von Mrs-Martini
…ohne auch nur eine Miene zu verziehen und einen weiteren Blick zu schenken, wendete ich mich von Ihr. „Steig bitte aus“, sollte das letzte sein, dass ich an diesem kalten Februar Abend zu ihr sagte. Kleine Regentropfen fielen auf die Scheibe und zugleich drueckten sich glitzernde Traenen aus Ihren wunderschoenen blauen Augen. „Wie kannst du nur so kalt sein?“ schluchzte sie, die doch so starke und selbstsichere - ja fast als unerreichbar für alle geltende Frau neben mir. Mein Blick starr wie Eis, haette nicht einmal einen gluehenden Punkt in der Ferne getroffen. Die volle Ueberzeugung und Kaelte, das Richtige zu tun in meinem Gesicht, ließ selbst mir das Gefuehl von Unrecht wirklich erscheinen. „Geh bitte“ wiederholte ich meine Willen, nun endlich alleine zu sein. Wortlos stieg sie langsam aus meinem Wagen. Ein letzter schmerzlicher Blick, so voller liebevoller Hoffnung und doch durch die Verzweiflung der Realität so hart gezeichnet. Ihre Haare hektisch im feuchten Wind, Ihre Augen unter Wasser durch den Schmerz aus dem tiefsten Ihres Herzens.
So fuhr ich durch die Nacht, ohne dabei Ihre Augen vergessen zu können. War es doch das, was ich mir so sehr wuenschte. Echte Gefühle, echte Traenen und ein echtes Gefuehl der Liebe. Doch zu vieles aus schlechtem Vergangenen, aus alten vorüber gezogenen Zeiten, aus düsteren einsamen Momenten, laesst einen dieses Gefuehl doch fast vergessen und nicht mehr für moeglich erscheinen. Es ist wie das Zerren an zwei Enden, ohne etwas zu Teilen, beide Seiten zusammen, das Gute im Herzen wie das Schlechte in der Erinnerung.
Einsame Momente verbrachte ich nach diesem Abend. Zu viele waren es, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Nur mit dem Ziel, der Flucht aus der eigenen Enge, der eigenen inneren Leere, der eigenen Angst vor erneuter Verletzung einer noch nicht verheilten immer noch schmerzenden Wunde. Doch wieder und wieder holte Sie meine Gedanken heim. Sie ließen mich schlecht schlafen und meine Gefuehl ich ein Loch voller selbst zerstoererische Dunkelheit und Verwirrung fallen. War es falsch, mich gegen dieses Gefuehl der Liebe zu wehren?
In der Tat, gab es nicht vieles, das gegen die Beziehung zu Ihr sprach. Dennoch gab es zu jenem Zeitpunkt auch zu wenig um den Mut weiter zu staerken und den Schritt zu wagen.
War es doch meine unbeschwerte Art, die mich von vielen anderen Frauen unterschied. Mein charmantes und gleichzeitiges forderndes, leicht überschwaengliches Laecheln das ich trug, wie vor einem Kampf, den man glaubt schon vor Beginn laengst gewonnen zu haben. Gerade deswegen wehrte ich mich gegen dieses Gefuehl, welches mich immer am haertesten traf, mehr noch als Ignoranz und Wut – der Schmerz vergangener Liebe in der Tiefe des eigenen Herzens.
Tage vergingen langsam, Naechte schlichen dahin. Doch Ihr Herz wollte nicht den Alltag des Schmerzes laenger fuer sich hin nehmen. Es durchbrach immer wieder, die Hülle meiner eisern aufgebauten Mauer, die doch mein inneres so stark wie moeglich zu schuetzen versuchte.
Ihre liebevolle Art, mich vom Gegenteil alles mir bereits erfahrene zu ueberzeugen ließ mich langsam fuehlen. Ihr Laecheln, mit solch einer Kraft und Hoffnung für immer diese Liebe zu erfahren und Ihre Worte, die mich immer wieder auf ein neues beruehrten, ließen sie zerfallen. Stein um Stein wurde die doch so hart aufgestellte und verteidigte Mauer um mich herum schwaecher, der Schutz geringer und der Widerstand kleiner.
Bis sie letztendlich durch einen Kuss vollständig zerbrach.
Einmal den Moment der Kaelte vergessen, einmal die schmerzenden Erinnerungen verdraengt, einmal nicht vernünftig gehandelt und nicht an das danach gedacht, hat mich mit dieser Frau verbunden, seither wie jeden Tag und jede Nacht.
Merci, das es dich gibt
Ich liebe Dich.
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