von leeenaaa
Und das ist es. Hiermit muss ich wohl offiziell unser Ende verkünden. Vielleicht erinnert sich noch jemand an unsere Geschichte „Gemeinsam im Finden verloren“. Das ist ihr Ende. Und alles endet genauso, wie es damals begonnen hatte. Wir begannen nicht mit einem „Ich liebe dich“ oder einem ersten Date. Wir begannen mit betrunkenem Sex um 5 Uhr morgens als beste Freunde. Als 15-jährige. Du warst mein erster Wodka, meine ersten geklauten Kippen, mein erster Kuss, mein ganzes Leben auf einmal. Das ist das Erste, was ich seit mehr als einem Jahr zu Papier bringe. Genau heute habe ich dich seit 68 Tagen nicht mehr gesehen. Ich habe mit dem Schreiben aufgehört. Kein einziges Wort gehorcht mir mehr, denn sie suchen mit jedem Buchstaben nach dir.
Damals bist du zurück gekommen, nach mehr als einem Monat, total ausgemergelt mit blutigen Lippen. Deine Mutter nahm dich ohne ein Wort wieder auf, genau wie ich. Nicht das ich eine Wahl gehabt hätte. Ich habe nur in deine dunkelbraunen Augen gesehen, in diese Leere, und wusste, dass es dafür keine Worte gab. Eltern warnen dich vielleicht vor den Drogen und den Schlägereien, aber niemals vor den Mädchen mit Haselnuss-Augen und einem Herzschlag.
Nichts war wie vorher. Unsere ganzen Gespräche, unsere Worte kamen nie mehr so behände von unseren Lippen. Der Alkohol schon. Das Schweigen war laut, aber friedlich. Es wurde März und ich küsste dich das erste Mal, nach einer langen Zeit, in denen nur die Unterdrückung deines Schmerzes zählte. Deine Narben sahen aus wie dünne Spinnennetze. Es war April und wir waren jeden Tag zugekifft und du sagtest mir, dass er es war. Dass er versucht hatte, die Liebe zu Mädchen aus dir heraus zu ficken und ich berührte dich nur noch, als wärst du die zerbrechlichste Person der Welt. Die du ja auch warst. Ich schafte es nicht, auch nur ein Wort zu Papier zu bringen. Deine Narben sahen aus wie dünne Spinnennetze. Es wurde Mai und wir hörten auf, in die Schule zu gehen und fuhren schwarz zu Konzerten. Es war mein 17. Geburtstag und die Dinge, die du geraucht hast, waren schon längst nicht mehr nur Gras. Deine Narben sahen aus wie dünne Spinnennetze. Es war Mai als wir den letzen Kuss und den letzen Sex in einer Nacht hatten, genau wie damals, als alles begann. Es war Juni, und deine Armen glichem einem Schlachtfeld und du trankst mehr, viel mehr als wir beide zusammen vertragen hätten. Es war Juni und deine Augen waren ausgehöhlt. Es war der 3. Juni und du küsstest einen Zug, vor meinen Augen.
Es war der der 28. Juli, an dem ich wieder herausfand, wie ich meinen Mund benutzen konnte. Es war August und ich hatte seit mehr als einem Monat meine Eltern nicht gesehen, und lief nächtelang durch fremde Städte. Ich saß auf alten Dächern, streifte durch verfallen Häuser. Nur in unseres ging ich nie. Es wurde August und ich hatte genug Geld, um bei einem Dealer aufzukreuzen. Und sie war eine Frau, 5 Jahre älter als ich, und ihre Küsse ließen mich niemals deine vergessen. Es war August und ich schnitt mir meine Haare Millimeter kurz, und schlug meinem ehemaligen besten Freund Zähne aus. Es war August und sie dachte, ich hätte ein Herz und riss es mir heraus. Ich spürte nichts. Es war August und ich schlief mit ihrer besten Freundin. Ich sah meine kleine Schwester wieder, und sie schlug mich, ohne Worte, allein mit Blicken. Es war August und ich bin jeden Tag betrunken, und steige in Autos von Fremden. Es war August und ich treffe ein Mädchen, das dir bis aus Haar gleicht. Ihre Narben sehen aus wie dünne Spinnennetze. Es ist September und ich küsste sie, und fühlte nichts. Ich schlief mit ihr, und fühlte nichts und ich brach ihr das Herz, so wie du meins gebrochen hast, und fühlte reine Leere.
Es ist September und ich weiß nicht, wo dein Grab steht.
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