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Erstens kommt es anders, ... (Teil 6)

von Kiwiina


-6-

Alex:

„Was war das denn?!?“ ungläubig starrte mich Julia immer noch an, nachdem Noemi fluchtartig den Balkon verlassen hatte und an ihr vorbei gestürmt war.
„Ich .. oh man, verdammt ey ..“ Völlig fertig musste ich mich erst einmal auf den kalten Balkonboden setzen. Meine Beine waren immer noch zittrig und hätten bestimmt nachgegeben wäre ich noch eine Sekunde länger an dem Geländer gestanden.
Julia ging neben mir in die Hocke und sah mich eindringlich an.
„Und ich dachte immer Sam wäre hart drauf was die Frauen angeht, aber du, Alex?!“ Sie konnte sich ein riesiges Grinsen nicht verkneifen.
„Wie hast du das denn bitte angestellt? Ich hätte Noemi für sowas von Barbie Hetero gehalten.“ Fasziniert blickte sie durch einen Spalt des Geländers und nahm einen Schluck aus ihrem Becher, bevor sie mich wieder ansah und wohl zum ersten Mal bemerkte, dass irgendetwas so gar nicht zu stimmen schien.
„Alex? Ist alles in Ordnung mit dir?“ In ihrer Frage steckte etwas Aufmunternd- und Beruhigendes. „Ich verstehe nicht warum sie schon wieder einfach abgehauen ist...“ Unsicher blickte ich zu Julia rüber, die offensichtlich nicht verstand was hier gerade vor sich ging.
„Ich hatte wirklich das Gefühl, als ob ihr der Kuss genauso gefallen hätte wie mir .. was heißt gefallen … eigentlich eher bedeutet hat. Aber offenbar hab ich mich geirrt. Das war jetzt das dritte Mal, dass sie mich einfach stehen gelassen hat.“ … kurz hielt ich inne „Ich glaube ich habe mich da ganz schön in was verrannt..“
Julia legte ihren Arm um meine Schulter. Sie schien immer noch verwirrt. Schweigend kramte sie in ihrer Tasche nach ihrer Zigarettenpackung, steckte sich eine an, die sie mir zwischen die Finger schob, und befeuerte eine zweite, an der sie genüsslich zu ziehen begann. Ich nahm ebenfalls einen Zug. Offensichtlich wollte sie mir die Zeit geben um zu erzählen was ich zu sagen hatte bevor sie sich dazu äußerte. Mein Kopf klärte sich langsam, auch wenn meine Lippen immer noch von der Berührung Noemis Kusses brannten und prickelten. Ich hatte immer noch ihren Duft in der Nase und konnte immer noch ihre wunderschönen, tief blauen Augen vor mir sehen.
„Scheiße, Julia... ich glaub mich hats richtig erwischt!“ Entnervt lehnte ich meinen Kopf gegen die kühle Wand hinter mir und trank einen Schluck aus der Bierflasche die neben mir stand... oh … das hier war nicht meine. Das war Noemis Flasche. Nachdenklich strich ich mit meinem Daumen über das ausgefranste Etikett an dem sie vor noch wenigen Augenblicken nervös herum gekratzt hatte.
Unmerklich musste ich lächeln und nahm erneut einen Schluck aus der Flasche.. versuchte Noemi daran zu schmecken … leider vergeblich.
„Entschuldige“ meinte Julia plötzlich. „Das mit Sam war nicht so gemeint. Ich hab die Situation wohl irgendwie missverstanden.“ Sie lächelte mir aufmunternd zu.
„Ich kann dir leider nichts raten befürchte ich, auch wenn ich gerne würde. Ich kenne Noemi nicht.“ War es das jetzt? Verunsichert sah ich Julia an .. egal was sie jetzt sagte.. alles war besser als nichts. Das schien sie zu merken, also setzte sie nochmal an.
„Vielleicht steht sie ja auch auf Frauen...“ Ich warf ihr einen ungläubigen Blick zu „und wenn nicht unbedingt generell auf Frauen, dann ja doch wohl zumindest auf dich!“ setzte sie mahnend fort. „Außerdem ist Noemi nicht betrunken soweit ich weiß.. ich hab sie vielleicht zwei mal ihren Becher füllen sehen, also können wir es auch nicht darauf schieben...“ Ich musste Lächeln.. süß wie Julia da neben mir saß und wie eine Art Columbo, an ihrer Zigarette paffend, den Fall analysierte.
„Und nachdem ich sie ja wie gesagt nicht kenne, können wir also auch nicht mit Sicherheit sagen, dass all das nicht zutreffen würde.“ Sie sah mich an.
„Also?“ grinste ich sie an. „Bist du zu einer Schlussdiagnose gekommen?“

„Indeed!“ gab sie mit übertrieben britischem Akzent von sich und zwinkerte mir zu. „Du wirst sie wohl darauf ansprechen müssen.“
Ich rollte mit den Augen... „Tolle Idee... damit sie nochmal abhaut? Ich kann ihr doch nicht den ganzen Abend hinterher rennen.. ich komm mir so langsam echt dämlich dabei vor..“ Unsicher murmelte ich die Worte vor mich hin. Ich wusste doch selbst nicht was ich tun sollte.

„Tja, Alex, dann bleibt dir eigentlich nur Warten und Tee trinken übrig. Vielleicht braucht sie einfach ein bisschen Zeit bis sie selber weiß was sie eigentlich will.“ Sie stand auf und streckte mir ihre Hand entgegen, um mir aufzuhelfen.
„UND endlich einen mit mir zu Trinken und verdammt nochmal die Party hier zu crashen!“ Unfreiwillig breitete sich auf meinem Gesicht ein breites Grinsen aus. „Meine Fresse, Julia, du hast sowas von Recht!“ prustete ich ihr entgegen und ließ mich an ihrer Hand schwungvoll auf die Beine und zurück in das Brodelnde Wohnzimmer ziehen.
Als wir beide nebeneinander auf dem Teppich herum hüpften und zusammen die Songs mitsangen, die über Lautsprecher liefen, wurde mir zum ersten Mal wieder bewusst, warum ich überhaupt ursprünglich hergekommen war... immer dieser ganze Ärger mit den Frauen. Für die nächste Zeit wollte ich das alles erst einmal vergessen.
Julia warf ihren Arm um mich und fing an einen halbherzigen Cancan auf die Tanzfläche zu legen. Der Versuch mich allerdings ebenfalls dazu zu bewegen scheiterte kläglich, da ich bei diesem Anblick lauthals lachend neben ihr in die Knie gehen musste.
„Na also so will ich dich sehen!“ Grinste mich Julia an „und wenn ich mich dafür zum Affen machen muss.“
Ich lächelte sie dankbar an „Du bist einfach die Beste!“ Ich umarmte Julia, um mich bei ihr zu bedanken. Danach steuerten wir beide ein weiteres Mal den Wohnzimmertisch an. Als wir jedoch feststellen mussten, dass die ganzen Partygäste Katjas Alkoholvorrat bis auf einen winzigen Rest vernichtet hatten, schlug unsere Stimmung ein wenig um.
„NEIN!“ Julia starrte entsetzt auf die leere Tischplatte
„Und jetzt?“ Sie sah mich fragend an.
„Wollen wir noch weiter? So lange können wir wahrscheinlich eh nich mehr feiern bis sich die Nachbarn beschweren, oder?“
Ich ließ meinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Ganz offensichtlich waren doch schon einige gegangen, denn es fühlte sich nicht mehr so völlig überfüllt an, wie noch vor vielleicht einer Stunde. Kurz hatte ich Angst bei meiner Suche nach Katja, Noemi irgendwo ausmachen zu können. Allerdings war sie nirgends zu sehen. Ich sollte mich einfach ablenken.. was auch immer das vorhin mit uns beiden gewesen war, ich konnte im Moment nicht ändern was sie über das alles dachte. Ich wusste noch nicht einmal ob sie tatsächlich etwas dabei empfunden hatte oder ob sie einfach nur neugierig gewesen war.
Bei diesem Gedanken, fühlte ich einen kleinen Stich im Herz. Hatte ich mich wirklich dermaßen in ihr getäuscht? Hatte mir mein Kopf einfach nur einen Streich gespielt?

Als plötzlich die Musik verstummte und ich es über die Lautsprecher quietschen hörte, konnte ich Katja an der Karaokemaschine sehen, die wohl eine Art Durchsage machen wollte. Ich musste grinsen.. soooo groß war die verbliebende Partygesellschaft doch nun wirklich auch wieder nicht. Die Leute die noch um mich herumstanden, hatte wohl das schrille Geräusch verstummen lassen und mit einem Mal war es beinahe erschreckend still in der Wohnung.
„Leute hört mal, wir haben nen Anruf von unserem lieben Herrn Wohlfahrt unter uns bekommen. Wir sollen die Stampede und die unerträgliche Musik doch bitte wo anders hin verlegen oder wir werden den Polizeipartybus als nächste Gäste begrüßen dürfen.“
Gefolgt von einem lauten, enttäuschten „Naaaaw“ der Anwesenden sah ich Julia neben mir verdattert grinsen. „Als ob sie unsere Gedanken gelesen hätte.“ flüsterte sie mir zu.
„Außerdem is der Alkohol alle!“ fügte Julia dann lautstark in die Runde hinzu.
Nach der Aussage waren alle Partygäste mit einem Mal vollkommen unserer Meinung und fingen an ihre Sachen zusammen zu sammeln.
Katja kam auf Julia und mich zu. Sie hatte immer noch ihr schönstes Trunkenheits und Feierlaune Lächeln im Gesicht mit dem sie uns anstrahlte.

„Na, Mädels? Ihr seid doch sicher auch noch dabei oder? Lasst uns noch irgendwo hingehen und wenns nur die Kneipe nebenan is!“
Wie drei kleine Verschwörungstheoretiker grinsten wir uns verheißungsvoll an und begannen den gröbsten Müll noch kurz vom Boden zu sammeln, während sich das Wohnzimmer langsam leerte.

„Wir warten unten auf euch Mädels“, hörte ich Sam aus dem Flur rufen, bevor wir ebenfalls nach unseren Taschen und Schuhen griffen.
„Hey Leute, wo is denn meine Jacke?“ besorgt stellte ich fest, dass niemand mehr außer uns dreien in der Wohnung war und meine Jacke fehlte.
„Ähm Alex? Ich glaube wir beide wissen wer deine Jacke hat...“ Julia sah mich vielsagend an... Noemi.
Es traf mich wie ein Blitz .. gab es denn gar keine Möglichkeit nicht mehr an das hübsche Mädchen zu denken, zumindest für die nächsten paar Stunden?

Aus irgendeinem Grund wurde ich wütend... ich hatte mir doch gesagt Noemi nicht mehr hinterher laufen zu wollen und jetzt musste ich ihr auch noch wegen meinen eigenen Sachen nachrennen? Ich hatte absolut keine Lust darauf aber mein Perso war in der verdammten Jacke... ohne den würde es mir schwer fallen ohne Probleme in den nächsten Club zu kommen.

„Nimm erst mal die hier.“ Katja hielt mir eine dicke graue Strickjacke mit plüschigem Kaputzeninneren entgegen. „Den hab ich zumindest noch nie gesehen. Vielleicht hat ja eine von den Mädels unten aus Versehen deine Jacke genommen und die hier liegen lassen.“
Widerwillig streifte ich mir die Jacke über. Sie war mir ein wenig zu klein, also ließ ich die Knöpfe offen und warf meinen Schal über, den ich kurz angebunden aus meiner Umhängetasche zerrte.
Ich hatte nicht vor mir meine gute Laune kaputt machen zu lassen, jetzt wo sie endlich wieder auf dem Vormarsch war. Ich hoffte einfach nur, dass Noemi irgendwo unten bei den Anderen stand und auf uns wartete. Ach .. und selbst wenn nicht, Julia könnte morgen einfach die Jacke bei mir abgeben und selbst ohne Ausweis würde ich zumindest in die nächste Bar kommen. In unserer Stammkneipe kannten sie uns ja gut genug.
Ein wenig beruhgter, machten wir das Licht aus und verließen die Wohnung. Katja sperrte hinter uns ab, bevor ich ihr und Julia die Treppen hinunter folgte.

Als uns draußen die frische und mittlerweile eisige Nachtluft entgegenschlug, fühlte sich mein Kopf viel klarer an. Nüchterte ich hier gerade aus, oder war ich endlich wieder dazu in der Lage halbwegs vernünftig zu denken? Meine Gedanken waren endlich wieder von etwas anderem als dem hübschen blonden Mädchen eingenommen, und auch wenn ich es mir vielleicht anders wünschen würde, so würde ich gefälligst trotzdem auch ohne sie einen schönen restlichen Abend genießen!

Ich sah mich leicht widerwillig in der Menge um. In der Traube die um uns herum stand, konnte ich Noemi, zumindest in diesem Moment, nicht erkennen.
Mein Herzschlag beruhigte sich immer mehr. Beinahe gelassen verabschiedete ich mich von den Mädchen, die wohl lieber nach Hause und nicht mehr mit uns weiter ziehen wollten.
Als sich der, um einiges kleinere Trupp in Bewegung setzte, konnte ich Noemi immer noch nicht sehen... wahrscheinlich war sie doch schon nach Hause gegangen. Egal .. die Jacke war mollig warm und das muntere Geschnatter von Julia neben mir brachten mich abermals auf andere Gedanken.
Als ich ihr von meinem fehlenden Perso erzählte, zuckte sie nur entspannt mit den Schultern. „Dann halt das Mélo.“
Wir verabschiedeten uns von ein paar weiteren Mädchen, die an der nächsten Ecke abbogen und waren mit einem Mal nur noch zu fünft. Julia, Katja, ein kleines Mädchen mit kurzen blonden Haaren und Hamsterbäckchen, das Katja an der Hand hinter sich her zog und ein ebenfalls kleineres, zierliches schwarzhaariges Mädchen mit Knopfaugen und lockiger Strubbelfrisur.
Als wir um die Ecke bogen, konnten wir bereits die flackernden Leuchtbuchstaben des Mélos über einer dunklen Holztüre erkennen.
Das Mélo war unsere Stammkneipe. Wir hatten uns damals, als Katja frisch in die Gegend gezogen war eines Abends in den kleinen, in einem Keller gelegenen Laden verirrt, als wir vor einem mächtigen Regenschauer geflohen waren. Als wir jedoch neben dem Kicker an der Bar, im Hinterzimmer eine zusätzliche kleine Tanzfläche mit großartiger 90er Jahre Musik in der Playlist ausgemacht hatten, waren wir schlagartig zu Vollblutfans des kleinen Schuppens mutiert. Heute lief zwischen die alten Popsongs gemischt auch aktuelleres aus den Charts, da ich Julia schon von unten „I´m sexy and I know it!!“ gröhlen hörte, bevor ich überhaupt über die Treppen nach unten gestiegen war.
Die Wände waren in einem schmutzigen, dunklen Rot gestrichen und die matte grünliche und orangene Beleuchtung tauchten den Laden in ein wohliges Farbgmisch. Da der Tanzraum im Nebenzimmer lag, konnte man sich sogar in einer angenehmen Lautstärke unterhalten wenn man an der Bar oder einem der kleinen Nebentische platznahm. Heute war es unglaublich voll. Eine größere Gruppe junger Männer an der Bar, blickten interressiert auf, als wir zu fünft angeheitert und lautstark durch die Tür marschierten.
Wir setzten uns an den letzten kleinen Tisch rechts neben dem Eingang, der noch frei war, und bestellten eine runde Bier, bevor wir uns unserer Mäntel entledigten und uns gegenseitig zuprosteten. Nachdem wir den ersten Schluck getrunken hatten, stellte ich mich den beiden Mädchen vor, die noch zu uns gestoßen waren. Die kleine blonde Kurzhaarige hieß Isi, während sich die schwarzhaarige mit den Knopfaugen als Nicki vorstellte.
Katja erzählte kurz einen Schwank aus Ihrer Regenbogenwelt, wie es zu der Bekanntschaft mit den beiden gekommen war, doch so richtig aufpassen konnte ich irgendwie nicht. Ich nippte erneut an meinem Bier und warf einen Blick zur Tür, so als würde ich erwarten jemanden eintreten zu sehen. Wo zum Teufel war Noemi eigentlich abgeblieben? Ich machte mir ein wenig Sorgen .. Sie war neu in der Stadt und kannte sich hier kaum aus. Wir hatten uns auch nicht verabschiedet, also wo war sie hingegangen?
Julia, die neben mir saß, sah mich besorgt an.
„Alles ok bei dir?“
„Kannst du mir den Gefallen tun und Noemi mal kurz schreiben ob bei ihr alles in Ordnung ist? Ich weiß, dass ich eigentlich nicht mehr darüber nachdenken wollte aber... irgendwie mach ich mir ein bisschen Sorgen.“ Julia wirkte kein Bisschen vorwurfsvoll... im Gegenteil sie nickte zustimmend „Gute Idee...“
Die gute alte Julia... auf ihr Pflichtbewusstsein konnte man sich einfach immer verlassen.
Sie tippte etwas in ihr Handy und legte es auf den Tisch um zu sehen, falls es klingeln sollte.
Am liebsten hätte ich Noemi angerufen... ihre Stimme gehört, um sicher gehen zu können, dass es ihr auch wirklich gut ging. All das am besten gleich sofort und nicht erst dann wenn sie vielleicht das nächste mal auf ihr Handy schaute und Lust hatte zurück zu schreiben. Ein seltsames Gefühl aus Sehnsucht und Missmut mischten sich in meinem Bauch zusammen und verleiteten mich dazu immer größere Schlucke aus meinem Glas zu nehmen.

„Hey Leute, Lust zu Kickern?“ die kleine Knopfäugige Nicki war aufgesprungen und sah uns mit ihren knuffigen, weit aufgerissenen Augen erwartungsvoll an. Ich lächelte.. „Perfekt!“ strahlte ich ihr entgegen... ein paar Bälle durch die Gegend zu knallen würde mir bestimmt dabei helfen mich wieder ablenken zu können.
Während Nicki auf den gerade frei gewordenen Kicker zustürmte um ihn in Beschlag zu nehmen, wandte ich mich an die anderen.
„Wer spielt mit mir im Team?“ Herausfordernd starrte ich die übrigen drei an.
Als sich Katja auf meine Seite, und die beiden neuen Mädels als entgegengesetztes Team positioniert hatten, ging es los. Unter großem Gekreische, Fluchen und Lachen, ballerten wir uns gegenseitig die kleinen Plastikkugeln um die Ohren.
Von dem Platz am Kicker aus, konnte ich sehen, wie voll die kleine Tanzfläche im Nebenraum war. Auf ihr wuselten sich heiter angetrunkene Menschen, rieben sich aneinander und flirteten was das Zeug hielt. Ich musste schwer schlucken. Erinnerte mich daran wie sich Noemis Körper an meinem angefühlt hatte....
„YEEESSS!!!“ Nicki schrie freudig auf.
Verdammt... meine kleine Unachtsamkeit hatte Katja und mir den Sieg gekostet.
Ich gratulierte Nicki und Isi mit einer Runde Jägermeister, die ich von der Bar für alle besorgte, bevor wir uns wieder an dem kleinen Tisch in der Ecke versammelten und anstießen.
Der Schnaps brannte sich seinen Weg durch meine Speiseröhre und ließ mich kurz Husten. Ich hatte genug davon hier tatenlos rumzustehen. Ich versicherte mich kurz ob alle meine Wertsachen in meiner kleinen Umhängetasche verstaut waren, bevor ich mit einem gierigen Zug mein Bierglas leerte und die anderen zum Tanzen zu motivierten versuchte.
Julia blieb noch kurz sitzen, während mich Katja schon begeistert hinter sich auf die Tanzfläche in den Nebenraum zog.
Der schwere Bass Beat der mich plötzlich durchströmte und die Tanzfläche zum vibrieren brachte, ließen meine Füße sich wie von selbst im Rhythmus bewegen und versetzten meinen Körper in Schwingung. Nicki und Isi die neben mir Tanzten stachelten mich zusätzlich an. Katja begann voller Inbrunst zu dem Lied zu performen und bevor wir es uns versahen, sangen wir gemeinsam die Lieder mit und drehten uns im Rausch der Musik.

Ich schloss die Augen und ließ meine Gedanken fliegen. Ich fühlte meine Füße nicht mehr. Sie bewegten sich wie von selbst und der Alkohol, den wir fleißig konsumiert hatten, machte sich endlich bemerkbar und ließ mich beinahe schwerelos auf der Tanzfläche dahin gleiten.

Plötzlich spürte ich ein paar Hände, die sich von hinten sanft um meine Hüften schlangen … meinen Bewegungen folgten und den Körper hinter mir, sich meinem anpassen. Ich ließ unbeschwert meine Taille kreisen, meine Augen immer noch geschlossen. Atmete in tiefen Zügen ein und aus während ich immer mehr der Musik verfiel. Als ich die Wärme des Körpers spürte, der sich von hinten an mich schmiegte, fühlte ich eine seltsame Art der Erregung in mir aufkommen. Katja war wohl ganz schön betrunken... das war doch Katja, die da mit mir tanzte, oder nicht? Als ich meine Augen zuletzt geöffnet hatte, war sie es zumindest gewesen, die hinter mir gestanden hatte. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit.
Mit einem sanften Ruck brachte mich die Person hinter mir mich dazu mich zu ihr umzudrehen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich ein Paar dunkelblauer Augen aufblitzen die von langen blonden Strähnen umrahmt wurden, bevor ich ein warmes, sanftes Gefühl auf meinen Lippen spürte. Ich schloss die Augen.. konnte nicht glauben, dass das hier real und kein Traum war. Meine Hände griffen wie von selbst nach ihr ... streichelten über ihren Rücken, ihre schmalen Schultern und ihren Hals, während meine Taille ein wenig fester von zierlichen Händen umgriffen und mein Körper an den des hübschen Mädchens herangezogen wurde. Wir bewegten uns wie eine Einheit in Wogen zu dem Rhythmus der durch unsere Körper peitschte. Mein Herzschlag hatte nun fast die Frequenz des schnellen Basses der unter unseren Füßen hämmerte. Ich spürte ihren warmen Atem. Ihre weiche Haut, und Lippen, die sich immer mehr an mein Gesicht schmiegten. Als sie meinen Hals passierten, wurde mir schwindelig und meine Knie drohten nachzugeben, doch anstatt von mir abzulassen, konnte ich erneut ein Paar von vor Aufregung brennender Küsse auf meinem Mund spüren.
Völlig außer Atem und beinahe machtlos öffnete ich endlich die Augen einen Spalt weit und sah in Noemis wunderschöne Augen, die mir zärtlich entgegen funkelten.
Erst jetzt bemerkte ich, dass die meisten Männer, die um uns herum standen, ihr Tanzen unterbrochen und uns beide wohl für die letzten paar Minuten beobachtet hatten. Verlegen huschte mir ein unsicheres Grinsen übers Gesicht, bevor ich es zum ersten Mal wagte aufblicken.

Noemi, die mir immr noch gegenüber stand und ihre Hände um meine Hüften geklammert hielt, lächelte mich an.
„Was war das denn?“ Beinahe entgeistert blickte ich den funkelnden, blauen Augen fragend entgegen. „noch ein letzter Kuss bevor du wieder das Weite suchst?“
Noemi schaute nun ebenfalls verlegen zu Boden.
„Es tut mir wirklich Leid....“ antwortete sie mir endlich. „Das wird aber nicht mehr vorkommen, verprochen!“
Ich wusste nicht was ich von der Situation halten sollte... am liebsten hätte ich sie erneut geküsst, aber mein leicht verletzter Stolz machte mir einen Strich durch die Rechnung. Noemi schien zu merken, dass ich verunsichert war.
„Wollen wir kurz nach draußen gehen? Du kannst deine Jacke auch wieder zurück haben, wenn du möchtest.“ Sie zwinkerte mir zu, versucht die Situation aufzulockern.
Kurz blickte ich mich um. Die Jungs um uns herum starrten uns immer noch neugierig an. Die Entscheidung den Laden für einen kurzen Moment zu verlassen war wohl keine allzu schlechte Idee. Ich nickte Noemi also zu und ging voraus. Als ich mich seitlich gestellt durch die dichte Menge wühlte, fühlte ich ihre Hand auf einmal in meiner. Das Kribbeln das sich von der Berührung in meinem Körper ausbreitete ließ mich abermals alles in Frage stellen, was mir bis vor wenigen Minuten noch durch den Kopf gegangen war... Das was ich jetzt endlich brauchte, war Klarheit. Ich musste endlich wissen was hier eigentlich los war und dieses Mal würde ich es nicht zulassen, dass Noemi noch einmal vor mir davon lief.



copyright © by Kiwiina. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.



comments


Wie geht es zwischen Alex und Noemi weiter?
mrsspucky - 17.01.2016 14:46
KOMPLIMENT
Inday - 23.12.2015 00:35
Noch ein bisschen Geduld! ;)
Kiwiina - 02.12.2015 21:17
Hammerhart
Hammerhart wie du schreibst! Ich habe soeben Teil 1-6 mit einer riesigen Begeisterung gelesen. Respekt, weiter so!!! ...würde gerne noch mehr davon lesen!
sunshine1981w - 29.11.2015 21:58
Du schreibst großartig - bitte mehr davon. :)
Angmar - 09.11.2015 21:34

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