Mein neues Leben (3)

von Nurse25w


Andrea hatte wieder geschrieben. Mehrmals las ich die SMS und mit jedem Mal mehr wurde mir schlechter. „Hey Isa…warum meldest du dich nicht? Bin gerade erst aufgewacht. Würde dich super gerne wieder sehen. Gruss Andrea“.
Mir stiegen Tränen in die Augen. Sie hatte mich belogen. Warum? Wieso? Sollte ich erwähnen, dass ich sie im Park gesehen hatte …sie und die andere? Ich entschloss mich es vorerst nicht zu sagen. Also tippte ich schnell eine Antwort.
„Hallo Andrea. Ich bin zurzeit sehr im stress. Sei mir nicht böse. Gruß Isa“. Ich schickte die SMS ab. Das Handy schaltete ich vorsichtshalber aus. Ich wollte nicht, dass sie mich anrief. Irgendwie war ich enttäuscht. Ich entschloss mich ins Bett zu legen denn es war ja schon kurz vor 23Uhr. Der Tag war eindeutig zuviel für meinen Geschmack gewesen. Ein neues Leben zu meistern war gar nicht so einfach.
Der Radiowecker weckte mich am Sonntagmorgen. Ich drehte mich noch einmal auf die andere Seite und lauschte der Musik. Ich überlegte es heute hinter mich zu bringen und meinen Eltern endlich die Wahrheit zu sagen. Langsam stand ich auf und schlenderte gähnend zum Fenster. Mein Blick richtete sich auf die Skyline von Frankfurt. Am Horizont konnte ich die Sonne sehen. Ihre Strahlen drängelten sich durch die Wolken. Unterhalb des Hauses hing der Nebel fest. Ich ging ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Wie immer zog ich mein Restaurierungsprogramm im Bad durch und nach einem Kaffee samt kurzem Frühstück verließ ich die Wohnung und lief in Richtung meines Elternhauses. Vor der Einfahrt stoppte ich. Mir war mulmig. Wie würden sie wohl reagieren? Langsam lief ich die Treppestufen hoch und klingelte. Meine Mutter öffnete die Tür. „Isa…schön, dass du vorbeischaust…Komm rein“. Ich betrat das Haus. „Hey Mama…na wie geht’s dir?“ „Gut…dein Vater ist auch zuhause. Geh ins Wohnzimmer, ich koch uns Kaffee.“ Im Wohnzimmer begrüßte ich meinen Vater. „Hallo Papa…na wie stehen die Aktien?“ fragte ich beiläufig und versuchte mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. „Tja Isa…die sind wie immer gleich bleibend“ lachte er. „Was treibt dich her?“. Währenddessen meine Mutter das Wohnzimmer samt Kaffee betrat, überlegte ich wie ich nun am besten das sagte was mich belastete.
„Ich hab mit Andi Schluss gemacht“ platze es aus mir heraus. Die geschockten Blicke meiner Eltern verunsicherten mich total. „Ja wie? Was ist denn passiert?“ fragte meine Mutter besorgt und nahm mich gleichzeitig in den Arm. „Ich….ich muss euch was sagen…aber ich weiß nicht wie“ stammelte ich nervös. Meine Mutter setzte sich hin. „Nun sag schon… Isa…du kannst uns doch alles sagen, dass konntest du immer“ sagte mein Vater beruhigend. Das stimmte! Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Ich konnte immer alles sagen, solange es das Bild der Familie in der Öffentlichkeit nicht aus den Fugen riss. Nachdem ich meinen ganzen Mut zusammen genommen hatte sagte ich mit erschreckend kräftiger stimme. „Ich hab mit Andi Schluss gemacht weil ich mich neben ihm nicht wohl gefühlt habe. Ich liebe Frauen“. Eine lange unbändige Stille erfüllte den Raum. Meine Eltern hielten sich an den Händen und meine Mutter schluchzte leise. Sollte ich gehen? Sollte ich sie in den Arm nehmen? Ich wusste es nicht! Mein Vater war der erste der sich nach meiner Hiobsbotschaft äußerte. „Isa…das ist nicht dein Ernst oder? Du verlässt Andi wegen eines Hirngespinst?“. Er versuchte es ruhig zu sagen und doch merkte ich, dass er vor Aufregung schon rot anlief. Meine Mutter schluchzte nun lauter.
„Doch Papa… es ist mein voller Ernst…ich bin lesbisch…und ich bleibe es und ich möchte mich nicht mehr verstecken müssen“ antwortete ich stark. Sie schüttelten beide den Kopf. „Es ist besser wenn du nun gehst Isa“ sagte mein Vater.
Kurz daraus verließ ich mit Tränen in den Augen das Haus. Sie würden es nie verstehen! Das war mir nun klar. Oder war es nur der erste Schreck? Mit tausend Gedanken lief ich kopflos nachhause. Gegen 15Uhr war ich wieder in meinen 4 Wänden. Ich warf mich auf die Couch und grinste vor mich hin. //Mein neues Leben läuft ja super// stammelte ich sarkastisch. Ich schaltete mein Handy wieder ein. Es zeigte 2 neue SMS an. Eine von Sabi und die andere von Andrea. Ich überlegte kurz die SMS von Andrea zu löschen, doch meine Neugier machte mir einen Strich durch die Rechung.
„Hab ich dir was getan? Wenn ja tut es mir leid…meld dich bitte. Gruss Andrea“ Mein Herz schlug wie wild. Was hatte diese Frau nur mit mir angestellt. Ich bekam sie nicht aus dem Kopf. Ich entschloss mich endlich zu sagen, dass ich sie gesehen hatte. „Ich hab dich im Park mit der anderen gesehen. Ich denke mal du musst mir nichts mehr vormachen Andrea! Gruss Isa“. Mit zitternden Händen schickte ich die SMS ab. Innerlich zufrieden las ich die SMS von Sabi. „Hey Isa…Was machst du und warum ist dein Handy aus? Dachte du erzählst mir ein paar Neuigkeiten von deiner neuen Flamme…grins…HDL Sabi.
Ich griff mir das Telefon und wählte Sabi´s Nummer. Es klingelte lange bevor Sabi abnahm.
„Hey Sabi…ich muss mit dir reden“.
„Okay…Was ist denn passiert Isa?“.
„Ich kann dir das am Telefon nicht erzählen …können wir uns nicht treffen?“ antwortete ich.
„Sicher…16 Uhr bei mir?“
„Schaff ich locker…dann bis gleich!“
Ich legte auf und zog mir Schuhe an. Auf dem Weg schossen mir alle möglichen Gedanken über das Gespräch mit meinen Eltern in den Kopf. Warum waren sie so zu mir? Wollten sie nicht dass ich glücklich bin?
Mit diesen Gedanken klingelte ich bei Sabi.