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G l ü c k s k l e e

von Jojoko


Mein Glücksklee bekommt neue Blätter. Sachte streiche ich lächelnd über das junge Grün. Der Regen prasselt auf das Dachfenster. Ich stelle den Blumentopf zurück auf die Fensterbank, ziehe meine Hausschuhe aus & öffne die Wohnungstüre.
Ein Spaziergang. Im prasselnden Regen. Ich mag diesen ganz besonderen Sommerregen. Die Menschen sehen betrübt aus ihren Häusern auf die Straße & warten ungeduldig auf Sonnenschein & Freibadwetter.
Ich bin anders.
Lächelnd laufe ich die Straße entlang. Tropfen tränken mein Haar, es klebt mir im Gesicht. Meine Jeans klammert sich durchnässt an meine Beine. Es ist dasselbe Wetter wie damals…
Ganz groß stand es auf der Titelseite der Zeitung: “20-jährige Tochter eines Firmenchefs entführt!”
Ich lief eine Straße im Regen entlang, so wie jetzt. Neben mir hielt ein alter Kleinbus mit dunklen Fensterscheiben. Dann überkam mich der Geruch von Chloroform. Ganz plötzlich. Von hinten. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem großen, weißen Himmelbett. Eine junge Frau stand am Fenster, blickte hinaus & der Wind spielte mit ihren rotbraunen Haaren. Ich setzte mich auf. Sie sah über die Schulter zu mir herüber, lächelte, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht & richtete den Blick wieder aus dem Fenster. Ich saß einfach nur steif in dem großen Bett & starrte sie an.
Wer war sie? Was wollte sie? Wo war ich?
Ich blickte auf die Uhr. Es war bereits schon wieder Morgen. Schlüssel rasselten, ein Klacken.
“Ey, Klee!”, rief ein verstrubbelter Typ mit 3- Tagebart & Cowboystiefeln & betrat aufgeregt die Wohnung, mit einer Zeitung winkend.
Die junge Frau schloss das Fenster & ging auf ihn zu.
“Was ist los, Dog?”, fragte sie.
“Es steht in der Zeitung! Auf dem Titelblatt!”
Begeistert hielt der Typ ihr eine Tageszeitung vor die Nase. Sie überflog den Artikel, rollte die Zeitung zusammen & warf sie mir zu.
“Ey, die is´ ja wach!”, stellte er fest & deutete mit dem Finger auf mich.
“Na &?”
Klee zuckte mit den Schultern & verließ den Raum. Der Typ mit dem 3- Tagebart eilte ihr nach. Ich sah auf die Zeitung in meinen Händen. Ein Foto von mir. Ganz groß. Auf der ersten Seite. Ich “entführt”, die Polizei habe “noch keine Spur” & der Entführer habe “sich noch nicht gemeldet”. Eine ältere Frau wollte gesehen haben, wie mich jemand “betäubt & in einen Kleinbus gezerrt habe”. Prima… Es war ein komisches Gefühl in jenem Moment des Bewusstwerdens. Ich wurde entführt.
Ich wurde entführt!!
Doch es war nicht so wie in den Krimis, die Vater immer anschaut. Ich wurde weder gefesselt & geknebelt, noch mit einer Waffe bedroht, geschweige denn vergewaltigt. Es war seltsam einfach nur in diesem Bett zu sitzen.
Nach ein paar Minuten verließ Dog die Wohnung schon wieder. Klee lehnte sich an den Türrahmen zum Schlafzimmer & sah mich an.
“Willst du nicht aufstehen?”
Ich wusste nicht, was man in so einer Situation sagen sollte & blickte stumm in das Grün ihrer Augen. Sie verdrehte die Augen & öffnete die andere Türe.
“Hier ist das Bad. Ich habe dir frische Handtücher auf den Badewannenrand gelegt.”
Dann verschwand sie wieder in das Zimmer, indem sie mit dem strubbeligen Typen geredet hatte. Ich sah Klee nach, ihrem langen Haar, das ihr in weichen Wellen folgte.
Bevor ich mich ins Bad begab, warf ich einen Blick aus dem Fenster, doch die Umgebung war mir unbekannt.
Ich betrachtete die Dusche, dann meinen linken Arm, den ich mir vor 4 Tagen, bei einem Fahrradunfall gebrochen hatte & der nun von Gips umschlungen war. Also entschied ich mich für ein Bad & legte den gebrochenen Arm auf den Wannenrand. Der Wasserhahn tropfte. Kleine Kreise folgten den Tropfen. Plötzlich klopfte es an der Tür. Klee trat ein.
Ich wasche dir die Haare.”, sagte sie & nahm das Shampoo vom Badewannenrand, “Das ist bestimmt nicht so einfach mit deinem Arm.”
Eine Weile war es still. Nur der Wasserhahn tropfte weiter. Klees Finger waren vorsichtig & das Shampoo roch fruchtig nach Sommer. Ich schloss meine Augen.
“Hast du keine Fragen?”
Ich blinzelte.
“Erst betäubst du mich mit Chloroform, entführst mich & dann wäschst du mir die Haare. Machst du das immer so?”
Sie lachte flüchtig auf.
“Ich habe dich nicht entführt. Meine Aufgabe ist lediglich, auf dich aufzupassen.”
“& dann?”
“Wie & dann?”, fragte Klee zurück.
“Was passiert dann mit mir? Ich kenne dein Gesicht & Dog habe ich auch gesehen.”
Sie wischte mir Schaum von der Stirn.
“Ich weiß es nicht.”, flüsterte sie.
Klee hatte meine durchnässte Kleidung zum trocknen aufgehängt.
Während ich versuchte, mich abzutrocknen, richtete sie uns ein Frühstück. Es gab sogar frische Brötchen, die uns Dog gebracht hatte.
“Greif ruhig zu.”, forderte sie mich auf & hielt mir den Brotkorb hin. Für einen Moment kam es mir so vor, als hätte mich eine Freundin zum Frühstücken eingeladen. Für einen Moment wollte ich lächeln, doch dann fiel mein Blick auf das Zahlenschloss an der Türe.
Den Tag über herrschte eine erdrückende Ruhe. Zu Mittag hatte Klee Pizza bestellt & sie begab sich sogar für mich zur Apotheke, um Ibuprofen gegen die Schmerzen in meinem Arm zu kaufen. Sonst las sie Zeitschriften oder sah zum Fenster hinaus. Es fiel kaum ein Wort zwischen uns.
Am Abend kam Dog noch einmal vorbei.
“Ey, Klee!”, begrüßte er sie, “Der Boss schickt mich.”
Ich spitzte die Ohren. Würde ich nun die Hintergründe erfahren?
“Die Übergabe steht noch nich´ fest.”
Er setzte sich auf einen Stuhl & schwang die Cowboystiefel auf den Tisch.
“Er will nur zwei Millionen für die Kleine. Für uns springen dann jeweils 15 Tausend raus. Findest du nich´ auch, dass das ein Bisschen zu wenig is´ ?!”
Klee zuckte die Schultern.
“Was leisten wir schon groß?! Sei doch froh, 15 Tausend Euro in einer Woche zu verdienen.”
Dog schüttelte gespielt fassungslos den Kopf.
“Ey, Klee! Ich werd´ einfach nich´ schlau aus dir!”
Dann fiel sein Blick auf mich.
“Wie kommst du klar mit der Kleinen?”
“Gut.”
“Sie is´ hübsch. Können wir nich´ mal tauschen?”
Sie sah ihn mit einem genervten Blick an.
“Nein, das tun wir garantiert nicht!”
Die heiße Sommersonne verabschiedete sich, als ich am Abend schon relativ früh zu Bett ging. Irgendwann wachte ich auf. Der Vollmond tauchte den Raum in ein neblig- blaues Licht. Ich konnte die Konturen von Klee erkennen. Sie legte sich neben mich, in das Doppelbett & plötzlich rannen mir Tränen übers Gesicht. Stille floss das Salz unkontrollierbar. Dann Klees warme Hand an meinen Wangen. Zart strich sie mir die Tränen aus dem Gesicht & nahm mich behutsam in den Arm.
Als ich am Morgen erwachte, war ihre Wärme verschwunden. Sonnenlicht brach in hellen Strahlen durch das Fensterglas. Die Türe zum Badezimmer war angelehnt & ich hörte die Dusche prasseln. Ich sah mich in der Wohnung um. Es musste irgend ein Hotel gewesen sein. Kein Telefon & auch kein Handy in Klees Kleidern auf dem Bett oder in ihrem Nachttisch. Die Fenster waren zwar weder vergittert, noch verriegelt, doch es musste mindestens der fünfte Stock gewesen sein.
Als Klee die Dusche abdrehte, beendete ich meine Suche nach einem Fluchtweg oder einem Anhaltspunkt & begab mich in die Küche. Mit einer Hand versuchte ich den Tisch zu decken, bis Klee in das Zimmer trat & mir mit einem flüchtigen Lächeln & nassen, verstrubbelten Haaren die Butterdose aus der Hand nahm.
Am Tisch saßen wir uns gegenüber & redeten kaum. Sie bestrich mir mein Brot, wie die braunhaarige Krankenschwesterschülerin auf der Unfallchirurgie & ich lächelte. Still. Nur innerlich & nur für mich.
“Schmeckt´s ?”, fragte sie irgendwann & ich nickte.
Dog ließ sich den Tag über nicht blicken. Ich hatte den Eindruck, dass dies Klee etwas verunsicherte. Gegen Abend sah sie immer öfter auf die Uhr & warf ab & an einen Blick aus dem Fenster.
Gab es Unklarheiten in der weiteren Vorgehensweise? Oder hatte die Polizei Dog gefasst?
Ich verfolgte den Sekundenzeiger der Wanduhr.
Tick, tick, tick…
Mit jeder Sekunde hätte das SEK die Wohnung stürmen können. Doch dann war der Sekundenzeiger schon wieder auf der Zwölf & eine neue Minute begann.
Klee öffnete das Fenster. Die Sonne war so gut wie vollständig untergegangen & nur noch ein paar orange & violette Streifen ließen ihre Existenz vermuten. Sie zog ein Päckchen Zigaretten aus der Hosentasche, drehte sich zu mir um & hielt mir die Packung auffordernd hin. Zögernd stand ich auf, lief zu ihr ans Fester & zog einen Glimmstängel aus der Schachtel.
“Normal rauche ich eigentlich nicht.”, sagte ich & Klee zündete mir die Zigarette an.
“Ich auch nicht.”
Ich musste husten. Klee grinste, nahm ebenfalls einen Zug & musste auch husten. Wir lachten, unterbrochen von dem Bedürfnis, zu husten & warfen die Tabakstängel schließlich nach nur zwei oder drei Zügen aus dem Fenster.
“Jetzt muss ich erstmal was trinken!”, krächzte Klee, “Du auch?” & sie holte uns zwei Gläser Wasser.
Ich lag noch lange wach. Zählte Klees Atemzüge im Mondlicht & wusste nicht, ob ich lächeln oder eher weinen sollte. Alles schien mir so unwirklich. Dieser Raum, diese Situation, die Zeit, die Nacht…
Nur Klee nicht. Klee war wirklich.
Ich lehnte mich gegen die Wand, meine Beine angewinkelt & betrachtete ihr Gesicht, das im Mondschein von Schatten umspielt neben mir lag, ihre linke Hand nah an der Wange. Erst jetzt fiel mir ein winziges Tatoo auf ihrem kleinen Finger auf. Der Sommermond offenbarte mir ein kleines Glückskleeblatt. Sie sah so unschuldig & verletzlich aus, wie sie dalag. Ich konnte selbst kaum glauben, in was sie hier mittendrin steckte. War sie nicht zu nett, um eine Rolle in einem Entführertrio zu spielen? Wie war es wohl dazu gekommen? & was würde sie tun, wenn ich einfach ein Messer aus der Küche holen & ihr an die Kehle halten würde?
“Über was denke ich eigentlich nach?!”, murmelte ich zu mir selbst & senkte den Kopf. Klee seufzte leise im Schlaf. Vorsichtig strich ich über das kleine Kleeblatt auf ihrem Finger.
Sonnenstrahlen kitzelten mich am nächsten Morgen wach. Ich drehte den Kopf von der Lichtquelle weg & blinzelte. Klee lag nicht mehr neben mir, nur noch ihre zerknitterte Bettdecke. Die Türe war einen Spalt offen & ich hörte Stimmen aus der Küche. Klees Stimme & die von Dog. Aber ich konnte nur ein paar Wortfetzen verstehen. Sie redeten aufgeregt miteinander, unterbrachen sich gegenseitig & sogar Klees ruhige Stimme klang aufgekratzt & lauter als sonst.
Plötzlich riss Dog die Tür zum Schlafzimmer auf, eine Rolle Klebeband in der Hand. Klee eilte ihm hinterher.
“Dog!”, rief sie & packte ihn am Ärmel, “Jetzt lang es! Lass mich das machen!”
Sie nahm ihm die Rolle aus der Hand & setzte sich zu mir an die Bettkante.
“Geh noch kurz ins Bad. In zehn Minuten fahren wir los.”
Dann wandte sie sich wieder an Dog: “Check schon mal aus, wir kommen gleich.”
“Mach aber hinne, Klee!”
Während ich die Zähne putzte, räumte Klee den Kühlschrank leer. Als ich aus dem Bad kam, streckte sie mir ein belegtes Brötchen entgegen & sagte: “Beeil dich!”
Anschließend verschwand sie im Bad & räumte dort alle Sachen in einen Beutel.
Ich konnte nur ein paar Bissen essen. Ein mulmiges Gefühl der Unruhe beschlagnahmte meinen Magen. Klee zog einen Stuhl zu meinem heran & setzte sich, das Klebeband in der Hand. Ihr Gesichtsausdruck war etwas bedrückt & ihr Blick durchdrang mich. Da warf Dog die Türe auf.
“Ey, Klee, fessle die Kleine endlich & komm!”
Er schulterte die Taschen, die sie gepackt hatte & sah nervös zu uns herüber. “Es tut mir leid!”, flüsterte Klee mir zu & fesselte mein Arme aneinander.
Wir fuhren wieder in dem Kleinbus mit den abgedunkelten Fensterscheiben. Klee saß hinten, neben mir & sah schweigend an mir vorbei zum Fenster heraus. Ich weiß nicht, wer von uns beiden aufgeregter war.
Die Fesseln schnitten ein. Es schmerzte. Klee schnitt sie aufmerksam mit ihrem Taschenmesser durch. Ich sah ihr in die grünen Augen & sie zwinkerte mir zu, hielt den Zeigefinger vor ihre Lippen. Ich sagte nichts. Sie strich mir entschuldigend & ganz vorsichtig über die rotten Druckstellen an meinem rechten Handgelenk. & da waren sie wieder, die salzigen Tränen wie Schleier in meinen Augen. Sie suchten sich einen Weg über eine Wangen & ich lehnte meinen Kopf an Klees Schulter, schloss die Augen.
Vielleicht vergingen nur zehn Minuten, vielleicht waren es jedoch 2 Stunden gewesen, als der Kleinbus anhielt. Ich öffnete die Augen. Wir standen mitten in einer großen, alten Fabrikhalle. Er öffnete die Schiebetüre. Klee stieg nach mir aus. Dog telefonierte mit dem Boss. Er lief zu einem der Fenster & wischte mit seinem zerschlissenen Jeansjackenärmel den Staub vom Glas. Nach kurzer Zeit legte er auf.
“Alles klar!”, rief er grinsend & streckte Klee den Daumen hoch, “Übermorgen haben wir die 15 Tausend auf dem Konto.”
Die Übergabe war also erfolgreich gewesen. Jedenfalls die des Geldes.
“& jetzt?”, verlieh Klee meinen Gedanken Worte, “Was machen wir mit ihr?”
Dog warf noch einen Blick aus dem dreckigen Fenster, bevor er ein paar Schritte auf Klee & mich zukam. Er fummelte hinter seinem Rücken, am Hosenbund herum & hatte plötzlich eine Pistole in der Hand.
“Nein!”, rief Klee entsetzt.
Ich stand einfach nur da, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn irgendetwas zu sagen.
“Wir können sie doch nicht einfach umbringen, Dog!”
Meine Knie begannen zu zittern.
“Klee, sie kennt unsere Gesichter! Hast du wirklich geglaubt, dass wir sie am Leben lassen können?”
Das Zittern flutete meinen ganzen Körper.
“Wie naiv du bist!”, er lachte gespielt auf.
“Ich habe gesagt, ich mache bei einer Entführung mit, nicht bei einem Mord! Von Aufpassen war die rede, ich sollte nur auf sie aufpassen! Sie zu erschießen gehört nicht zu meinem Job!”
“Deshalb erledige ich das ja auch & jetzt tritt zur Seite, sonst treffe ich noch dich!” Dog lud die Waffe durch, doch Klee, sie blieb einfach stehen. Ich ließ mich neben ihr auf die Knie fallen, umklammerte meinen zitternden Körper. Sie bückte sich zu mir hinunter.
“Tritt zur Seite!”, fuhr er sie an, “Dein Job ist zu Ende. Geh nach Hause & nimm´ deine Aufgabe nicht so ernst, auf sie aufzupassen! Keiner wird dir beweisen können, das du etwas damit zutun hast!”
“Oh, Dog! Darauf kommt es doch gar nicht an!”
Er zog die Augenbrauen zusammen, konnte ihren Worten offensichtlich nicht so ganz folgen.
“15 Tausend Euro sind dir ein Menschenleben wert?!”
“Klee, wir habe jetzt wirklich keine Zeit, uns darüber zu streiten! & nun geh´ endlich zur Seite!”
Er richtete drohend die Waffe auf uns.
“Lass uns sie einfach hier lassen & gehen!”, sagte sie etwas leiser.
“Die Kleine würde uns verraten! Wie viele Jahre bekommt man für solch eine Entführung?”
“Viel weniger als für Mord!”, fuhr sie ihn an & fügte in normalem Ton hinzu: “Sie wird uns nicht verraten.”
“Sei nicht so naiv!”
Klee stand auf und lief langsam auf Dog zu, der immer noch mit der Pistole auf uns zielte.
“Sie wird uns nicht verraten.”, wiederholte sie selbstsicher & streckte ihre Hand aus.
“Gib mir die Waffe!”, forderte sie Dog auf, “Gib mir die Waffe & lass uns einfach gehen!”
Zögernd senkte er den Arm. Doch dann stieß er Klee mit einem Ruck zur Seite & richtete die Pistole wieder auf mich. Ich kniff die Augen zu & im selben Moment fiel ein Schuss.
Ich dachte, es wäre vorbei, wartete auf den betäubenden Schmerz.
Aber ich spürte nichts.
Ein leeres Magazin fiel zu Boden. Ich öffnete die Augen.
“Verdammt!”, rief Dog.
Klee lag vor mir auf dem Boden. Sie atmete schwer, Schmerz kennzeichnete ihr Gesicht. Ich riss mich aus meiner Trance, stolperte zu ihr & nahm sie vorsichtig in den Arm.
“Klee! Klee!”, rief ich entsetzt, “Mach die Augen auf! Hörst du? Mach doch die Augen auf!”
Sirenen näherte sich. Der verwirrte Dog rannte zum Fenster.
“Oh, shit! Das auch noch!”, fluchte er, steckte die Waffe wieder ein & startete hastig den Wagen.
“Klee! Du musst wach bleiben! Hörst du, Klee?”
Sie öffnete die Augen & versuchte zu lächeln. Unter ihrem Köper breitete sich eine Blutlake aus.
“Es gibt noch so vieles, das ich dir sagen möchte! Du darfst jetzt nicht einfach sterben!”
Mir rannen erneut Tränen über die Wangen. Zitternd streckte sie die Hand nach meinem Gesicht aus & wischte sie fort.
“Schon… schon gut.”, flüsterte sie & Blut lief ihr dabei aus dem Mundwinkel, “Ich werde… nicht… sterben.”
Ich glaubte ihre Worte in jenem Moment. Ich glaubte so fest daran.
Heute weiß ich, dass Menschen Lügner sind.
Die Polizei passte Dog ab & nahm ihn fest. Der alte Kleinbus war aufgefallen, als wir durch die Stadt gefahren waren. Klee lag noch immer in meinen Armen, mit dem Bewusstsein ringend.
“Ich… ich wünschte wir… wir hätten uns… anders… kennen gelernt!”
Ich lächelte ihr unter Tränen zu.
“Das wünschte ich mir auch!”, flüsterte ich & sie schloss die Augen.
“Klee?… Klee! Kleeeee!”
Als der Notarzt eintraf, konnte er nichts mehr für sie tun. Klee war in meinen Armen gestorben & ich wollte es nicht begreifen.
“Mach doch die Augen auf! Du hast mir doch gesagt, dass du nicht sterben wirst! Klee… Warum?… Warum nur?!”
Ich hielt ihren warmen, leblosen Körper fest umschlungen, bis mich die Polizisten von ihr losrissen. Ich schrie & schlug um mich.
“Nein! Lasst mich los! Klee braucht mich!”
Der Notarzt spritzte mir ein starkes Beruhigungsmittel & sein Gesicht verschwamm vor meinen Augen. In mir schrie noch immer alles, doch mein Körper war so schwer, dass ich mich nicht von der Liege aufrichten konnte.
Gestern kam der Gips ab. Ich habe weißen & roten Klee zwischen den Efeu auf ihrem Grab gepflanzt & einen kleinen Topf mit Glücksklee vor das Holzkreuz gestellt.
Ich bin mir sicher, in jenem Moment hat Klee gelächelt.



copyright © by Jojoko. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.



comments


Mir kamen fast die Tränen....
Rainbow85 - 16.08.2006 14:57
wundeschön
hat mich berührt danke
pusteblume04 - 15.08.2006 22:43
wow
maara - 11.08.2006 07:30
schön ..
ladyPCD - 10.08.2006 17:35
Genial
Arcticcat - 07.08.2006 20:56

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