von CupOfTea
EISBLAU
Warum es gerade sie war, die ich anstarrte wie vom Blitz getroffen?
Ich weiss es nicht.
Vielleicht, weil sie es war, die mein Denken aussetzen liess, die mich soweit forttrug von Zeit und Raum, die meinen Blick einfing.
Und doch, ich kann es nicht sagen.
Ich weiss nur, dass sie mich alles vergessen liess, es gab nur noch mich undsie in einem riesigen Universum, in dem weder Zeit, noch Raum, noch andereMenschen wichtig erschienen.
Nur wir beide.
Sobald ich sie sah, an sie dachte, schien mein Herz Luftsprünge zu machenund gleichzeitig zu zerbersten.
Ich starb jedes Mal, wenn ich sie entdeckte und erstand wie ein Phönix ausder Asche wieder.
Ich hasste sie, und ich liebte sie.
Liebte sie so sehr, dass ich sie schon hassen musste.
Verzweifelt hielt ich mich an ihr fest, anfangs mit Blicken, die sieirgendwann erwiderte, später mit Worten, und schliesslich mit Händen, mitAllem von mir.
Mit meiner ganzen Seele.
Wir stritten uns, liebten uns, redeten nächtelang.
Ich war glücklich, wenn sie bei mir war, wenn sie mich mit ihren eisblauenAugen ansah, die so warm schimmerten, wenn sie mich umarmte, oder in derMenge erblickte.
Nie habe ich sie anders erlebt.
Immer war sie die Ruhige, Bedachte gewesen, die grundsätzlich alles ruhigund sanft angehen liess.
Bis heute habe ich sie noch nie so erlebt...
Ihre Unruhe, als sie nach 3 Vanille Cappucino endlich auftauchte, übertrugsich sofort auf mich.
Ich stellte die Tasse, aus der ich hatte trinken wollen, mit einem leichtenZittern wieder hin.
Was hatte sie vor?
Sie hatte mich hierherbestellt, kam zu spät, und sagte nichts.
Verschränkte ihre Hände und starrte mich an, und dann wieder den Tisch.
Wortlos. Schweigend.
Bestellte nichts.
Starrte mich aus ihre eisblauen Augen, durch ein paar Strähnen ihresschwarzen Haares an.
Schwieg.
Und dann nach einer Ewigkeit, redete sie.
Liess Woirte wie Regen auf mich niederprasseln, ertränkte mich in einer Flutaus Worten.
Ich sass da... und schwieg.
Versuchte gar nicht erst sie zu unterbrechen.
Konnte es nicht glauben, versuchte zu verstehen.
Sie sass da und sah mich an.
Fragend, nach einer Antwort suchend.
Aber ich konnte nichts sagen, würde nichts sagen.
Senkte den Blick und starrte in meiner noch vollen Tasse, mein Spiegelbildan.
Ich hätte es wissen müssen.
Die ganze Zeit.
Sie würde nicht ewig dableiben.
Sagte, dass sie jemand anderen gefunden hätte, dass sie mich nicht mehrliebt.
Oder etwa nie geliebt hatte?
Ich griff nach meiner Tasse. Sie war schon kalt.
Kein Rettungsring mehr, der mich vor dem Ertrinken in einer Flut aus Wortenbewahren könnte.
Kalt...
So wie ihre Augen jetzt waren.
Als ich den Kopf hob um sie zu fragen, ob sie mich je geliebt hatte, war ihrPlatz leer.
Sie war gegangen.
Endgültig.
Ich senkte den Kopf wieder. Klammerte mich an die kalte Tasse.
Mein Spiegelbild verschwamm vor meinen Augen.
Nie wieder ihr Lachen, der Warme Blick, wenn sie mich angesehen hatte, ihreHände die nach meinen griffen.
Aus dem warmen Sommertag war Nacht geworden, bis ich aufstand und zwei volleTassen und das Geld für 4 Cappucino hinter mir zurückliess.
Das eisblaue Schimmern der Nacht und die Kälte griffen nach meinem Herz undumfingen mich, als ich der Einsamkeit entgegen ging.
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