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Einmal gin der Wind so übers Land

von Regentrude


Einmal ging der Wind so übers Land und sah einen Apfelbaum, den er dort fand.
Da sprach der Wind zum Apfelbaum, warum zittern deine Blätter so?
Da sprach der Apfelbaum zum Winde, mir friert an meiner Rinde!
Der Wind nahm sich zurück und kein Hauch umgab die Blätter mehr.
Doch des Apfelbaumes Laub, trieb hin und her.
Dabei bin ich doch nur der Sommerwind und nicht so kalt wies meine Brüder sind.
Es liegt auch nicht an deinem Sommerstück, mir fehlt nur meines Rindes Glück.
Der Wind umsah sich dieser Gegend und überall wo sein Blick hinfiel, fand er saftig grünes Gras und Wuchs in allen Bäumen.
Da sprach der Wind zum Apfelbaum, bald werden Früchte deine Krone säumen.
Da klagte der Apfelbaum dem Winde, wie soll ich Früchte tragen wenn ich keine Knospen habe.
Aber was fehlt an deiner Rinde dir? Du bist gut gewachsen hier!
Dann schau an meinem Stamm herunter, dort wo meine Narben sind,
sprach der Apfelbaum zum Wind.
Der Wind wollt schnell weiterziehen durch das heiße Land und
Suchte bald die Narbe des Baumes, die er fand.
Mit einem Male stand das Land in Regengüssen
Und des Windes Cousin, der Augustregen, lies ihn grüßen.
Mein lieber Sommerregen, stell dich doch hier mit ein, im nu
Und hör der Geschichte des Apfelbaumes zu.
Der Regen setzte sein leisestes Nieseln an,
damit der Apfelbaum weitererzählen kann.
In der Rinde des Baumes klaffte ein Herzgroßes Stück
Hier lag es einstmals und nun fehlt es mir, mein Glück.
Aber wer hat es dir genommen? fragte der Regen geschwind
Und wer war denn dein Glück? fragte der Wind.
Zwei Herzen zogen mich aus einem zarten Apfelkern
Sie saßen oft unter meinen Zweigen und erzählten gern.
Der Wind vergaß alsbald bei der Geschichte sein Spiel
Und auch der Regen tat nicht mehr viel.
Beide lauschten dem trauernden Apfelbaum
Und so war’s windstill und regnete kaum.
Der Regen sprach, Erzähl uns mehr von diesen grausamen Herzen!
Der Wind setzte ein, Erzähl uns mehr von deinen Schmerzen!
Wieder ging ein zittern durch des Apfelbaumes Laub
Ich erzähle euch von meiner Rindes Raub.
Es waren zwei Herzen, einander so zugetan, wie die Rinde an meiner Haut
Sie hatten sich bei meiner ersten Blüte, ihre Seelen einander anvertraut.
In jedem Jahr erkannt ich ihre Liebe aus des Winters Schmelze neu
Sie verbargens nicht, ihrer Liebe waren sie nie Scheu.
Sie stärkten einander was andre sie schwächten
Ihre Tränen hör ich heut noch in den Nächten.
Zuerst stand ich noch in ihrem Zimmer
Ich glaubte ich würde bei ihnen bleiben, für immer.
Eines Tages, meine Rinde war noch nicht fest und meine Knospen noch kaum zu erahnen,
da pflanzten sie mich, nicht weit von ihnen, in diesen grünen Rahmen.
Ihr Haus stand gleich dort bei des Hügels Fuße,
jeden Morgen im Frühling schickte ich ihnen einen Blütengruße.
Sie saßen oft an meinem Stamm und erzählten von ihren Ängsten und Sorgen
Sie wärmten einander und sprachen zumeist bis zum nächsten Morgen.
Dann lies ich meine Äste um sie weiden, damit kein Nachtwind sie erfriere
Und bat die Nachtigall in meinen Zweigen um ihr schönstes Lied, damit sie musiziere.
Sie lauschten dann mit ihren Herzen an meiner Rinde und ich spürte jeden Schlag
Und lauschte dem Klang ihrer Melodie bis zum nächsten Tag.
Die Sommertage waren die schönsten, trug meinen Blättern auf über sie zu wachen
Und empfing damit so manchen herzliches Lachen.
Der Regen verstummte nun und lauschte gespannter als zuvor
Auch der Wind hörte auf des Apfelbaumes Blätterchor.
Eines Tages kamen sie und schnitzen ihre Namen in meine Rinde
Welch Grausamkeit so sprach der Winde.
Oh nein, ich nahm diesen Schmerz so gern in Kauf
Denn nun schrieben sie ihre Liebe auch mir auf.
Ich schenkte ihnen meine süßesten Früchte und mein schönstes Laub
Aber woher dann deiner Rinde Raub?
Die Tage verliefen so lang ins Land und meine Krone erhob sich über diesen Hügel
Da sprach die eine zu der anderen, mir wachsen Flügel.
Sie musste fort, weit weg von uns zweien
Sie wollte sich suchen in neuen Reihen.
Die andere sprach, geh und find was du zu suchen begehrst
Vegiss mich nich, auf das du bald wiederkehrst.
Beide trennten einander und der Abschied fiel schwer unter meinen Zweigen.
Sie wollten sich nicht trennen und doch ging die eine in ihren eigenen Reigen.
Nun war ich verlassen allein zu zweit und an meiner Wurzel weinte sie so manche Nacht
Sie strich über die Namen in meiner Rinde und schlummerte dann ein, ganz sacht.
Es vergingen Monate der Zeit als unser Herz dann wiederkam
Soviel reicher an Erfahrung und dennoch liebesarm.
In den Sommernächten konnte ich lauschen,
ihrem begierigen Liebesrauschen.
Die Zeit der Einsamkeit holte uns bald wieder ein
Und die ein kehrte zurück in die Fremde, in ihr neues Heim.
Sie ließ uns zurück und bittere Tränen tränkten mein Wurzeln aufs Neue
Aus so zarter Liebe wurde ein grausames Spiel mit Untreue.
Meine Blätter hörten es und ich fühlte es in meinen Trieben
fremdes Lachen und fremdes Lieben!
Meine Herzen waren weit fort,
die eine hier, die andere dort.
Sie übten sich darin einander zu verletzen,
einander die Liebe aus dem Herz zu hetzen.
Und mir welkten vor Trauer die Blätter schon in Sommertagen
Meine Zweige wollten keine Nester mehr tragen!
Meine Früchte schmeckten schon lange nur nach Salz und niemand wollte sie essen
Nun schienen sich meine Liebenden selbst zu vergessen.
Aber an dem Hügel von dem du sprichst, lieber Apfelbaum, da steht kein Haus
Dabei kehr ich, so sprach der Sommerwind, hier schon eine Ewigkeit ein und aus.
Ja ich weiß und weißt du was nun dort steht lieber wind?
Mir schien als ob dort Ruinen und Gräber sind.
Der Baum erschauderte bei dem letzten Wort
Wahrlich, sie liegen dort.
Vor lauter Kummer brach mir das eine Herz und sie hing sich an meinen Ästen auf
Ihre traurige Seele stieg von meiner Krone zum Himmel hinauf.
Mein Jammern und Klagen überfuhr jedes Land
Bis meine kleine Geliebte sie fand.
Sie schnitt sie aus meinen Zweigen heraus und küsste ihre kalten Lippen
Mir schien als würde sie an der Traurigkeit selbst nippen.
Sie riss mit Wut in ihrem Herzen und Tränen im Gesicht mir dies fehlende Stück aus meiner Haut.
Sie riss nicht nur ihre Namen, nein, sie riss die Liebe heraus, die sie mir anvertraut.
Alsbald legte sie ihr Ohr auf der Liebsten totes Herz und lies den Tod ihr Leben pfänden.
Sie waren wieder vereint, ihre Seelen, mit meiner Rinde in der Toten Händen.
Man begrub sie an ihrem Haus, am Fuße dieses Hügels dort.
Meine Wurzeln reichen schon lang bis zu jenem Ort.
Kein Stein oder Denkmal sonst säumt ihre letzte Ruhestätte
Kein Goldverzierter Granit wie man ihn nur als Sterblicher hätte.
Nein, sie haben weder das eine noch das andere, sie sind Ewig nun
Weil sie unter meiner Rinde ruhn.
Die Nacht brach ein und der Regen sowie der Wind mussten weiter übers Land
Sie verabschiedeten sich vom Baume zum nächsten Tag, wo man ihn aber nie wieder fand.

















copyright © by Regentrude. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.





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