte ich mir ein schmachtendes Stöhnen verkneifen, als sie erneut in mein Ohr hauchte und meinen Gleichgewichtssinn durcheinanderbrachte.
„willst du mit nach draußen kommen? Es ist so heiß!“ Ich nickte leicht atemlos und ließ mich ohne Widerstand zu leisten von ihr an der Hand aus der Menge nach draußen ins Freie führen.

Draußen war niemand mehr. Die ganzen Jugendlichen tanzten jetzt drinnen zu der Housemusik die gerade aufgelegt wurde. Das Dröhnen der Bässe von drinnen war hier nur ganz dumpf zu hören.
Zoey lachte laut und sog die kühle Abendluft gierig ein, während sie sich die Stirn mit ihrer Hand hielt. „Gott war das geil!“ stieß sie noch immer leicht durcheinander und breit grinsend hervor. „Das Gefühl auf der Bühne zu stehen und vor Publikum zu spielen ist einfach unglaublich!
…Hat´s dir denn gefallen?“ fragte sie dann nach einer kurzen Atempause.
„Ihr wart großartig!“ gab ich zurück. Mein Herz pochte immer noch wie verrückt und ich genoss diesen Moment so sehr… Sie hielt mit der Hand mit der sie mich ins Freie gezogen hatte immer noch meine fest umschlungen und sah mich glücklich lächelnd an. Die frische Luft gab mir wieder ein wenig Kraft und die Fähigkeit wieder zu denken und klar zu sprechen.

„Ich studiere Physik.“ Gab ich plötzlich von mir… irgendwie hatte ich das Gefühl, den Gesprächsfetzen, der vom letzten Mal offen geblieben war, wieder schließen zu müssen. „Ich studiere Physik,“ wiederholte ich, „ weil mich die Natur und das Universum begeistern. Einfach alles, was größer ist und komplexer, als das was sich das menschliche Gehirn vorstellen kann, ist irgendwie faszinierend für mich!“
Zoey stutzte kurz, wohl überrascht über diese spontane Aussage und bemüht den zusammenhangslosen Satz in den Tag einzuordnen. Ein Tag? Ja es war wirklich nur dieser eine Tag gewesen der mein Leben auf so wunderbare Weise verändert hatte. Dafür war ich ihr so dankbar, doch ich wusste einfach nicht, wie ich mich ihr gegenüber zu verhalten hatte ohne mich zu einem kompletten Vollidioten zu machen.
Plötzlich war es wieder da… ihr strahlendes und dieses Mal leicht geschmeicheltes Lächeln. Sie warf einen kurzen Blick über meine Schulter, wohl um sich zu vergewissern, dass wir allein waren, und zog mich dann an der Hand um eine Hausecke. Abermals versteifte sich mein Körper und die ganzen Endorphine, die mein Körper in Fantasien versunkener Vorahnungen ausschüttete, ließen meinen Atem schwer und flach werden.
Ich lehnte mich unsicher an die Wand hinter mir, spürte Zoeys Hände an meiner Hüfte, hinauf zu meinen Schultern wandern. „Ich studiere Logopädie.“ Hörte ich sie mit einem Mal flüstern. Unsicher worauf sie hinaus wollte, blickte ich in ihr in diesem Moment leicht verlegenes Gesicht, doch sie sah mich weiterhin unbeirrt mit ihren durchdringenden Augen an.

„Ich studiere Logopädie,“ wiederholte sie, „weil ich schon solange ich denken kann von allen möglichen Sprachen und der menschlichen Kommunikation fasziniert bin. Allein die Anatomie der menschlichen Stimmbänder“ sie strich mit den Fingern ihrer rechten Hand meinen Hals entlang – Ich erstarrte … „und die der Lippen“ Ich spürte ihren Daumen über mein Kinn zu meinen Lippen wandern, schmeckte die Lust und das Verlangen in mir nach IHREN Lippen. Ich spürte das Schlagen meines Herzens, mein Körper spielte verrückt … „besonders die der weiblichen Lippen“ ..sie kam noch näher an mich heran. Ihr und mein Gesicht trennten nur noch wenige Zentimeter. Ihr ganzer Körper schmiegte sich von der Hüfte aufwärts an meinen und drückte mich an die Hauswand hinter mir „sind ein wunderbares Phänomen der Natur, findest du nicht?“
Für einen winzigen Augenblick überlegte ich tatsächlich ob ich auf diese Anspielung antworten sollte, doch mehr als ein schmachtendes Hauchen brachte ich nicht heraus. Ich spürte nur noch Zoeys warme Hand auf meiner Wange und meinem Hals. Sanft zog sie meinen Kopf zu sich und verharrte für den Bruchteil einer Sekunde nur Millimeter von meinen Lippen entfernt. Ich spürte ihren warmen Atem und versank beinahe vor Verlangen in dem Boden unter mir. Ich umgriff mit meinen Händen ihre Hüfte und zog sie das letzte entscheidende Stück an meinen Körper und zum ersten Mal in meinem Leben, schmeckte ich die weichen Lippen einer Frau auf meinen.

Das erste Mal berührten ihre Lippen nur ganz sanft und schüchtern noch halb meinen Mundwinkel. Doch dann umschlang sie mit ihrer linken Hand meinen Nacken und hauchte einen zweiten, sehr viel leidenschaftlicheren Kuss auf meinen Mund.
Viel zu früh entzog sie sich wieder meinen Händen, die sie immer noch begehrend umschlangen, und meinem Verlangen, sodass ich mit immer noch geschlossenen Augen ihren weichen Lippen ins Leere folgte. Ich konnte kaum atmen, vermochte nicht zu schlucken, geschweige denn zu sprechen. Mein ganzer Körper bebte, meine Lippen zitterten immer noch von dem schönsten Kuss meines Lebens. Ich musste stark an mich halten um nicht erneut nach ihrer Hüfte, ihrem perfekt geformten Po oder anderen Stellen zu greifen und sie erneut an mich heran zu ziehen.

Ich zwang mich schließlich dazu tief einzuatmen und meine Augen wieder aus meiner Trance zu öffnen, die mich bis zu diesem Zeitpunkt gefangen gehalten hatte. Ich sah ihre strahlenden, grauen Augen mir leuchtend entgegen funkeln. Sie lächelte und streichelte noch einmal sanft über meine Wange und lehnte sich erneut für einen kurzen Moment an meinen Körper, der immer noch wie festgetackert an der Wand klebte. Dann drückte sie mir einen kleineren, sehr weichen Kuss, wie eine Art Signatur auf die Wange und ließ endgültig von mir ab. Die Stellen, die sie zuletzt berührt und geküsst hatte, brannten auf meiner Haut wie kleine Funkenstücke.
„Ich wünschte, du wärst gleich die Erste gewesen, die mich heute geküsst hätte!“ brachte ich schließlich mit leicht belegter Stimme heraus. Sie lachte
„Dann hätte ich ja gar keinen Grund gehabt neidisch zu sein.. aber du hast recht, das nächste Mal wenn ich dich sehe, werde ich nicht erst Ronnie vorschicken, um den ersten Schritt zu machen.“ Grinste sie breit. Und zog mich an ihrer Hand zurück auf die brodelnde Tanzfläche im Jugendhaus.




copyright © by Kiwiina. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.





>>> Get a ticker message for just 5,95€ for 3 days <<<