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von Shabnam
Wieder eine Verwandlung in ein Gesicht, das ich gefürchtet habe. In meiner Erinnerung bin ich noch heute erschrocken, wie als ich es damals sah. Und heute.
Wessen Gesicht ist es wohl?
Ich kenne es so gut, dass es mein eigenes sein kann. Aber was beschreiben, wenn es doch schon wieder fort ist und fremd wird. Es war ein hässliches Gesicht, abstoßend und verzerrt, als hätten starke Hände nach ihm gegriffen, um es wie eine Gummimaske in alle Richtungen zu ziehen. Zuletzt bliebe es kein eigenes Gesicht, nur das Werkzeug anderer.
Ständig ringe ich nach Worten und produziere entweder Floskeln oder antiquiertes. Wie kann es mir denn möglich sein zu schreiben, in dieser Zeit der vielen Worte engstirniger Menschen.
Direkt verweise ich auf was mich stört und fordere Veränderung. Mein Gesicht aber ruht wieder in seinem alten Zustand und freut sich seiner tiefeingelagerten Keramikmaske.
Es war nie anders gewesen. Es bleibt beim alten. Hier behalte ich das letzte Wort:
Tödlichsüß verbittert streiten düster bei Frau Holle: gut und böse,
mitgenesen sind sie beide an der Lüge:
ihre reingefärbten Bärte tragen fröhlich, gut und böse,
pflichtbeflissen schneidern männerlange Finger
kaschmirkissen und zerrissen beide Feinde in der Mitte
giergeleitet malten diese „Legitimen“ Flächenbreite
und schwarzweissten auf frauenkörperlichen Decken wahrheitsweite,
gut und böse, enggeflickt verlaufen beidsam törichtbrave
brauchbar ihre festen Bahnen – merke doch:
tiefgefallen sind die Böse und die Gute eins in eins
alles Körper einer Frau!
rissen eigne Stücke sich in Teile
gut und böse
beide projizierten eine Gute eine Böse:
Fleissig gut und bürgerlich
Hässlich faul und schwarzhaarig
Phantsien bleiben solche
ohne Macht zur Wirklichkeit
aber diese aber welche
Patriarche Gründlichkeit
Fest verankert in Kultur
Identitätsstiftende Sagen
Sage:
Deren Moralvorstellungen
Nicht unsere
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