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von jo1988
Es war wie immer am Abreisetag spät geworden. Zu lange hatten wir es gelassen einen Blick auf die Uhr zu werfen! Wir wollten schließlich die letzten gemeinsamen Stunden so gut wie es ging fröhlich miteinander verbringen. Fröhlich, ohne einen Gedanken an das Kommende und ohne Zeitdruck um dann jedoch wieder feststellen zu müssen, dass Eile erforderlich war. Dann war es vorbei mit dem gemütlichen kuscheln und den letzten schönen Momenten zu zweit bei ihr in der Wohnung. Dann hieß es schnell alle meine Sachen zusammenzusuchen, diese in dem Kofferraum ihres Autos zu verstauen, zu merken dass wieder die Hälfte vergessen wurde und noch im Auto zu klären dass dies nicht schlimm sei, weil ich ja ohnehin bald wiederkommen würde.
Auf den Straßen wurden rote Ampeln und langsame Autofahrer beschimpft und alles Erdenkliche getan um unsere Launen nicht schon jetzt ganz in den Keller rutschen zu lassen. Am Bahnhof angekommen suchten wir hektisch einen Parkplatz und rannten mit der schweren Tasche durch das Getümmel von Menschenmassen. Dieser Zeitdruck ist nicht ganz so übel meiner Meinung nach. Er lässt uns die kommenden Minuten in den Hinterkopf drängen. Doch auch dies gelingt nie, wenn wir erst das Gebäude betreten haben. Dann habe ich immer den Eindruck, dass es für alles zu spät ist, das ich das wichtigste in meinem Leben erneut für einen Monat verliere. In diesen Momenten komme ich mir hilflos vor, weiß nicht was ich tun- und wo ich sie noch berühren soll. Wie in einem Kurzfilm erinnere ich mich in dieser Situation an all die schönen Momente die wir wieder gemeinsam erlebt haben und mir schießen dumme Gedanken durch den Kopf. Gedanken die mich verrückt machen, die mir ein Angstgefühl aufdrängen, welches meinem Kopf sagt: “ Du musst sie jetzt nocheinmal in den Arm nehmen, denn wenn du dies nicht tust wirst du über die 4 Wochen vergessen wie es sich anfühlt mit deinen Armen ihren schmalen Körper zu umfassen.“ „ Du musst noch mal ihre große Nase küssen, mit ihr näseln und ihren Geruch einatmen. Ihren Geruch, der zum großen Teil durch ihr Haargel, mit welchem sie sich jeden Tag frisiert, bestimmt wird.
Auch dieses Mal kann ich nicht anders und fange an zu weinen als ich in ihre großen, braunen, mandelförmigen Augen schaue. Ich fühle mich schwach!
Vor allen Leuten in der Bahnhofshalle zu stehen und vollkommen leer zu sein, zu wissen dass ich gleich wieder allein bin, dieses Gefühl kenne ich nun schon seid 7 Monaten.
Heute hatten wir uns vorgenommen den Schmerz am Bahnsteig zu ersparen. Wir wollten uns schon in der Halle trennen um nicht schier zerrissen zu werden, wenn die Zugtüren sich schließen und wir uns nicht mehr berühren können, weil sich eine Glastür zwischen uns drängt. Dann ist es nicht mehr möglich den Zug aufzuhalten! Man fühlt sich unbeholfen und geschlagen! Dieses Gefühl hassen wir!
Leider ist es auch in der Halle nicht viel leichter für uns gewesen. Wie oft haben wir versucht auseinander zu gehen um der Anderen dann doch noch einmal entgegenzulaufen mit dem Wunsch einen letzten Kuss zu bekommen? Immer wieder wollte ich ihre schmalen Lippen auf meinen spüren, mit meiner Hand durch ihre kurzen dunklen Haare und über ihren Nacken streichen, mit meinen Fingern ihre Gesichtskonturen nachstreichen und Tränen abwischen oder einfach ein ich liebe dich in ihr Ohr flüstern. Doch irgendwann war sie dann wirklich nicht mehr da. Als ich mich auf der Rolltreppe umdrehte war sie verschwunden. Auch ich hatte versprochen mich nicht mehr umzudrehen, es jedoch nicht geschafft wie sie. Trotz der Menschenmassen war die Eingangshalle ohne sie leer!
Manchmal frage ich mich ob es sich lohnt die Schmerzen einer Fernbeziehung auszuhalten aber wenn ich vier Wochen nach dem Abschiedsschmerz wieder in ihre Augen schauen darf, weiß ich warum ich es immer wieder über mich ergehen lasse.
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so gehts mir auch
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genau so geht es mir auch immer. auch ich bin die person, die in den zug einsteigen muss...
viel glück dir weiterhin.
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