von Lorina
Ich will wieder Kind sein. Je mehr ich weiß desto komplizierter wird alles. Je mehr ich seh desto mehr verwirrt es mich. Wir leben in einem starren Gerüst, in dem sich ein Wirbelsturm dreht. Jeder glaubt an das Gerüst, keiner sieht es schwanken. Jeder beschimpft, verflucht es und doch hält es uns am Leben. Ich such den Schutz der Unwissenheit. Ich weiß wie ich denken, handeln, fühlen sollte, so dass es gut für mich wäre, so wie es richtig wäre. Aber ich kanns nicht, darum will ichs auch nicht wissen. Die Menschen erschrecken mich. Blickt man zu tief in ihre Seelen spucken einem Fratzen ins Gesicht. Sie fressen auf den sie lieben. Hier kann es keine Freiheit geben, denn so schlüpfen die hässlichen Fratzen aus ihren Hüllen. So such ich weiter nach Sinn und Erfüllung. Finde beide in Verstand und Herz, doch nur Sekunden werden ihnen geschenkt, wie ein flüchtiger Duft entschwinden sie. Mühevoll ist die Suche, wenn man nicht findet.
Wer ist besser dran? Derjenige, der sich vom Teufel verführen lässt, weil er ihn für einen Engel hält? Oder derjenige, der weiß, wem er gegenüber steht, versucht zu kämpfen und trotzdem scheitert. In dem Wissen, er hätte sich nicht verführen lassen dürfen, er kannte doch den rechten Weg? Sollte ich fragen wer quält sich weniger? Sollte ich fragen wer lebt weiser? Es gibt keine Antwort, weil keine Frage richtig ist.
So dreh ich mich weiter mit all den anderen Engelsfratzen, halt mich fest am wackligen Gerüst, versuch empor zu steigen, doch das rostige Eisen schneidet mir in meine Hände. So hangeln wir um die Wette. Blicken hoch, dort stehen die Sieger, blicken runter, im Schwindeln sehen wir die Gefallenen. Doch mühevoll wird die Suche nach den Glücklichen, wenn man sie nicht findet.
Und jetzt sollte ein Schluss folgen, passend zum Anfang. Doch den kenn ich nicht, weil es noch kein Ende gibt, denn das Karussell dreht sich, dreht sich weiter bis es nicht mehr kann. Solang spielt die Musik ihre berauschende Melodie. Solang bebt der Pulsschlag im Tanz um das goldene Kalb.
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