von silly1967
Und an Phillip kam sie auch nie wirklich heran, wenn sie auch noch so viel mit ihm unternahm, wenn Anke mal mehrere Tage geschäftlich unterwegs war. Und somit hatte Klaus, so hieß Anke´s Mann, auch die besseren Karten. „Wenn sie mich wirklich geliebt hätte, dann hätten wir...". Warum quälte sie sich immer noch damit, es war vorbei. Anke und Phillip waren vor über einem halben Jahr ausgezogen. Seitdem suchte sie eine neue Bleibe, diese hier musste sie definitiv in vier Wochen geräumt haben. Da die Wohnung erst neu von ihr renoviert wurde, brauchte sie sich um nichts kümmern, das Kinderzimmer konnte auch so bleiben wie es war. Das Paar, welches die Wohnung beziehen würde, bekam Nachwuchs. Christina wusste nicht wohin, aber sie würde ganz sicher nicht zu ihren Eltern zurückgehen. Sie hatten zwar ein sehr gutes Verhältnis, auch wenn sie am Anfang die *Neigung* ihrer Tochter nicht so recht wahr haben wollten.
Stephanie wälzte sich in ihrem Bett, konnte einfach nicht einschlafen. Räumte in Gedanken schon ihre Möbel in die Zimmer, sah sich schon mit einem schönen Wein auf ihrem Balkon sitzen. Aber sie hatte noch viel zu tun, sie wollte sich einen Plan aufstellen, was sie besorgen musste: Tapete, Farbe, zum Glück keinen Teppich, der im Wohnzimmer, im Flur und in den Räumen war vollkommen in Ordnung, in Küche und Bad waren Fliesen. Gardinen brauchte sie auch, vielleicht auch nur Vorhänge und sicher noch einiges mehr. Ob sie Monika und Britta für´s Renovieren einplanen konnte? Wenn sie ganz lieb fragen würde? 'Aber ich kriech nicht sonst wo hin. Dann kam sie unwillkürlich auf Christina. Wie es sich wohl anfühlen würde, sie zu küssen? 'Sag mal, geht´s noch?' Und doch erinnerte sie sich an die kurze Umarmung vor der Kneipe, was das wohl zu bedeuten hatte? Nun ja, das würde sie nie erfahren. Aber anrufen werde ich sie, ganz bestimmt. Jetzt fühlte sie, wie sie doch von der Müdigkeit übermannt wurde und schlief ein.
Es klopfte an ihre Tür. „Stephanie, es ist schon halb acht, musst Du nicht los?" 'Ach Du Schande', sie hatte vergessen, den Wecker zu stellen, donnerstags war immer sehr viel zu tun. „Danke Britta", gähnte sie durch die Tür, „lieb von Dir". Für eine angenehme Dusche blieb keine Zeit, musste eine Katzenwäsche reichen. Ein wenig durch die Haare wuseln, bisschen Schaum rein, fertig. Sie liebte ihre Kurzhaar-Frisur, die aber nicht sofort erkennen ließ, dass sie auf Frauen stand. Sie wusste sowieso nicht, warum man das ausgerechnet an den Haaren ablesen sollte. Gut, es gab ja Frauen, die es mit ihrer Frisur darauf anlegten, fast kurz geschoren, Männerklamotten anzogen und kein bisschen fraulich wirkten. Nun ja, jeder das ihrige. Stephanie dagegen legte Wert auf frauliche Züge, auch wenn sie dazu stand, Lesbisch zu sein, musste es nicht jeder gleich sehen. Aber sie hatte sich nie versteckt. 'Und das ist auch gut so', ein Supersatz von ihrem Lieblingspolitiker. 'Christina steht auf Männer'. Warum nur kam sie Stephanie schon wieder in den Sinn?
„Hier", Britta hielt Stephanie eine dampfende Tasse Kaffee entgegen und küsste sie auf die Wange. Stephanie nahm sie dankbar entgegen. "Danke, lieb von Dir". „Muss Dich doch die letzten Wochen noch ein wenig verwöhnen". Britta sah sie dabei nicht an, doch Stephanie hatte den Wink verstanden. „Es war doch klar, dass ich irgendwann ausziehe, so kann es doch auch nicht weiter gehen, und es geht uns allen besser damit." „Hätten wir zwei uns nicht kennen gelernt, dann wärst Du mit Moni heute noch zusammen".
„Ach komm Britta, such die Schuld nicht allein bei Dir. Ist nun mal so, gegen Liebe ist man einfach machtlos". „Und wann denkst Du, ziehst Du aus?" Stephanie überlegte. „Nun ja, das hängt von vielen Kriterien ab". „Die da wären"? Stephanie hatte Monika nicht bemerkt, die plötzlich hinter ihr stand. „Die da wären", nahm Stephanie Monika´s Satz auf", dass ich noch jede Menge zu tun habe. Tapezieren, Streichen und so". „Und wie viele Hände Du zur Verfügung hast, stimmt´s? Britta und ich haben gestern noch lange geredet, und wenn Du nichts dagegen hast, helfen wir Dir dabei".
„Das hatte ich gehofft", warf Stephanie ein und ehe sie sich versah, nahm Monika sie in die Arme und hielt sie ganz fest. „Ich möchte die Zeit mit Dir nicht missen, es war eine schöne Zeit, mit Höhen und Tiefen, aber selbst wenn Britta nicht aufgetaucht wäre, wir haben gemerkt, dass sie vorbei war, oder?" Stephanie wusste, dass Monika Recht hatte, zum Ende waren es mehr Tiefen als Höhen, sie hatten sich einfach auseinander gelebt, woran das nun genau lag, vermochte sie jedoch nicht zu sagen. „Dann ist ja wohl klar, was wir am Wochenende vorhaben", beendete Britta die gedrückte Stimmung, "wir werden in den Baumarkt fahren, Tapete, Farbe und jede Menge anderes Zeugs besorgen. Plündere Dein Konto liebe Stephanie und dann kann es losgehen". Sie hob die Hände, „Give me Five”. Stephanie und Monika klatschten hinein.
Am Samstagmorgen um halb zehn ging es los. Stephanie hatte sich etwas Bargeld geholt, aber nicht übermäßig, so viel Geld in der Tasche machte sie immer nervös. Sie hatte ja auch noch ihre Karte, die sie heute benutzen würde. Als erstes wurden Tapeten ausgesucht. Monika und Britta, die sich erst die Wohnung ansehen wollten, wurden nicht enttäuscht. Traumhaft, wirklich, fanden beide. Es musste irgendwie Farbe in den Flur, nur einfach weiß sah trostlos aus. Alle drei entschieden sich für einen schönen gelben Ton, nur nicht Zitronengelb. Terrakotta für das Wohnzimmer und ein schönes blau für das Bad. Das Malern war Britta´s Spezialität, sie hatte früher eine Malerlehre begonnen, sie aber nie fertig machen können, da sie auf irgendein Mittel allergisch reagierte, doch in ihrer Freizeit war das kein Problem. Sie ließen sich die Farben gleich mischen, so konnten sie gleich loslegen. Folie zum Abkleben, Pinsel durften auch nicht fehlen. Stephanie stellte sich irgendwas Getupftes vor, nur wie es genau aussehen sollte, wusste sie noch nicht. Vorhänge, Gardinen oder gar Rollo´s konnte sie noch nicht mitnehmen, sie musste ja auch erst einmal messen.
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