Die Nachbarin

von pierke


Tabea lag auf der Couch, ihren Kater „Tyson“ fest im Arm. Sie hatte die Grippe und fühlte sich einsam. Einsam, weil ihr Ehemann seit 6 Wochen ein Studium in seinem Heimatland begonnen hatte. Er studierte in New York City für 2 Jahre, dann sollte Tabea ihm in die Staaten folgen. Seit Jason in den Staaten war, fiel Tabea in ein tiefes Loch. Sie ging nicht mehr aus, sie hatte Angst, in ihrer Einsamkeit einem anderen Mann zu begegnen und vielleicht auf eventuelle Annäherungsversuche hereinzufallen. Sie ging nur noch zur Arbeit und dann wieder nach Hause.

Es klingelte. Als Tabea öffnete, stand der Paketdienst vor der Tür: „Guten Tag Frau McKenzie, ich habe ein Paket für ihre Nachbarin. Sie ist aber nicht zu Hause. Würden Sie es in Empfang nehmen?“ Sie nahm das Paket. „Aha!“ dachte sie „das Paket ist doch für die Nachbarin, die angeblich lesbisch ist!“ Sie wohnte erst ein paar Monate in diesem Haus, hatte aber schon erfahren, dass Frau Anderson lesbisch sei. Sie schreib auf einen Zettel, dass sie das Paket in Empfang genommen hatte, und warf den Zettel bei Frau Anderson ein.

Gegen Abend klingelte es, Frau Anderson wollte ihr Paket abholen. Tabea fiel auf, wie gut diese Frau aussah: Maskuline Erscheinung mit femininem Zügen. Groß, breitschultrig, dunkle kurze zurückgegelte Haare, stahlblaue Augen, die freundlich durch eine silberen Brille strahlten. Sie war leicht geschminkt und trug schwarze Kleidung. „Mensch, Frau McKnezie, danke, dass sie mein Paket angenommen haben. Ohne sie müßte ich jetzt zur Post fahren!“ Ihre Stimme war einfach wunderbar, sie klang wie ein Engel, hatte ein wunderschönes Lachen. „Gern geschehen!“ Nach einigen Floskeln einigten sich Beide darauf sich zu duzen. „Ich bin Karina!“ „Ich bin Tabea!“ Karina erfuhr von Tabeas Einsamkeit. Sie sagte zu ihr: „Du weißt doch, ich habe einen Hund, die Sarah. Ich mache jetzt einen langen Spaziergang. Möchtest du mit gehen?“ Von diesem Tag an gingen die beiden Nachbarinnen täglich mit dem Hund spazieren, morgens fuhr Karina Tabea oft zum Bahnhof, wenn Karina Kuchen backte, bekam Tabea das erste Stück. Zwischen beiden Frauen entwickelte sich eine tiefe liebevolle Freundschaft.

Es wurde Winter, Tabea reiste zu ihren Mann in die USA. Weihnachten konnte sie nicht so ganz genießen, ihe fehlte Karina, warum wußte sie selbst nicht.

Im Februar ging es Tabea immer schlechter. Ständig mußte sie an Karina denken. Eines Tages hatte sie Besuch von ihrer besten Freundin Lara. Sie zeigte Lara einen kurzen engen Rock und ein weitausgeschnittes Oberteil: „Schau mal, Lara, das ziehe ich nächste Woche an. Karina, ein paar Leute aus dem Haus hier und ich gehen essen!“ „Hm, du kaufst dir so einen heißen Rock, bloß, weil du mit Karina essen gehst?“ „Warum nicht?“ fragte Tabea und wurde leicht rot. Schnell ging sie in die Küche, sie wollte Spaghetti für sich und Lara kochen. „Sag mal, Tabby“ begann Lara vorsichtig „Kann es sein, dass du in Karina verliebt bist???“ Tabea ließ den Topf mit den Nudeln auf die Küchenfliesen knallen, ihre Augen weiteten sich vor Schreck: ihre beste Freundin hatte soeben ausgesprochen,was Tabea immer verdrängte. Weinend sagte sie: „ Ich weiß auch nicht, was los ist, ich muß ständig an sie denken. Dabei liebe ich doch Jason, ich gehöre doch zu ihm.“ Lara nahm sie tröstend in den Arm. „Rede mit ihr. Ich beobachte euch schon lange, sobald die eine die andere sieht, leuchten eure Augen. Du mußt mit ihr reden!“

Am Sonntag sollte es soweit sein. Tabea überlegte fieberhaft, wei sie anfangen sollte Karina zu erklären, dass sie sich wohl in sie verliebt hatte. Plötzlich klingelte es an der Tür.....