von Joker27
Gedankenverloren balancierte ich auf dem Kantstein. Meine Wohnung erdrueckte mich. Ich wollte raus, mir war egal wohin. Meine Gedanken stoppten nicht. Sie drehten sich immer und immer wieder um meine Freundin.
Mein Verstand gab sich seit einiger Zeit einem Kampf mit meinem Gefuehl hin. Mir schien es, als wuerde ich den ganzen konfusen Gedanken zusehen, ohne dabei beteiligt zu sein. Wie ein Film liefen die letzten Monate vor mir ab, und ich fragte mich zum unzaehligen Male, warum ich mir das antat.
In dem Moment stockte ich in meinem Gedankenlauf. Warum ich mir das antat? Es waren ziemlich harte Worte.
Alles was es zu aendern gab lag bei mir. Diese Beziehung glich einem Kampf um die Prioritaeten des eigenen Egoismus, aber ich liess es geschehen.
Viel zu spaet bemerkte ich den heranfahrenden Bus. Bevor ich auf die Mitte des Gehwegs springen konnte war ich auch schon durch und durch nass. Auch jetzt bemerkte ich, dass sich das Wetter nicht gerade zum Positiven geaendert hatte. Der Regen wurde staerker und bildete grosse Pfuetzen an dem Kantsteinen.
Ich sah an mir herunter und musste lachen. Die ganze Situation war zwar nicht zum lachen, aber es lag an mir etwas zu aendern. Konnte das alles wirklich so schlimm sein, um seinen Abend im Regen zu verbringen, und als Dank noch das Spritzwasser wildgewordener Busfahrer abzukriegen?Seit einiger Zeit lief mein Leben wieder. Vielen Situationen sah ich entspannter entgegen und legte Gelassenheit an den Tag. Ich begann mich wieder mehr um mich zu kuemmern, denn ich spuerte, wie gut es mir tat.
Abrupt drehte um, rannte zu meiner Wohnung zurueck, schloss die Tuere auf und war froh im warmen und Trockenen zu sein. Noch immer lachte ich ueber mich und fuehlte wieder ein bisschen Leben in mir.
Schnell machte ich mir einen Cappuccino, waehrend das Badewasser einlief.
Eigentlich war der Abend viel zu schoen um zu Hause zu bleiben. Ich legte mich in die Wanne schluerfte meinen Cappuccino und genoss die entspannte Atmosphaere.
Genau, das wars. War es wirklich schon so lange her, dass ich am Leben teilnahm? Wie konnte ich vergessen, dass ich frueher jeden Mittwoch unterwegs war! Es war Zeit gekommen endlich aufzuwachen...
Ehe ich mich umsah, sass ich gut gelaunt im Auto und machte mich auf den Weg.
Ich stellte keine Erwartungen an das Leben, ich wollte Spass. Tanzen, gut gelaunte Menschen sehen und den ganzen Beziehungsaerger vergessen.
Die Stimmung war ausgelassen, und es brachte mir ein reines Vergnuegen dem Treiben zuzusehen.
Es war nur ein kurzer Moment, ein ganz kurzer Moment in dem ich meinen Augen schloss. Nicht laenger als ein Blinzeln, aber ein Moment der entscheidend war.
Ich schaute in zwei umwerfende Augen. Augen die einen unbeschreiblichen Glanz trugen, ein Laecheln, was mich voellig erstarren liess.
Kein Wort ergab das andere. Unsere Blicke liessen nicht voneinander los. Hin und wieder schenkte Sie mir ein Laecheln und irgendwas trieb mich dazu Ihr unentwegt in die Augen zu sehen.
Ohne laenger abzuwarten, nahm Sie meine Hand und zog mich durch die tanzende Menge. Ich wusste nicht was gerade geschah, aber ich liess es geschehen.
Endlich vor der Tuer angekommen stoppte Sie, sah mir tief in die Augen, als schienen sie mich fragen etwas fragen zu wollen.
Ich nickte stumm. Mein Hals war wie zugeschnuerrt Nicht einen Ton haette ich heraus bekommen. Die Ueberraschung des abends nahm mir alle Sinne, raubte mir den Verstand. Der ganze Abend war eine einzigartige Ueberraschung, die ich fuehlen konnte und erleben wollte. Zu allem war ich nicht bereit, aber dafuer den Moment zu geniessen um diese Frau kennen zu lernen.
Erneut nahm Sie meine Hand. Sie rannte, Hand in Hand mit mir, bis wir an einem Wagen hielten. Sie schloss auf, und ohne zu fragen setzte ich mich hinein.
Der Weg schien mir endlos. Im Radio hoerte ich das Lied "Liebe ist alles". Zufall? Wink des Schicksals?
Irgendwann stoppte der Wagen. Mir fehlte jegliche Orientierung. Mein Blick haftete an Ihr.
Wir stiegen aus. Der Geruch, die Luft verriet mir, dass wir am Meer sein mussten. Wieder ein Wink des Schicksals? Das Meer war mein zweites Zuhause. Ich genoss es immer und immer wieder dorthin zu fahren, den Klang der Wellen zu lauschen, den Geruch des Salzwassers in mich aufzunehmen und einfach die Stille zu geniessen. Ein Ort an dem ich zu mir finden konnte. Ich selbst sein konnte. Gedanken den freien Lauf gewaehren durfte.
Jetzt standen wir gemeinsam hier. Wieder nahm Sie meine Hand. Wer war Sie?
Ich konnte nicht glauben, was gerade geschah. Es glich einem Film, doch einer der Darsteller war ich....
Auf direktem Weg gingen wir zum Meer. Alles passte. Der Mond schien, die Wellen rauschten und immer noch liess die atemberaubende Schoene meine Hand nicht los.
Mittlerweile am Meer angekommen standen wir dort, schauten auf das leise, seicht rauschende Meer. Der Mond spiegelte sich in der Meeresoberflaeche...
Da war er wieder...Ihr Blick...ich fing ihn auf und konnte nicht davon loslassen. Auch im Dunklem sah ich Ihre grossen dunklen Augen, langsam zog Sie mich an sich.
Eine Gaensehaut lief mir ueber den ganzen Koerper, ich erschauderte...
Langsam zog Sie mich an sich heran. Nur noch wenige Zentimeter trennten uns voneinander. Sekunden erschienen mir wie Stunden. Meine Gedanken, mein Gefuehl, alles schrie danach, Sie zu kuessen....
...ich erwachte. Was war das? Der Sinn klar bei Verstand zu sein versagte mir. Unsanft hatte der Wecker mich aus meinen Traeumen gerissen, die so real waren, dass ich den knirschenden Sandstrand noch unter meinen Fuesen spuerte.
Was war geschehen. Nach der Arbeit war ich nach Hause gefahren, hatte mich hingelegt und mir den Wecker auf 21h gestellt.
Voellig benebelt stand ich auf. Warum musste der Traum enden? Voellig gedankenverloren nahm ich eine kuehle Dusche. Wollte alles aus meinem Kopf vertreiben. Hatte mir doch vorgenommen heute abend "tanzen" zu gehen. Die Realitaet holte mich ein. Meine Beziehungsprobleme waren wieder praesenter als je zuvor. Ich musste raus. Raus aus dem Alltag, weg von allem.
Endlich angekommen stellte ich mich an die Bar. Sah das Treiben um mich herum, versuchte zu vergessen. Es war einfach wieder mal der pure Genuss, all die gute Stimmung in mich aufzusaugen. Nichts haette angenehmer sein, als die Anonymitaet, die ich bewusst spuerte. Lange war es her, dass ich hier war.
Mein Blick war auf die Tanzflaeche gerichtet. Es machte einfach nur Spass die lachenden ausgelassenen Menschen zu sehen. Innerlich schmunzelte ich und war froh, doch noch losgefahren zu sein....
Ich drehte mich zurueck zum Tresen, der Raum war mittlerweile so gefuellt, dass ich kaum noch etwas von den Tanzenden sehen konnte. Als ich mich herum drehte erstarrte ich....mein Blick versank in zwei atemberaubenden dunklen Augen...
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