Description:
Wir haben es damals alle gespürt. Wir haben gespürt, daß etwas auf uns
zukam, dem wir nicht würden ausweichen können. An jenem Abend sind
die ersten Schatten einer dunklen Wolke auf uns gefallen, einer Wolke, die
sich schon seit langem, ohne daß wir es bemerkt hatten, über uns
zusammenballte, die sich im Laufe der Zeit mehr und mehr verdichtete, bis
sie begann, die Sonne zu verdunkeln. Und wenn ich an das Frösteln
zurückdenke, das mich an diesem Abend erfaßte, so ist es vor allem die
Erinnerung an Suzannahs Arm, ihre weiche Brust an meiner Seite, an ihre
Hand unter meinem Gürtel, die mir deutlich macht, wie sehr mir ihre Wärme
damals geholfen hat, wie sehr sie mich geschützt hat, damals und in all
den Jahren danach, wie sehr ich ihre Wärme vermisse, wie sehr ich
vermisse, wie sie mich hielt.
Beurteilung von Miriam: E-Mail: miriam@lesbenbuecher.de
Die Erzählerin hat den Unfalltod ihrer Freundin Suzannah zu verarbeiten.
Das tut sie, indem sie sich an ihre Kindheit erinnert, an ihre Zeit ohne und
schließlich mit Suzannah. Diese Zeit in einem Tagebuch in `Bildern´
festhält. Sie, die schon seit früher Kindheit jede Person, die ihr wichtig
war, durch Schicksalsschläge verloren hat. Zuerst, als sie vier Jahre alt
ist, ihren Vater, mit fünfzehn Jahren ihre Mutter, als sie Suzannah schon
kennen und lieben gelernt hat, ihr geliebter Onkel. Daß dabei eine "etwas"
komplizierte Persönlichkeit entsteht, ist sicher verständlich. Dennoch sind
die Charaktere der beiden Hauptpersonen so kompliziert, daß ich das Buch
unter diesem Aspekt teilweise anstrengend fand. Trotzdem lesenswert,
weil auch hier das Niveau deutlich über dem Durch- schnitt liegt.
Regelrechte Literatur
|