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Dein verschmitztes Lächeln ...

von LeonoraCassand


Gestern, es war ein berauschender, wunderbarer Abend gewesen, mit vielen tollen Gästen und knisternder Musik zum völligen Dahinschmelzen.

Nein, ich brauchte natürlich wieder einmal weit über zwei Stunden schierer Hingabe, um mich zu Hause überhaupt stylisch fertig machen zu können. Zum Heulen wurde mir in meiner Verzweiflung allerdings beim Anblick in meinen Kleiderschank ...
Da muß bei einer wie mir stets alles einwandfrei werden; damit ich mich in mir selber wohlfühlen kann und mich ganz in den Abend hineinvergessen werde.

Wie so meist war ich so ziemlich bei den ersten Gästen dieser Abendparty. Nein, ja doch, so liebe und brauche ich das, denn ich benötige am Anfang immer etwas meine innere Ruhe und die ergreifende, hingebungsvolle Leere, der auf Hochglanz polierten Tanzfläche. Ganz langsam, noch langsamer erst müssen die Vibrationen der aus den schwarzen Boxen die Luft erfüllenden Klänge in den Körper überfließen.

Viel später, unter der Fülle der zahlreichen Gäste, die dicht an dicht gedrängt, wie Körper an Körper in einer Flut harmonischer Bewegungen dahinglitten, fiel unerwartet mein verlorener, durchwandernder Blick auf einen Berg roter Rosen.
Hinten, so sehr auf der anderen Seite des laut schwingenden Saales, ein klein abseits in einer dunkleren Ecke. Rote Rosen?

Abrupt hielt ich in der leidenschaftlichen Bewegung meiner Tanzschritte inne und wurde mir jetzt erst gewahr, daß hinter diesen herrlichen Rosen ein Gesicht hervorlugte. Aus einem Antlitz so rein wie edelstes Porzellan blinzelten zwei leuchtende, grüne Augen in das flackernde Disco-Licht.
Mit einem freundlichen Nicken, aber irgendwie doch so sanft und schüchtern, gleiteten ihre Schritte von Gast zu Gast.
Und, während ihre roten Rosen Stück für Stück weniger auf ihrem Arm wurden, füllte sich ihr karges, dürftiges Säckel mit leise klimpernden Münzen.

So fasziniert, so gefesselt von ihrer schlichten, stillen Art konnte ich meine Blicke, meine Neugier, meine Sehnsucht, meine Schritte nicht mehr von ihr fern halten. Würde ich auch noch eine dieser prächtigen roten Rosen erstehen können, erstehen dürfen?
Ach, bitte mein lieber Herrgott, nur eine einzigste dieser roten Rosen; eine einzigste für die Einsamkeit meiner Vase, für die Einsamkeit meines Herzens.

Kaum noch eine unbedeutende handvoll Schritte von ihr entfernt erwischte mein Fuß einen nassen Fleck und rutsche ich im hohen Bogen aus und fiel krachend auf den harten Holzboden. Alle Knochen jaulten vor Schmerzen auf und verlor sich mein Blick im hektischen Aufschrei der vielen anderen.
Als ich endlich wieder mit etwas lädierter Garderobe auf den Beinen stand, blickte ich unvermittelt in ihr seidenschimmerndes Antlitz.

Bemerkte ich da vielleicht etwa ein ganz leichtes, verborgenes, aber auch verschmitztes, Lächeln auf ihren rosa Lippen? Oder, sollte es nur meine beschämte Einbildung sein, die mir wieder nur einen Streich spielte?
Doch, oh Schreck, nein, NEIN: die roten Rosen, sie waren alle schon leer; ausverkauft. Betrübnis und Traurigkeit glänzten in meinen Augen, in meiner Seele auf.

Behutsam, als gäbe es in jenem Augenblick eigentlich nur noch uns beide in diesem überfüllten Saal, nahm sie meine noch etwas schmerzende Hand in die ihre. Mit ihrer zweiten Hand reichte sie tastend in ihre ebenfarbenen, langen Haare und suchte, bis sie es fand. Dann legte sie es ganz vorsichtig, wie einen kostbaren Schatz in meine Hand, flüsterte unheimlich leise in mein Ohr und verschwand plötzlich, wie im Zauber schwebend, aus dem Saal.

Da neigten sich meine Augen und erblickten eine kleine, zierliche Rose ... wunderschön, herrlich in ihrem Duft, einzigartig ... Ihre letzte Rose, nur für mich? Vielleicht nur für mich?
Nein, keine rote Rose, aber für mich die schönste, die liebevollste Rose in meiner Seele, in meinem Leben und, vielleicht? in meinem Glück.

Die Sonne lacht frisch strahlend vom blauen Himmel durch das Fenster in meine noch schlaftrunkenen Augen, während mich meine beiden schnurrenden Samtpfoten in ihrem Spiel wecken.
Als ich mit noch müden Beinen endlich aus dem Bett erklimme und endlich gähnend in den Spiegel schaue, lächelt mich schüchtern, aber auch verschmitzt, eine wunderschöne gelbe Rose an. Ja, da ist es wieder, genau dort, dieses verborgene, aber auch verschmitzte Lächeln ....

Vielleicht ihre letzte Rose? Eine letzte Rose für das Glück? ... für das Leben? ... für ein verschmitztes Lächeln?

Gelbe Rose? Werde ich Dein verschmitztes Lächeln ...?

Deine Leonora



copyright © by LeonoraCassand. By publishing this on lesarion the author assures that this is her own work.





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