von Sui-85
Am Samstag ging es Sally immer noch nicht anders. Sie versuchte, sich mitallen möglichen Dingen abzulenken, spielte sogar mit ihrer Familie Karten,was sie sonst nie tat.
Abends hatte sie keinen Elan, um wegzugehen. Sie verkroch sich im Bett, umzu lesen.
Sally konnte sich an alles von dem Abend mit Kimberly erinnern, nur eineSache war ihr entgangen. Dass sie ihre Nummer hatte.
Sie hatte es sich gerade gemütlich gemacht, ihr Buch aufgeschlagen undangefangen, sich einzulesen, da klingelte ihr Handy. Sie ergriff es und alssie aufs Display sah, traf sie fast der Schlag. Es blinkte, in regelmäßigkurzen Abständen „Kimberly“ auf. Sie war so geschockt und überrascht, dassihr Handy diesen Namen zeigte, dass sie glatt vergaß, abzunehmen. DasKlingeln verklang.
Sally rief zurück und sofort nahm Kimberly ab. „Hey Sally. Bin hier mitMaria und Tim im Jugendzentrum. Wir kickern. Kommst du vorbei?“ „Klar, binin zehn Minuten da, bis gleich“, entgegnete Sally.
Kaum aufgelegt, sprang sie aus dem Bett und schmiss sich in ihre Klamotten.
Dabei achtete sie nicht darauf, was sie anzog. Hauptsache, sie konnteschnell starten. Schnell noch Zigaretten und Handy eingesteckt,Autoschlüssel geschnappt, die Beine unter die Arme und ab ins Auto. Für dieStrecke hätte sie zu Fuß nur wenige Minuten gebraucht, aber seit ihremFührerschein geht sie die Strecke nur noch im alkoholisiertem Zustand zuFuß.
Angekommen auf dem Parkplatz, sprang Sally aus dem Auto und bewegte sich inRichtung Eingang. Kurz bevor sie an der Tür angekommen war, stoppte sieabrupt. Da saß Kimberly. Sie schien viel Spaß zu haben, hatte ein Bier inder Hand und trank, lachte und unterhielt sich mit Maria und Tim.
Sally atmete einmal tief durch und machte sich weiter auf dem Weg inRichtung Eingangstür. Drinnen trat sie um die Ecke. Maria und Tim bekamensie nicht gleich mit. Die beiden saßen mit dem Rücken zu Sally. Kimberly saßihr jetzt genau gegenüber, sie erblickte Sally und plötzlich erweichten sichSallys Knie. Sie musste sich festhalten, nur wo und bloß nicht denBlickkontakt beim Suchen von Halt verlieren. Sally ließ sich sanft gegen dieWand fallen.
Kimberly schien der Anblick von Sallys leichter Unbeholfenheit, die ihr, wieeigentlich von Sally erhofft, nicht verborgen blieb, zu erfreuen, denn sielächelte, wie es aussah, aus tiefstem Herzen. So sah es für Sally aus undsie gab es genauso aus vollem Herzen zurück.
Tim spielte wohl mal wieder den Entertainer. Ihm machte es Spaß, anderenStundenlang ein herzhaftes Lachen zu entlocken und er versuchte es mit allenMitteln. Maria hörte ihm mehr oder weniger gespannt zu, denn das Lachenkonnte sie sich nicht verkneifen.
Als Tim mal wieder aufsprang, wild gestikulierte und sich dabei im Kreisdrehte, entdeckte er seine Schwester. „Hey süße, bist ja doch noch da.“,sagte Timetwas spöttisch, da er die Blicke zwischen Kimberly und Sallybemerkt hatte. Sally registrierte ihn erst gar nicht. Erst als er auf siezukam und sie mit einem Kuss auf die Wange begrüßte, da war sie wiedervöllig da.
Maria sprang gleichzeitig mit Kimberly auf und war schneller. Sie nahm Sallyherzhaft in die Arme. Dann war Kimberly an der Reihe, etwas zurückhaltendund schnell umarmten sie sich. Alle vier setzten sich und Tim reichte Sallyein Bier rüber. Sally kramte in ihren Taschen. ’Darf doch nicht wahr sein’,grummelte sie vor sich hin. Wohl etwas lauter, als sie wollte. Kimberlyreichte ihr Feuer, aber genau das wollte sie nicht. Sally hatte sonst immereinen Flaschenöffner dabei, da sie es nie hinbekommen hatte, Flaschenanders, als mit dem Öffner aufzubekommen. „Kannst du das für michübernehmen?“, sprach Sally sichtlich verlegen und sie reichte KimberlyFlasche und Feuerzeug. Ein lautes Lachen ertönte aus allen drei Mündern,Sallys Gesichtsfarbe hatte jetzt die Farbe einer reifen Tomate und erhieltBier geöffnet wieder.
Tim fing langsam wieder an mit seinen amüsierenden Gesichtern, erzählteirgendwelche zusammenhangslose Dinge, doch Sally ließ das heute alles kalt.
Sie hatte andere Unterhaltung. Kimberly. Ihre Gesten, Bewegungen, besondersihre funkelnden Augen und ihre Lippen faszinierten Sally. Die vieramüsierten sich noch lange, doch dann wollten alle aufbrechen, außer Sally,was sie sich nicht anmerken ließ.
Und so ging es die nächsten zwei Wochen. Sally und Kimberly sahen sich fastjeden Tag und wenn nicht, schrieben sie sich tausende SMS, was sichsichtlich auf Sallys Handyrechnung auswirkte.
Sally tat sogar Dinge, die sie vorher gehasst hatte, nur um Kimberly zuimponieren und ihr nah zu sein. So ging sie zum Beispiel reiten. Kimberlyhatte ein eigenes Pferd. Sylvester hieß er. Ein Haflinger. Und dort gab esdie nächste Begegnung, von der Sally nicht wusste, wie aufzufassen und damitumzugehen.
Schon immer, wenn sich die beiden getroffen haben, gab es beiderseitigirgendwelche Annäherungsversuche und Sally wusste nie, wie sie damit umgehensollte. Kimberly war bi, das hatte sie Sally schon am ersten Abend gesteckt,aber doch hatte sie einen Freund, den Sally auch noch ziemlich gut kannte.
Also machte sich Sally lieber überhaupt keine Gedanken und genoss die Zeiteinfach.
Am Wochenende, es war Pfingsten, war Sally bei einer großen Gesellschafteingeladen. Maria und Kimberly hatten ihr zugesagt, sie abzuholen undhinterher auf einer anderen Party noch etwas zu trinken und gemeinsam zufeiern.
Spät in der Nacht und ziemlich betrunken wurde sie von den beiden abgeholt.
Schnell noch zur Tankstelle, etwas zu Trinken gekauft und ab zur nächstenParty. Dort waren leider zu viele Leute, um mit Kimberly etwas anzustellen,wie Sally es eigentlich vorhatte. So feierten sie ausgelassen zusammen undtauschten bedauerlicherweise nur ein paar heiße Blicke aus.
Die drei verabredeten sich für den nächsten Tag. Sally würde zusammen mitMaria Kimberly abholen, damit diese was trinken konnte und Christian würdesie später abholen.
Also ging es diesmal auf eine Lan-Party.
Maria war in die ganze Sache eingeweiht, dass Sally sich in Kimberlyverschossen hatte und redete draußen mit Kimberly. Dass Kimberly Sally nichtweh tun sollte und noch mal mit Sally offen über die ganze Sache redensollte, damit endlich Klarheiten geschaffen werden.
Sally kam raus, um nach den beiden zu schauen, erblickte sie, aber wolltenicht stören, also ging sie zum Auto, um ein paar CDs zu holen.
Auf dem Rückweg sah sie Kimberly auf einer Treppe im Schatten des Lichtssitzen. Sie setzte sich dazu. „Was ist los? Warum sitzt du hier?“, fragteSally. „Gute Frage, ich habe auf dich gewartet. Ich weiß nicht , was ich mitdir tun soll.“ Sally stutzte. Ihr war klar, dass Kimberly mit ihr über dieseverzwickte Situation reden wollte, tat dennoch unwissend. „Was meinst dudenn jetzt damit?“, fragte sie. „Ich will dir nicht weh tun, verstehst du?“In dem Moment war Sally alles klar. Sie war nicht mehr, als eineAbwechslung, etwas neues für Kimberly. Sie spürte, wie eine kleine Welt inihr zusammen brach. Aber es gab nur noch eine Möglichkeit, ihr nah zu seinund die nutzte sie, auch wenn sie wusste, wie dumm es war.„Warum wehtun? Ist doch alles klar. Und in Ordnung so.“ Kaum diese Worteausgesprochen, beugte Kimberly sich zu ihr rüber. Sie schauten sich tief indie Augen. Sally legte die CDs zur Seite, legte ihre Hand sanft aufKimberlys Wange, streichelte zärtlich darüber. Ihre Gesichter näherten sich,Sally konnte schon Kimberlys Atem spüren, sie schlossen ihre Augen und ihreLippen fanden sich. Zaghaft öffnete sie Sally und schloss sie um KimberlysUnterlippe. Sie spürte Kimberlys Hände auf ihren Oberschenkeln. Kimberlyöffnete leicht ihre Lippen um Sallys Zunge Einlass zu gewähren. Sie küsstensich immer inniger, rutschten enger zusammen und dann ging die Tür auf. Diebeiden fuhren blitzartig auseinander, saßen wieder ganz brav nebeneinander,doch nur bis Mirko hinter der Ecke verschwunden war.
Wieder fielen beide wiezwei Liebeshungrige übereinander her, aber es kamen immer öfter Leute raus,also entschieden sie sich, wieder reinzugehen.
Heimlich hielten sie Händchen. Wenn die entsprechenden Leute nicht geschauthaben, drückte Kimberly Sally auch mal einen Kuss auf. Doch Sally wolltemehr. Unter einem Vorwand lockte sie Kimberly wieder an die frische Luft,zog sie in eine dunkle Ecke des Hofes und küsste sie leidenschaftlich.
Kimberly erwiderte die Küsse mit einer gewaltigen Intensität. Doch wiedermussten sie zurück, damit es nicht zu sehr auffiel.
Spät am Abend kamen Tim, Maria und Thomas auf die Idee, noch wegzufahren.
Das war die Gelegenheit für Sally. Weg von den Leuten, die davon nichtsmitbekommen durften. Stefan schloss sich der Abenteuerfahrt an und es warwirklich eine Abenteuerfahrt, denn alle, samt Fahrerin, waren sturzbetrunkenund sechs Leute im Auto. Sally fuhr los.
Von allen beschlossen, ging es in den Wald auf einen kleinen Parkplatz. Dortangekommen verzogen sich Maria und Thomas gleich in einen dunklen Teil desParkplatzes, um ungestört zu sein. Tim und Stefan machten sich im Auto überSallys Anlage her.
Kimberly stand angelehnt an einem Tisch, der von zwei Sitzbänken umgebenwar, Sally trat an sie heran und beide grinsten bei dem Anblick von tim undStefan. Die Anlage hatte es beiden sichtlich angetan und in den Wald halltelaute Musik hinein.
Sally legte ihre Hände auf Kimberlys Oberschenkel, ließ diese hinauf wandernund auf ihren Hüften ruhen. Dabei fingen sie an, sich intensiv zu küssen.
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