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Hi, ich bin die Weggabelung.

von LooDee


Hi, ich bin die Weggabelung.

Die Menschen kommen sehr oft an mir vorbei. Immer wenn sie eine Entscheidung treffen müssen, stehen sie vor mir.
Manchmal habe ich zwei Gabelungen, manchmal scheinen es unendlich viele, und manchmal sehen sie nur einen oder gar keinen Weg. Aber es geht immer weiter. Mich gibt es nur mit mindesten einem Weg, oder wer hat schon mal eine Weggabelung ohne Weg gesehen? Aber ich könnte es ja mal an das Leben weitergeben, dass man von mir auch ein Exemplar ohne Weg herausgeben könnte. Ja, mit nur einem Weg gibt es mich. Das sind zum Einen diese Situationen, die die Menschen als ausweglos bezeichnen. Es gibt nur diesen einen Weg, mal abgesehen vom (Selbst-)Mord.
Zum Anderen sind es aber auch alle Situationen, in denen die Menschen zufrieden sind, und mal gerade keine Entscheidung treffen müssen.
Kennen sie den Schmetterlingseffekt? Er wird auch Chaostheorie genannt und besagt, dass ein Schmetterling in Japan einen Hurrikane in Amerika auslösen könnte. Auf etwas verständlicherem Deutsch bedeutet es, das jede Entscheidung eine andere nach sich zieht, die Menschen können nicht herausfinden, was alles passiert wäre, hätten sie sich früher einmal anders entschieden. Aber allein, auf welchem Spielplatz die Menschenkinder spielen, oder welches Stück Butter man kauft, können Begebenheiten nach sich ziehen, welche wieder neue Entscheidungen verlangen, und so verknüpft sich ein Netz, welches aus den verschiedenen Wegen gesponnen wird.
Wenn sich die Menschen dessen bewusst wären, würden sie sich wohl verrückt machen. Sie würden sich solche Netze zurechtspinnen, würden Verschwörungstheorien aufstellen, und dann irgendwann auf Grund von Angstzuständen krank werden. Oder aber sie würden Netze spinnen, die träumerische Utopien sind. Dann wären sie irgendwann enttäuscht, wenn die Wirklichkeit der Realität in keinster Weise ähnelt. Manche Menschen sind vielleicht auch realistisch, da mag es sein, dass es für sie gar nicht so übel wäre, wenn sie dieses Wissen hätten. Denn sie würden viel bewusster entscheiden und leben.
Im Prinzip brauchen die Menschen ihre Entscheidungen nicht bereuen. Denn wenn sie etwas zu dem Zeitpunkt der Entscheidung als richtig ansehen, sollen sie sich dafür auch entscheiden. Vielleicht sehen sie es später als falsch an, aber dann können sie eh nichts mehr ändern. Zu dem damaligen Zeitpunkt sahen sie es als richtig an, oder waren sich nicht über die Richtigkeit im Klaren, aber sie haben keine bessere Lösung gesehen, sonst wären sie ja diesen Weg gegangen. Oder sie hatten Angst vor einem anderen Weg, aber dann waren sie eben zu der Zeit noch nicht weit genug. Worüber sollen sie sich dann Vorwürfe machen?
Nun gibt es kleinere und größere Entscheidungen. Manche scheinen beiläufig, andere schwergewichtig. Aber wie wir beim Schmetterlingseffekt sehen, können auch scheinbar beiläufige Begebenheiten zu schwerwiegenden Ereignissen führen. Ebenso können scheinbar wichtige Entscheidungen beiläufige Nachwirkungen haben. So können sie sich jahrelang überlegen, was für einen Beruf sie erlernen, und dann arbeiten sie später doch nicht in diesem Beruf.
Es gibt jedoch auch Situationen, in denen sie an die Zukunft denken sollten. Die Menschen müssen nämlich oft für die Vergangenheit gerade stehen. Sie müssen sich ja nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor ihren Mitmenschen, und vielleicht auch vor dem Metaphysischen verantworten. Für viele stellt es eine Schwierigkeit dar, an die Zukunft zu denken, und trotzdem im Jetzt zu leben. Aber dazu kann ich den Menschen nur sagen, dass es sich hiermit so verhält wie mit so vielem in der Schule Leben: Es ist die Kunst des richtigen Maßes. Sie können nicht immer nur an die Zukunft denken. Aber genauso wenig können sie ihren Blick völlig von dieser abwenden.
Die Aborigines, die Ureinwohner Australiens, die übrigens ein sehr weises Volk, sind beten jeden Morgen an die göttliche Einheit, dass sie an diesem Tag jede Entscheidung zum Besten allen Lebens treffen wollen. Sie schaffen es, im Moment zu leben, und ihr Leben zu genießen, trotzdem kennen sie das Prinzip der Nachhaltigkeit. Sie laufen durch das Outback und wenn sie auf etwas zu essen stoßen, nehmen sie sich davon. Aber sie plündern nie aus. Sie lassen immer so viel da, dass ein Nachfolgender auch noch etwas davon hat und dass die Früchte die Möglichkeit haben, sich fortzupflanzen.
Viele Menschen, v.a. in den westlichen Ländern, verhalten sich jedoch so, als hätten sie noch eine zweite Erde im Keller. Sie haben wohl das Prinzip noch nicht ganz verstanden. Denken sie wirklich, dass die Erde für immer bestehen wird, egal, was man mit ihr anstellt? Vielleicht wird somit irgendwann die Weggabelung ohne Weg erfunden: denn dann ist die Erde völlig kaputt gegangen, und ich werde aufhören zu existieren.
Vielleicht liegt dieses Denken daran, dass jeder nur nach seinem eigenem Vorteil sucht. Wenn der nicht an später denkt, warum sollte ich es dann tun? Ich möchte doch nicht der Depp für die ganze Welt sein. So denken sie eben. Naja, kann man es ihnen verübeln? Sie sind eben kurzsichtig. Aber hey, wenn sie Augen-Brillen gegen Kurzsichtigkeit erfinden können, vielleicht kann dann ja auch jemand Entscheidungs-Brillen erfinden? Das wäre schön.
Könnten sie das tun?

Also dann, bis zur nächsten Entscheidung,

Deine Weggabelung



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