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Im Septembergrau der Zeit

von Miss-Cold-Ember


Ein sanfter Windhauch, der so viel Wärme für jeden anderen Menschen in sich trug, außer für sie, bahnte sich seinen Weg durch aufgerichtete Gräser, die sich freudig den Spiel mit der Luft hingaben und knarrenden Ästen, die scheinbar, angeregt durch diesen sommerlichen Hauch, ihre Geschichte zum Ausdruck bringen wollten.
Doch sie hörte nicht das Spiel der Gräser, wollte keine Geschichten der Natur in sich sickern lassen, noch konnte sie die rhythmische Melodie der gefiederten Wesen ertragen.
Es passte einfach nicht. All das passte nicht zusammen.
Blühende Zweige, die den Frühling in sich bargen, die Harmonie der Natur, die den Menschen das Herz erwärmten an diesen Platz, wo der Duft von Blumen sich mit den des verwesenden Fleisches vermischte, wo ein Stein und dessen Flecken Erde, auf dem er ruhte, mehr bedeutete. Viel mehr.
Das Alles passte nicht, wie das Leben nicht zum Tode passte und doch verschmolzen sie manchmal miteinander, wie in diesem Augenblick.
Sie liebte sie. Sie war tot und doch liebte sie sie immer noch.
Wie oft war sie weggerannt, wie oft war sie geflüchtet, weil sie Angst hatte hierher zu kommen. Zu dem Platz, der sie als letztes mit ihr verbinden sollte.
Nein, das stimmte nicht ganz. Die ganze Welt war für sie ein Ort geworden, der sie in jedem Atemzug, in jedem noch so leisen Geräusch, in jeder Blume, die ihr gefallen hatte, an sie erinnern würde.
Und nun stand sie da, starrte zum ersten Mal auf die Inschrift des Steins, die Erde darunter und auf ihre einstigen Lieblingsblumen. Millionen von Bildern jagten durch ihren Kopf, zerschnitten jeden Gedanken wie ein wilder Messersturm, bis nur ein einziger übrig blieb.
Der Gedanke an ihr bezaubernden Lächeln, ihre Augen, die in sich eine kindliche Verspieltheit und die Festigkeit des Lebens trugen, sowie das Mysteriöse Funkeln, was sie damals fasziniert und furchtsam zurückschrecken lassen hatte.
Sie bemerkte nicht, dass ihre Tränen sie langsam erblinden ließen, wie alles um sie herum immer tiefer versank, wie die Trauer ihr den Atem nahm und sie sofort wieder sprengte als sie die sanfte und schützende Umarmung spürte.
Vielleicht versickert die Trauer nach und nach im Septembergrau der Zeit, vielleicht verblassen, verwischen sich die Spuren die, die Toten auf der Welt hinterlassen haben eines Tages, doch was wird dann sein?
Und vielleicht hört mit dem Tode alles auf, doch das glaubte sie nicht.
Das glaubte sie einfach nicht.





copyright © by Miss-Cold-Ember. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.





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